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      Geflüchtete werden gezielt für Schwarzarbeit ausgenutzt

      In Niedersachsen wurden Geflüchtete durch eine Reinigungsfirma mit Arbeitsverträgen, Unterkunft und einer Arbeitserlaubnis gelockt. Dahinter steckte laut Medienberichten allerdings Schwarzarbeit, die weit unter dem Mindestlohn bezahlt wurde.

      Die Reinigungsfirma Yess Facility Management, die Dienstleistungen für Dormero Hotels erledigt, hat über soziale Medien vermehrt Geflüchtete angeworben. Zwei von ihnen berichteten dem NDR über ihre Lage.

      Die beiden Betroffenen befinden sich in einer Situation, in der sich fast alle Geflüchteten wiederfinden. Man kommt in einem Land an, das man nicht kennt, hat kein Geld und keine Zukunftsaussichten. Diese Menschen werden aufgrund ihrer ausweglosen Situation immer wieder von Firmen und Konzernen in schlecht bezahlte und oft auch illegale Jobs gezwungen. Denn für sie sind Geflüchtete nichts mehr als billige Arbeitskräfte.

      Arbeitsangebote über Telegram

      Die Reinigungsfirma lockte über den Messenger-Dienst Telegram mit einem Arbeitsvertrag, einer Unterkunft und einer Arbeitserlaubnis. Die beiden Geflüchteten begannen für die Firma zu arbeiten, bekamen jedoch trotz häufiger Nachfragen keine Verträge. Sie wurden mit den Worten „Das braucht alles seine Zeit. Sie müssen verstehen, dass in Deutschland nicht alles so schnell geht.“ abgespeist.

      Gehalt weit unter dem Mindestlohn

      Die beiden wurden weit unter dem Mindestlohn bezahlt.Sie bekamen pro gereinigtem Zimmer nur 2,70 Euro. Aus den Stundenzetteln, die dem NDR vorliegen, ergibt sich ein Durchschnittslohn von 3,70 Euro – weit unter dem Mindestlohn für Reinigungskräfte von 11,55 Euro. Teilweise mussten sie mehrere Wochen auf hier Geld warten. Als es dann ausgezahlt wurde, bemerkten sie, dass 250 Euro fehlten. Diese Summe wurde für das von ihnen bewohnte Zimmer einbehalten.

      Durch einen ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingshilfe im Landkreis Celle fanden sie glücklicherweise einen Ausweg. Die beiden sind allerdings kein Einzelfall. Der Helfer holte wenige Wochen später weitere Geflüchtete aus der Reinigungsfirma, dieses Mal in Langenhagen.

      Sowohl die Hotelkette Dormero als auch die Reinigungsfirma Yess Facility Management weisen jegliche Schuld von sich. Dormero sieht die Schuld bei dem Subunternehmer, Yess Facility Management weiß von keinen solchen Vorfällen.

      Systematisches Ausbeuten von Geflüchteten

      Dass Geflüchtete als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, ist aber nicht neu. Vor einigen Wochen fuhren Mitarbeiter des Fleischindustrieunternehmens Tönnies an die polnisch-ukrainische Grenze, um dort Menschen für die schlecht bezahlten Jobs in den Schlachtereien anzuwerben. Auch in diesem Konzern wird stark auf die Ausbeutung migrantischer Menschen gesetzt, und es werden ebenfalls große Teile des Gehalts für die Unterkunft abgezogen.

      Auch Geflüchtete aus anderen Ländern wie Afghanistan und Syrien werden massiv und teils jahrelang in illegale Jobs gedrängt. Oftmals müssen sie über mehrere Jahre auf ihre Papiere und eine Arbeitserlaubnis warten. Außerdem werden erworbene Schul- , Uni- oder Ausbildungsabschlüsse nicht anerkannt. Dadurch müssen sie Jobs annehmen, die ebenfalls unter Mindestlohn bezahlt werden und in denen sie unter widrigsten Umständen arbeiten müssen.

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