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    Ostasien: Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel

    Inmitten wachsender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben die USA, Japan und Südkorea erneut ein Marinemanöver in der Region durchgeführt. Die Übung mit einem Flugzeugträgerverband gilt auch als Signal an China. US-Präsident Biden traf sich zeitgleich zum Manöver mit Vertretern Japans und der Philippinen.

    Während die Welt eine mögliche weitere Eskalation zwischen Israel, den USA und dem Iran erwartet, wird auch die Lage rund um die koreanische Halbinsel zunehmend brisanter. Am Donnerstag und Freitag haben die USA gemeinsam mit ihren Verbündeten Japan und Südkorea ein gemeinsames Marinemanöver südlich von Korea abgehalten. Es ist bereits die zweite US-geführte Militärübung in der Region innerhalb weniger Monate.

    An dem aktuellen Manöver waren nach Presseberichten der amerikanische Flugzeugträger „USS Theodore Roosevelt“ sowie Zerstörer aus den drei Staaten beteiligt. Ziel sei es unter anderem gewesen, Gegenschläge gegen nordkoreanische Raketenangriffe zu proben. Zudem sei die Abwehr von U-Booten geübt worden.

    Strategische Entscheidung zum Krieg?

    Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich in den vergangenen Monaten wieder deutlich verschärft. Während die USA und ihre Verbündeten ihre militärische Zusammenarbeit ausbauen und demonstrativ Militärmanöver abhalten, führt Nordkorea wieder verstärkt Raketentests durch. Dabei erprobt das Land auch Raketen, die in der Lage sind, Atomsprengkörper zu tragen.

    Erst in der vergangenen Woche hat der nordkoreanische Staatsführer Kim Jong-un in einer Rede auf die instabile Lage in der Region hingewiesen und die Notwendigkeit für sein Land betont, sich „intensiver denn je auf einen Krieg vorzubereiten“. Eine Analyse des früheren CIA-Beamten Robert Carlin und des Atomwissenschaftlers Siegfried Hecker kommt zu dem Schluss, dass Nordkoreas Regierung die strategische Entscheidung zum Krieg getroffen habe: Entsprechende Warnungen aus den USA, Japan und Südkorea gingen inzwischen deutlich über das Routineniveau hinaus.

    Was würde ein neuer Koreakrieg bedeuten?

    Letzteres kann jedoch auch bedeuten, dass die USA selbst die Eskalation zu einem Krieg provozieren könnten, der nach Einschätzung des Nachrichtendienstes Bloomberg in jedem realistischen Szenario mit einer Zerstörung des nordkoreanischen Staates in seiner heutigen Form enden würde. Im Falle einer solchen existenzbedrohenden Eskalation könnte das Kim-Regime jedoch seine nach derzeitigen Schätzungen 40 bis 90 nuklearen Sprengköpfe gegen Südkorea, Japan, die US-Militärbasis auf der pazifischen Insel Guamoder sogar gegen die USA selbst – einsetzen.

    Doch selbst, wenn ein Krieg sich unterhalb dieses Eskalationsniveaus bewegte, würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit hunderttausende bis Millionen Tote fordern und die Zerstörung der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit sich bringen. In ihr lebt nicht nur die Hälfte der südkoreanischen Bevölkerung, sondern auch 70 Prozent der Wirtschaft des Landes sind dort konzentriert. Seoul ist unter anderem der Sitz der globalen Tech-Konzerne Samsung und LG sowie des Autoherstellers Kia: „Selbst ein kurzer Konflikt würde in den weltweiten Lieferketten nachhallen und die Weltwirtschaft stören“, so die Bloomberg-Analyse.

    Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass wenigstens die USA bereits sind, diesen Preis unter bestimmten Bedingungen zu bezahlen. In diesem Fall ginge es Washington jedoch weniger um Nordkorea selbst als um die aufstrebende imperialistische Weltmacht China, für die Nordkorea einen Pufferstaat zwischen dem eigenen Land und dem hochgerüsteten Südkorea darstellt. Ohne Nordkorea stünden heute mehrere zehntausend amerikanische Truppen direkt vor Chinas Grenzen.

    Das aktuelle Manöver ist daher auch als Signal der USA gegenüber China zu verstehen. Erst Ende Februar hatte die Volksrepublik mit Provokationen in der Straße von Taiwan für Aufregung gesorgt. Der Taiwan-Konflikt ist neben dem Korea-Konflikt und den Gebietsstreitigkeiten im Südchinesischen Meer der dritte latente Kriegsherd in Ostasien.

    Westasien: Kommt es zum regionalen Krieg?

     

    Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass sich US-Präsident Biden zeitgleich zum Marinemanöver in Korea mit dem Premierminister Japans und dem Präsidenten der Philippinen getroffen hat – und letzterem militärische Unterstützung im Falle eines chinesischen Angriffs zusicherte. Ähnlich wie derzeit in Westasien könnte sich also auch jeder Konflikt in Ostasien sehr schnell zu einem Flächenbrand entwickeln.

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