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    Keine Annäherung in den ersten Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie

    Am Mittwoch begannen die Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie um einen neuen Tarifvertrag. Die Forderung nach 7 Prozent mehr Lohn bedeutet ohnehin eine Reallohnsenkung. Doch selbst dagegen sträuben sich die Unternehmen.

    Über 5.000 Kolleg:innen der Metall- und Elektroindustrie haben sich am Mittwoch in München versammelt. Für den Verhandlungsauftakt über den neuen Tarifvertrag im Bezirk Bayern hat die zuständige Gewerkschaft IG Metall zu einer Demonstration mobilisiert.

    Den Verhandlungsauftakt am Mittwoch machten neben Bayern, die Tarifbezirke Baden-Württemberg und Sachsen. In den Tagen darauf folgten weitere Bezirke mit der ersten Verhandlungsrunde. Als Letzte folgt das Tarifgebiet Küste mit der Verhandlung am Montag. Verhandelt wird mit den lokalen Verbänden der Metallindustrie, welche im Verband Gesamtmetall zusammengefasst sind.

    Kein Entgegenkommen

    Die Forderungen der IG Metall sind klar: Lohnerhöhungen um 7 Prozent und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170€. Eine Forderung, die gut klingt, aber trotzdem nicht die Lohnverluste vergangener Jahre ausgleichen kann.

    Von 2018 bis Juni 2023 gab es aufgrund eines Kompromisses zwischen Gewerkschaft, Unternehmern und der Politik keine Lohnerhöhungen. Die Arbeiter:innen wurden mit Einmalzahlungen abgespeist und erlebten eine massive Senkung ihrer Reallöhne. Die Preissteigerung über diesen Zeitraum betrug 19 Prozent – noch mehr in Bereichen wie Lebensmitteln. Sie konnte nicht durch folgende Tariferhöhungen in den Jahren 2023 und 2024 von insgesamt 8,8 Prozent ausgeglichen werden. Auch die nun geforderten 7 Prozent reichen dafür nicht aus. Denn obwohl die Inflationsraten mittlerweile gesunken sind, steigen die Preise weiter an. Und das von dem hohen Niveau aus, das bereits erreicht wurde.

    Den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie kommt jedoch jede Lohnerhöhung ungelegen. Diese argumentieren gegen Lohnerhöhungen mit der wirtschaftlichen Stagnation und einem leichten Rückgang der Industrieproduktion. Die Forderungen der IG Metall wurden in der ersten Verhandlungsrunde ohne einen Gegenvorschlag abgelehnt. Der baden-württembergische Verband Südwestmetall bezeichnet die Forderungen als „völlig unangemessen“.

    Im Schatten der Zeitenwende: Tarifrunde Metall und Elektro 2024

    Blick nach vorne

    Nach der vorerst ergebnislosen ersten Verhandlungsrunde werden weitere Verhandlungstermine angesetzt. Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks drohen dabei in nächster Zeit noch nicht. Die vereinbarte Friedenspflicht zwischen Gewerkschaft und Unternehmen dauert bis zum 28. Oktober.

    Die Zwischenzeit wird vom Kapitalverband Gesamtmetall genutzt werden, um die bestehenden Forderungen weiter zu untergraben. Viel diskutierte Ereignisse wie die anstehenden Massenentlassungen in der Industrie wie zum Beispiel bei ZF, Continental und neuerdings VW, tragen auch ihren Teil dazu bei, Kolleg:innen zu verunsichern.

    Das Ziel den Industriestandort Deutschland konkurrenzfähig zu machen wird sowohl von der Gewerkschaft IG Metall, als auch von Gesamtmetall angeführt. Das heißt auch, die Produktion zu vergünstigen, indem Löhne gedrückt werden und die Beschäftigung noch flexibler wird. Auf dieser Grundlage kann es ohne den Druck der Kolleg:innen und kämpferische Aktionen schnell zu einem Kompromiss zum Nachteil der Kolleg:innen kommen. Im Fall von VW lenkte die IG Metall schon ein und erklärte sich gesprächsoffen gegenüber einer Absenkung der Arbeitszeit bei Minderung des Lohns.

    Der anhaltende Krisenmodus der Industrie mit Entlassungen, Gehaltsverzicht und Kurzarbeit für die Kolleg:innen stellen tiefe Einschnitte dar und werden die Tarifrunde weiter prägen.

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