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      Von welchem Geld sollen wir sparen?

      Zu Beginn der Corona-Pandemie flossen Milliarden Euro als zusätzliche Spareinlagen an die Banken. Nun sind diese zusätzlichen Ersparnisse fast aufgebraucht. Die Inflation zerrt an den Geldtaschen der Arbeiter:innenklasse.  Ein Kommentar von Stefan Pausitz.

      Was haben die Aussagen „ich möchte mir bald ein neues Auto kaufen“, „wir wollen bald in den Urlaub fahren“ und „meine Altersvorsorge lege ich mir unter das Kopfkissen“ gemeinsam? Sparen.

      Wir alle kennen diese Wünsche nur allzu gut, und wir alle versuchen, an gewissen Ecken und Enden zu sparen. Egal, ob es die monatliche Rücklage für das hohe Alter ist oder ein Stück Brot zum Ende des Monats aufgrund von niedrigen Sozialleistungen. Zwischen dem 2. Quartal 2020 und dem 1. Quartal 2021 wurden insgesamt rund 70 Milliarden Euro mehr gespart als im Durchschnitt der fünf Jahre zuvor üblich.

      Im Finanzsektor nennt man die zusätzlichen Ersparnisse aus der Corona-Zeit – eben weil Kosten für Urlaube, Gastronomie etc. wegfielen – „Überschusseinlagen“. Diese Einlagen wurden bis zum Ende des ersten Quartals 2022 fast vollkommen aufgebraucht. Das zeigen die aktuellen Bilanzen der Banken. Hier brachen die Überschusseinlagen auf 600 Millionen bei den Sparkassen ein.

      Hier ist vor allem zu beobachten, dass Anfang des ersten Halbjahrs die Kaufkraft noch relativ hoch war, während jetzt die ersten Indikatoren für das Fallen der Kaufkraft auszumachen sind. Das ist unter anderem die logische Folge dessen, dass die Spareinlagen aufgebraucht werden. Auf der anderen Seite merkt die Arbeiter:innenklasse nun deutlich, dass sie viel mehr für ihren durchschnittlichen Einkauf zahlen muss. Die Konsequenz daraus ist wiederum, dass weniger gespart werden kann.

      Im Konkreten heißt das, dass bisher der Lebensstandard weitestgehend durch die Spareinlagen aufrecht erhalten wurde. Nun geht es an die Substanz. Es drohen Massenverarmungen. Der kapitalistische Staat wird uns nicht aus dem Schlamassel retten, in den uns dieses System reingeritten hat.

      Deshalb müssen wir beginnen, uns stärker selbst zu organisieren – in den Stadtteilen und auf den Dörfern. Wir müssen die Vereinzelung aufbrechen und uns zu Kollektiven zusammenschließen, die es schaffen sich über den Winter zu bringen. Gleichzeitig müssen wir aber auch sehen, dass der Kapitalismus uns immer wieder in solche Krisen führen wird. Darum müssen wir den Blick vom Kollektiv auch auf die Straßen lenken. Wir müssen protestieren für eine geplante Wirtschaft und ein System ohne den Reichtum Einzelner – den Sozialismus.

      • Perspektive-Autor seit 2019. Berichte von der ostdeutschen Provinz bis zur kritischen Infrastruktur. Lebt und arbeitet in Sachsen.

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