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    EM in Deutschland: Mehr Gewalt gegen Frauen und Mädchen

    Während der Fußball-Europameisterschaft steigt die Gewalt gegen Frauen und Mädchen an. In Wuppertal wurde erst gestern eine Frau von ihrem Ehepartner tödlich verletzt.

    Endlich wieder ein großes Fußballturnier in Deutschland: Ausgelassene Feiern, riesige Public-Viewings, reichlich Alkohol und ein Meer von Deutschlandfahnen. Bei der ganzen Euphorie und der vermeintlichen „Einheit der Nation“ gehen Nachrichten, die stattdessen die harte Realität beschreiben, schnell unter.

    Das „Sommermärchen“ hat seine Grenzen

    Doch während großer Fußballturniere gibt es einen hohen Anstieg an Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Das zeigen nicht zuletzt Untersuchungen aus England, die während der Weltmeisterschaften 2002, 2006 und 2010 angestellt wurden: Bei einem Sieg der englischen Nationalmannschaft stieg die Gewalt um 26 Prozent, bei einer Niederlage sogar um 38 Prozent.

    Dazu kommen tausende betrunkene Fußballfans aus ganz Europa auf den Straßen. Sexuelle Belästigung und Übergriffe erreichen während Großevents wie einer Europameisterschaft neue Stufen. Auch mit einem Anstieg der Prostitution – ob unter direktem Zwang oder in vermeintlicher „Freiwilligkeit“ – ist zu rechnen.

    Das Problem ist nicht der Fußball, sondern das System

    Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist weder ein neues noch ein reines Fußballphänomen. Vielmehr ist es in Deutschland alltäglich: Jeden Tag gibt es einen versuchten Femizid, jeden dritten Tag wird eine Frau aus patriarchalen Motiven ermordet. Die Gesamtzahl der Gewalt gegen Frauen in Deutschland nimmt dabei in den letzten Jahren rapide zu, 2023 erreichte sie mit 167.865 erfassten Opfern einen besorgniserregenden Höhepunkt.

    Femizid (aus dem Lateinischen: Frauenmord) bezeichnet den Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Frauen werden ermordet, weil sie Frauen sind. Sie werden ermordet, weil ihre (Ex-)Partner, Brüder oder Väter glauben, einen Besitzanspruch auf ihr Leben zu haben.

    8 Femizide innerhalb von 3 Tagen: Andere Täter, dasselbe Motiv

    Femizid in Wuppertal während Deutschland-Spiel

    Oft werden Frauenmorde dabei nicht als solche benannt, sondern als „Einzelfälle”, als „Familiendrama“ oder „Ehestreit“ deklariert. So auch vergangenen Mittwoch in Wuppertal: Während des EM-Gruppenspiels der deutschen Nationalmannschaft hat ein Mann seine Ehepartnerin ermordet, er selbst erlag kurze Zeit später seinen eigenen Verletzungen.

    Am Donnerstagabend formierte sich daraufhin auf die Initiative der „Föderation Klassenkämpferischer Organisationen“ (FKO) spontaner Protest in Wuppertal. „Das war ein Femizid! Die Hintergründe sind patriarchale Gewalt und das Patriarchat, das System, was diese hervorbringt“, so die beteiligten Gruppen auf Instagram.

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