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    Damals wie heute: Deutsche Monopole fördern den Faschismus

    Auch in diesem Jahr gedenken wir am 8. Mai der Opfer des Faschismus und der Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens gegen ihn kämpften und kämpfen. Um diesen Kampf progressiv weiterführen zu können, ist es wichtig, sich der Kontinuität des Faschismus bewusst zu werden. Deutsche Monopole und Familienkonzerne waren damals maßgeblich verantwortlich für die Errichtung der faschistischen Diktatur und tragen die Verantwortung für die Gräueltaten, die daraus folgten. Heute gehören diese Familien zu den reichsten und einflussreichsten Deutschlands. – Ein Kommentar von Olga Goldman.

    Der Faschismus ist, wie auch der Kapitalismus, kein abgeschlossenes Kapitel der Menschheitsgeschichte. Heute wie damals ist der Faschismus der Ausweg des Kapitals, wann immer sich der Kapitalismus in einer Krise befindet und seine Herrschaft durch revolutionären Widerstand infrage gestellt wird.

    Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Correctiv-Recherche, die ein Treffen von rechten Ideologen, Politiker:innen aus AfD und CDU und Unternehmer:innen offen legte. Der Einfluss der deutschen Finanzoligarchie auf Politik und Kultur dauert an und somit die faschistische Tradition in Kapital und Staat – sei es durch die Gründung und Unterstützung rechter Denkfabriken oder durch Lobbyarbeit.

    Kontinuität des Faschismus

    Deutschland wurde nicht gewaltsam von Hitler besetzt. Im Gegenteil: Im deutschen Imperialismus gibt es einen hohen Anteil an Familien, die während des Hitler-Faschismus die Führung über die bedeutendsten Monopole innehatten und skrupellos von der nationalsozialistischen Politik profitierten. Es waren diese Konzerne in Deutschland, Europa und den USA, die den Faschismus an die Macht brachten und durch ihn die eigenen Profite mehren konnten.

    Die I.G. Farbenindustrie AG z.B. entstand Ende 1925 als ein Zusammenschluss deutscher Unternehmen, an dem unter anderem die Familie Bayer mitwirkte. Das Unternehmen produzierte während des Zweiten Weltkriegs das Gas „Zyklon B“, das in den Gaskammern der Konzentrationslager wie u.a. Auschwitz-Birkenau benutzt wurde, um Millionen Menschen zu ermorden.

    Zudem entwickelte der ehemalige Direktor des Bayer-Konzerns bereits im Ersten Weltkrieg die Idee, Kriegsgefangene als Arbeitssklaven einzusetzen. Diese Idee wurde von den Hitler-Faschist:innen und der deutschen Industrie flächendeckend umgesetzt.

    I.G. Farben errichtete beispielsweise in dem Vernichtungslager Auschwitz die I.G. Monowitz/Buna-Werke. In den Betrieben von Thyssen, Krupp, Siemens und I.G. Farben wurden sowjetische und jüdische Kriegsgefangene, Partisan:innen, Sinti:zze und Rom:nja zur Zwangsarbeit versklavt. Als Teil der Wirtschaftselite versprachen sich die genannnten Familien wirtschaftliche Gewinne und wollten den Faschismus zum eigenen Vorteil ausnutzen.

    Schwerindustrie für Hitler

    Ein Forschungsprojekt der Krupp-Stiftung offenbarte im Jahr 2022 Alfried Krupps Verhältnis zu den Nationalsozialisten: Alfried Krupp war Mitglied in mehreren NS-Organisationen. 1931 wurde er Fördermitglied der SS, 1938 trat er der NSDAP bei.

    Kaum ein deutsches Unternehmen beschäftigte im Zweiten Weltkrieg so viele Zwangsarbeiter:innen wie das Unternehmen Krupp. Auch Thyssens Konzerne liefen in der Zeit des Nationalsozialismus auf Hochtouren. In Thyssen-Hütte wurden während des Kriegs erst Vorprodukte, die später Verwendung in der Rüstungsindustrie fanden, und später Granaten hergestellt.

    Als mit Fortschreiten des Kriegs die Arbeitskräfte knapp wurden, löste der Thyssen-Konzern das Problem mit dem Einsatz von Zwangsarbeiter:innen. Diese wurden mehrheitlich aus Polen oder der Sowjetunion nach Deutschland transportiert und in Lagern untergebracht. Die häufig genannte Zahl von 100.000 Menschen ist nach Auffassung von Historiker:innen deutlich zu niedrig angesetzt.

    Der Großindustrielle Fritz Thyssen war Mitglied der NSDAP und wird oft als glühender Bewunderer Adolf Hitlers bezeichnet. Thyssen half der NSDAP bei der Finanzierung des „Braunen Hauses“, der Münchener NSDAP-Zentrale. Nach dem Krieg, 1959, gründete die Familie die „Fritz Thyssen Stiftung“. Diese gehört heute zu den reichsten deutschen Stiftungen und besitzt ein blutbeflecktes Vermögen von 550 Millionen Euro.

    Familie Finck profitierte unter Hitler und fördert heute die AfD

    Weitere Paradebeispiele für die direkte Verstrickung von Kapital und Faschismus sind auch die Familien Flick und Finck. Die Flicks waren die führende Industriellenfamilie der Kohle- und Rüstungsgesellschaft und gehörten zu den engsten Förderern Hitlers.

    Unter Leitung des Familienpatriarchen Friedrich Flick expandierte der Flick-Konzern im Verlauf des Zweiten Weltkriegs nach Lothringen, Lettland und die Ukraine und war einer der größten industriellen Profiteure der „Arisierung”. Unterstützt durch den NS-Staat übernahm der Flick-Konzern enteignete Konkurrenzunternehmen jüdischer Eigentümer:innen zu außerordentlich günstigen Konditionen.

    Trotz seiner Verurteilung zu sieben Jahren Haft im Dezember 1947 in einem Nachfolgeprozess der Nürnberger Prozesse war Friedrich Flick nach seiner vorzeitigen Freilassung in den 50er Jahren der reichste Mann Deutschlands. In den 70er Jahren unterstützte er den Bundesnachrichtendienst (BND) auf seiner Jagd nach der RAF und blieb als Lobbyist weiterhin einflussreich in der deutschen Politik. Durch die „Flick-Affäre“ in den 1980er Jahren wurde die Zahlung von Schmiergeldern in Millionenhöhe an Bundestagsabgeordnete wie auch an CDU-Bundeskanzler Helmut Kohl öffentlich.

    Auch der Reichtum der Familie Finck war in der Zeit des Hitler-Faschismus enorm gewachsen: Familienpatriarch Wilhelm von Finck war Bankier und Mitbegründer der zwei größten Versicherungen des BRD-Imperialismus – der Allianz Versicherungsgesellschaft und der Münchener Rückversicherungsgesellschaft. Sein Sohn, August von Finck Senior, übernahm im Zuge der Arisierung weitere zahlreiche Banken. Auf diesem Vermögen aufbauend war sein Sohn August von Finck Junior bis zu seinem Tod 2021 ein zentraler Finanzier der AfD und anderer neurechter Parteien.

    Kampf dem Faschismus

    Der Faschismus ist also ein Werkzeug des monopolistischen Kapitals. Familienmitglieder der Kapitalist:innen und Finanzoligarch:innen, die zur Zeit des Faschismus an der Macht waren, üben noch heute Einfluss auf die deutsche Staatsführung aus. Im Imperialismus, dem letzten Stadium des Kapitalismus, ist der Faschismus systemimmanent und das Resultat eines Staats, der danach giert, sein Herrschaftsgebiet auszuweiten.

    Damals wurde der deutsche Imperialismus vorrangig durch die Rote Armee der Sowjetunion zerschlagen. Heute kämpfen wir gemeinsam – als Arbeiter:innenklasse vereint – Tag für Tag auf der Straße und überall gegen den Faschismus als Machtinstrument der herrschenden Klasse. Der Kampf gegen den Faschismus muss deshalb immer auch ein Kampf gegen den Kapitalismus sein.

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