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    25 Jahre Karfreitagsabkommen – Wie steht es um den irischen Befreiungskampf?

    Das sogenannte “Karfreitagsabkommen” wurde vor fast genau 25 Jahren in Belfast unterschrieben. Seither hat ein Großteil der irisch-republikanischen Kräfte den bewaffneten Kampf aufgegeben. Der Grundkonflikt bleibt jedoch ungelöst und es kommt insbesondere in Nordirland immer wieder zu Spannungen.

    Am 10. April, dem Karfreitag vor 25 Jahren, wurde im nordirischen Belfast das Karfreitagsabkommen unterzeichnet. Für viele tausend Menschen war damit der Schlussstrich unter ihren bewaffneten Kampf für ein vollkommen unabhängiges Irland gezogen.

    Konkret hatte die “Provisional Irish Republican Army” (IRA) als größte irisch-nationalistische Widerstandsgruppe schon zuvor im Jahr 1997 eine Waffenruhe ausgerufen, wodurch die irische Partei “Sinn Féin” an den Verhandlungen beteiligt wurde.

    Das Abkommen schrieb die permanente Teilung von Irland fest, indem es festhielt, dass die Mehrheit der Einwohner:innen Nordirlands Teil Großbritanniens bleiben wollen würden, während zugleich das Recht der Iren, in einer unabhängigen Republik zu leben, festgeschrieben wurde.

    Außerdem wurde sowohl die Entwaffnung der nationalistischen irischen Widerstandsgruppen wie der IRA als auch die der paramilitärischen Strukturen von Loyalisten – also Kräften, die der britischen Krone treu ergeben sind – beschlossen.

    Ein historischer Konflikt

    Bei der irischen nationalen Frage handelt es sich um einen sehr alten Konflikt, der seinen Ursprung schon in der Eroberung Irlands durch die britische Krone im 12. Jahrhundert hat. Ab dem 17. Jahrhundert initiierte das britische Königshaus jedoch eine gezielte Kampagne, um den Norden Irlands – die Provinz Ulster – zu kolonialisieren. Nachdem ein Teil des irischen Adels im Krieg vertrieben worden war, wurden dort gezielt protestantische und der Krone gegenüber loyal gesinnte Bäuer:innen aus Nordengland und Südschottland angesiedelt.

    Die Mehrheit der Iren jedoch war damals katholisch und ist es bis heute. In Nordirland jedoch waren bis vor kurzem die Protestant:innen in der Mehrheit. Bei der Volkszählung im Jahr 2021 wurde jedoch erstmalig eine höhere Anzahl von Katholik:innen als Protestant:innen in Nordirland ermittelt.

    Irisch-republikanische Kräfte erhoffen sich von dieser Entwicklung, dass die Ergebnisse des Karfreitagsabkommen zukünftig noch in Frage gestellt werden können. Denn das Abkommen sichert auch den Nordiren formell zu, dass sie sich – falls sie das mehrheitlich wollen – einer irischen Republik anschließen können.

    Perspektive der irischen Unabhängigkeitskampfes

    Ein geeintes, unabhängiges Irland scheint jedoch noch in recht weiter Ferne zu sein. Nicht nur, dass die britische Besatzungsmacht weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun wird, um den Rest ihres Territoriums auf der irischen Insel zu verteidigen.

    Auch kommt es im nordirischen Teil immer wieder zu scharfen Konflikten zwischen Loyalist:innen und Katholik:innen. So gibt es immer wieder Angriffe auf Geschäfte, Demonstrationen und Straßenschlachten. Dabei sind Städte wie Belfast oder Derry in Nordirland bereits strikt nach Konfession und somit indirekt oft auch nach politischer Haltung in der nationalen Frage getrennt.

    Organisationen, die sich in der langen Tradition der IRA sehen, scheinen jedenfalls seit dem Karfreitagsabkommen deutlich geschwächt zu sein. Wenig verwunderlich, immerhin hat das Abkommen erstmals in der Geschichte dazu geführt, dass Organisationen, die für die irische Unabhängigkeit eintreten, ihre Waffen abgaben.

    Trotz der grundsätzlich starken Schwächung scheint es aber in den letzten Jahren wieder gewisse gegenläufige Trends zu geben. So hat sich die “Real IRA” als eine der größten noch bestehenden republikanischen, bewaffneten Organisationen im Jahr 2012 mit Strukturen wie der “Republican Action Against Drugs” und anderen zu einer Organisation zusammengeschlossen, die sich schlicht “IRA” (teilweise auch “New IRA”) nennt.

    Neben gelegentlichen Aktionen gegen die Polizeieinheiten der Besatzungsmacht füllen diese Strukturen vor allem die Funktion von selbstverwalteten Selbstschutzstrukturen für die katholischen Viertel in nordirischen Städten aus. Einen Schwerpunkt stellt der teilweise gewaltsame Kampf gegen Drogenhändler:innen dar.

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