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    Kakaopreise explodieren, doch Bäuer:innen profitieren nicht

    Starkregen, Dürren, Pflanzenkrankheiten – die Kakaoernten brachen im vergangenen Jahr ein. Dadurch verteuerte sich die Einfuhr von Kakaobohnen so stark wie vor zuletzt 20 Jahren. Pünktlich zu Ostern dürfte daher auch die Schokolade in deutschen Geschäften teuer werden. Doch die westafrikanischen Kakaobäuer:innen profitieren kaum von den Preisanstiegen.

    Die Kakaopreise sind drastisch angestiegen. Im Januar 2024 waren die Einfuhrpreise nach Deutschland für Kakaobohnen um 73,4 Prozent höher als im Januar 2023. Eine so starke Teuerung gab es zuletzt vor 20 Jahren.

    Während der durchschnittliche Preis von Kakaobohnen im Welthandel im Februar 2022 noch bei 2.550 Dollar pro Tonne lag, war er zu Februar 2024 auf 5.640 Dollar angestiegen. Auch Verbraucher:innen werden die Preissteigerungen spüren. So sagte ein Sprecher des Lebensmittelkonzerns Mondelez, zu dem auch die Schokoladenmarke Milka gehört, dass das Unternehmen Preiserhöhungen, aber auch die Senkung der Stückgewichte in Betracht ziehe.

    Gründe für den Preisanstieg

    Deutschland ist mit Abstand das größte Exportland für Schokolade. Die für die Herstellung von Schokolade nötigen Kakaobohnen stammen jedoch größtenteils aus Westafrika. Die Elfenbeinküste ist mit einem Marktanteil von 45 Prozent bei weitem das wichtigste Erzeugerland, gefolgt vom benachbarten Ghana mit 14 Prozent.

    Ein Grund für den Preisanstieg sind die geringen Kakaoernten im vergangenen Jahr. Starke Regenfälle hatten zum Ausbreiten einer Pflanzenkrankheit geführt. Da in den letzten Jahrzehnten kaum neue Kakobäume gepflanzt wurden, sind die alten Bäume anfälliger für Krankheiten und Extremwetter, wodurch die Erträge weiter einbrechen. Darüber hinaus wurden die Ernten durch eine hohe Trockenheit, geschuldet dem Wetterphänomen El Niño, beeinträchtigt. Der Klimawandel und die mit ihm einhergehenden häufigeren Extremwetterereignisse wie Dürren und Starkregen spielen somit eine entscheidende Rolle für den Angebotsrückgang.

    Doch auch die Suche nach Gold in der Elfenbeinküste treibt den Preisanstieg voran: Immer mehr illegale Goldsucher:innen kaufen Plantage-Land auf, das Bäuer:innen meist unter ökonomischen Druck verkaufen. Zum einen wird so die Anbaufläche von Kakao weiter verringert. Zum anderen bewirken die langfristigen ökologischen Folgen des Goldbooms Entwaldung und die Vergiftung des Grundwassers.

    Die staatlichen Verkaufsgesellschaften Ghanas und der Elfenbeinküste

    Die Kakaobäuer:innen profitieren jedoch nicht von den gestiegenen Preisen. Sowohl in der Elfenbeinküste als auch in Ghana wird der Kakaohandel durch die Regierungen kontrolliert. Dies garantiert den Bäuer:innen zwar einen Mindestpreis, den sie bei Verkauf erhalten. Es bedeutet aber auch, dass sie ihre Preise nicht selbstständig erhöhen können, wenn die Ernte schlecht ausfällt. In Ghana kommt es außerdem immer wieder zu Beschwerden der Bäuer:innen, dass die kriselnde staatliche Verkaufsgesellschaft COCOBOD sie nicht bezahlt.

    Auch wenn die COCOBOD in Ghana und der Kaffee-Kakao-Rat in der Elfenbeinküste den Bäuer:innen Mindestpreise für Kakaobohnen zusagt, sind diese weit von einem existenzsichernden Einkommen entfernt. So verdienen Kakaobäuer:innen in der Elfenbeinküste durchschnittlich 0,78 Dollar pro Tag, was lediglich einem Drittel eines existenzsichernden Lohns entspricht.

    Seit 1980 tendenziell sinkende Preise

    Ebenfalls sollte das Steigen des Kakaopreises nur als die jüngste Gegenentwicklung zu einem jahrzehntelangen Trend gesehen werden. So hatte sich der Kakaopreis zwischen 1980 und 2012 in etwa halbiert.

    Begründet lag dies in Rekordernten und damit einhergehender Überproduktion in den 90er Jahren. Auch verbesserte Transportmöglichkeiten machten es weniger wichtig, große Mengen Kakao zu lagern, was die Nachfrage weiter reduzierte. Kakaobäuer:innen leiden also tatsächlich schon seit 1980 unter tendenziell sinkenden Preisen.

    EU und Westafrika – ungleiche Handelsbeziehungen

    Das imperialistische Weltwirtschaftssystem führt zu ungleichen Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des globalen Südens, die vornehmlich die Rohstoffe exportieren, und den Ländern des globalen Nordens, welche diese weiter verarbeiten und fertige Produkte exportieren. Dies wird auch durch die Politik der Europäischen Union unterstützt. Diese verhandelt die Handelsbeziehungen mit afrikanischen Ländern in der Form von Economic Parnership Agreements, kurz EPA. Diese ermöglichen es afrikanischen Staaten zwar, zollfrei in die EU exportieren zu können. Im Gegenzug verpflichten sie sich jedoch darauf, zollfreie Importe aus der EU zuzulassen.

    Aufgrund der stärker ausgebauten Industrie in der EU, sowie der Subventionen, die dort an Landwirte und Unternehmen gezahlt werden, haben Importe aus der EU somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den heimischen Produkten. EPAs werden dabei auch als Druckmittel eingesetzt. Als sich beispielsweise Kenia weigerte, das EPA mit der EU zu unterzeichnen, erhob die EU Zoll auf wichtige kenianische Exportgüter wie Blumen und Agrarprodukte. Dies führte dazu, dass Container nicht verschifft werden konnten und die Ware verdarb.

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