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      Mehrheit für 365-Euro-Ticket – doch wir sollten noch einen Schritt weiter gehen

      Laut einer Spiegel-Umfrage befürworten die meisten Menschen die Einführung eines 365-Euro-Ticket, das für das gesamte Bundesgebiet gilt. Solch ein Ticket könnte eine leichte Verbesserung bringen, reicht allerdings bei weitem nicht aus. Was es braucht ist ein komplett kostenloser ÖPNV. – Ein Kommentar von Julius Kaltensee

      Seit knapp über einem Monat gibt es in Deutschland nun das zeitlich limitierte 9-Euro-Ticket. Mit diesem können Menschen für 9 Euro einen Monat lang in allen öffentlichen Regionalverkehrsmittel im Bundesgebiet fahren. Über 21 Millionen Tickets wurden bereits verkauft. Zusätzlich zu den 10 – 12 Millionen Menschen, die sowieso ein ÖPNV-Abo besitzen, nutzten im Monat Juni fast 33 Millionen Personen dieses Angebot.

      Das 9-Euro-Ticket ist jedoch beschränkt auf die Monate Juni bis August 2022, und bislang ist keine Verlängerung oder Alternative in Planung.

      Alternative 365-Euro-Ticket

      Laut der Umfrage des Spiegel sprechen sich 54% der Befragten für eine Einführung eines 365-Euro-Tickets aus, während nur 26% dagegen stimmten. Das Ticket kostet im Jahr 365 Euro und soll für den gesamten Nahverkehr in Deutschland gelten. Dies ist für die Verbraucher:innen zwar teurer als das aktuelle 9-Euro-Ticket, ist aber dennoch deutlich billiger als die aktuellen Preise im öffentlichen Verkehr.

      Als Vorbild dient die Stadt Wien, die dieses Ticket schon seit Jahren für den städtischen Verkehrsbund anbietet. Durch die Umfrage des Spiegel wurde ebenfalls deutlich, dass 19% das Ticket „sicher“ kaufen würden, dies entspräche 20 Millionen Fahrscheinen bei 70 Millionen potenziellen Käufer:innen.

      Nur kostenlos ist eine wirkliche Entlastung

      Ein solches Ticket wäre damit zwar eine deutliche Verbesserung für die Arbeiter:innen und Erwerbslosen in Deutschland, allerdings gewährt es keine wirklich Entlastung. Denn 365 Euro sind für Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten oder Hartz 4 beziehen, dennoch eine sehr hohe Summe.

      Erst ein komplett kostenloser ÖPNV würde diesen Personen eine wirklich Entlastung bieten. Besonders Menschen, die Arbeitslosengeld 2 beziehen, werden durch den menschenunwürdig niedrigen Satz aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und können sich die Bahn oder den Bus oftmals schlichtweg nicht leisten.

      Nur 27€ sind im Hartz IV-Satz für “Mobilität” eingeplant. Doch muss dieses Geld meist schon in anderen Bereichen ausgegeben werden – zum Beispiel für Bildung, für die im Hartz IV-Satz gerade einmal rund 1 Euro vorgesehen ist.

      Besonders in Zeiten, in denen die Bundesregierung einfach mal eben so 100 Milliarden für die Aufrüstung der Bundeswehr aus dem Ärmel schüttelt und die Inflation auf einem Rekordhoch steht, sollten Forderungen nach kostenlosem ÖPNV also unbedingt lauter werden. Erste Aktionstage für einen kostenlosen Nahverkehr sind bereits geplant.

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