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    Inflation: Ende gut, alles gut?

    Nach drei Jahren sank die Inflation in Deutschland zuletzt wieder unter 2 Prozent. Viele Expert:innen loben deswegen den Zinskurs der EZB und freuen sich auf neue Konjunktur. Für die Arbeiter:innenklasse bleiben unter dem Strich jedoch Reallohnsenkungen und ein gesunkener Lebensstandard.

    Bereits im Juni hatte die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinswende eingeleitet: Nachdem sie die Zinsen jahrelang im Kampf gegen die Teuerungen hoch gehalten hatte, senkt sie die Leitzinsen nun bereits zum zweiten Mal. So steht der sogenannte „Hauptrefinanzierungszins”, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können, jetzt bei 3,65 Prozent – das entspricht einer Senkung um 0,6 Prozent.

    Nicht nur die gesunkene Inflationsrate ist dafür ausschlaggebend, sondern vor allem sind es die schlechten Konjunkturaussichten für die deutsche Wirtschaft. Aufgrund der seit Jahren andauernden schwankenden Stagnation, die immer wieder in eine handfeste Rezession umzuschlagen drohte, war eine Senkung der Leitzinsen nötig geworden, um so zumindest teilweise Anreize für Kreditaufnahmen und Investitionen zu schaffen.

    Nicht alles Gold, was glänzt

    Während das Absinken der Inflationsrate unter die Marke von 2 Prozent vielerorts als Ende der jahrelangen Teuerungskrise beschworen wird, gibt ein genauerer Blick auf die Zahlen weniger Hoffnung auf eine tatsächliche Verbesserung unserer Lebensumstände.

    Lebenshaltungskosten: Inflation zieht wieder an

    Die Preise für Dienstleistungen sind weiterhin besorgniserregend hoch: Im Vergleich zum Vorjahresmonat bezahlte man im August im Schnitt 3,9 Prozent mehr. Damit setzt sich der Trend fort – bereits seit Mai diesen Jahres liegt die Teuerungsrate bei 3,9 Prozent. Versicherungen, Dienstleistungen in sozialen Einrichtungen und in Gaststätten sind im besonderen Maße im Preis gestiegen.

    Insgesamt also liegt der Wert der sogenannten „Kerninflation” mit 2,8 Prozent weiterhin deutlich über der 2-Prozent-Marke. Die Kerninflation wird ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel berechnet. Tatsächlich haben zuletzt vor allem stark gesunkene Energiepreise für ein Sinken der Inflationsrate gesorgt. Erfahrungsgemäß werden aber die Preise für Lebensmittel und jene für Energie im Winter wieder ansteigen – womöglich steigt dann auch die Inflationsrate insgesamt wieder über 2 Prozent.

    Kann die Arbeiter:innenklasse aufatmen?

    Für unsere Klasse bleiben ohnehin – unabhängig davon, ob die Inflationsrate über oder unter 2 Prozent liegt – massive Teuerungen die Realität: Im Vergleich zu 2019 sind die Wohnungsmieten durchschnittlich um ein Zehntel, Strom um ein Viertel, Erdgas um das Doppelte und Zucker sogar um mehr als das Zweifache teurer geworden.

    Rezession oder nicht – uns Arbeiter:innen geht es trotzdem schlecht

    Diese Preise müssen die Verbraucher:innen natürlich weiterhin bezahlen – und zwar mit weniger Reallohn als noch 2019. Auch die zum Teil deutlich erhöhten Löhne in einigen Branchen machen die Inflation von drei Jahren nicht wett. Wenn sich nun also einige Investor:innen erwartungsfroh zeigen, müssen die Arbeiter:innen auch in Zukunft mit einem deutlich gesunkenen Lebensstandard umgehen.

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