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    Wer profitiert von den Strafzöllen für chinesische E-Autos?

    Die EU droht China damit, Strafzölle auf den Import von chinesischen Elektroautos nach Europa zu verhängen. Die europäische Autoindustrie soll so vor unlauterem Wettbewerb geschützt werden. Einige deutsche Autobauer warnen jedoch davor, China auf diese Art herauszufordern.

    Nach einem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Dezember hatte die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, den europäischen Kurs klar unterstrichen: Man werde nicht tolerieren, dass “unsere industrielle Basis durch unlauteren Wettbewerb untergraben wird”, warnte von der Leyen damals.

    Vor einigen Tagen wurde die EU-Kommission noch deutlicher und drohte China, ab Juli die Einfuhrzölle für chinesische Elektroautos einiger Produzenten zu erhöhen. Als Grund gibt die Kommission an, dass der Import von chinesischen Elektrofahrzeugen der europäischen Autoindustrie schade. China wird in diesem Zusammenhang unterstellt, mit unerlaubt hohen Subventionen der eigenen Autobauer eine ungleich günstigere Produktion zu ermöglichen und somit die europäische Konkurrenz ausstechen zu wollen.

    Konkret geht es um die Einführung von Strafzöllen für die chinesischen Konzerne „BYD” (Erhöhung auf 17,4%), „Geely” (auf 20%) und „SAIC” (auf 38,1%). Normalerweise liegen die Importzölle für Elektroautos bei rund 10%.

    Entgegengesetzte Interessen deutscher und französischer Konzerne

    Obwohl die EU-Kommission die angekündigte Maßnahme damit begründet, europäische Autobauer schützen zu wollen, reagiert die Autoindustrie recht unterschiedlich auf die Initiative der EU. Vor allem deutsche Autokonzerne hatten sich bereits im Vorfeld vermehrt gegen Strafzölle ausgesprochen. Der Chef des deutschen BMW-Konzerns, Oliver Zipse, warf der EU vor, mit ihrem Verhalten den deutschen Autobauern zu schaden. Zipse sagte, die EU agiere zu ängstlich und würde mit ihren Beschränkungen womöglich das Gegenteil von dem erreichen, was man eigentlich als Ziel ausgegeben habe.

    Tatsächlich fürchten deutsche Autoproduzenten wie VW und BMW vor allem, dass China seinerseits mit Gegenmaßnahmen reagiert und den eigenen Markt – in Revanche für die Einschränkung des Exports nach Europa – gegen europäische Konzerne absichert. Das würde vor allem deutsche Unternehmen hart treffen, die in China, dem größten Automarkt der Welt, höhere Zahlen absetzen und zum Teil sogar selbst in China produzieren.

    Die Konzerne Stellantis, dem unter anderem die Autobauer von Peugeot, Citroen und Fiat-Chrysler angehören, sowie Renault könnten hingegen von den Strafen für chinesische Konzerne deutlich profitieren. Vor allem Frankreich macht sich deswegen in der EU schon länger für Beschränkungen chinesischer E-Autos stark und setzt strategisch auf die heimische E-Auto-Produktion und deren Umsatz auf dem heimischen europäischen Markt. Besonders im Niedrigpreis-Sektor stehen französische E-Fahrzeuge in direkter Konkurrenz zu den chinesischen Fabrikaten.

    Ist die chinesische Industrie einfach weiter?

    Dass billige chinesische Produkte den europäischen Markt überschwemmen und die einheimische Industrie zerstören könnten, ist vor allem in Deutschland ein immer wieder beschworenes Horror-Szenario. Mit Beispielen wie der Pleitewelle der deutschen Solarbranche infolge von chinesischen Importen gibt es aber durchaus bereits konkrete Ereignisse, in denen dieses Szenario zum Teil Wirklichkeit wurde.

    Fakt ist: Chinesische Elektrofahrzeuge sind rund 20% günstiger als europäische E-Autos. Das liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil an der deutlich höheren Produktionskapazität in China und der chinesischen Wirtschaftspolitik, die schon einige Jahre länger als zum Beispiel die deutsche Industrie auf Elektromobilität setzt. Während deutsche Autobauer noch sehr lange auf Verbrenner-Motoren als „cash cow” gesetzt haben, um im gut laufenden Geschäft so lange es geht Profite zu „melken”, war China schon früh gezwungen, kreativ an die eigene Wirtschaftspolitik heranzugehen.

    Um chinesischen Konzernen langfristig eine gewisse Markthoheit auf dem eigenen Markt zu ermöglichen und die starken ausländischen Konzerne zurückzudrängen, spielte China auf Zeit und setzte schon sehr früh auf die E-Industrie und den Aufbau starker Technologien und Standorte für die Elektromobilität. Der chinesische Konzern BYD ist deswegen heute bei den E-Fahrzeugen Marktführer in China – bei den Verbrennern ist auch in China nach wie vor VW der Branchenprimus.

    Bei den E-Fahrzeugen in der EU konkurriert BYD neben VW und Stellantis auch mit Tesla. Vor allem der Umstand, dass auch Tesla in der Lage ist, immer günstigere Elektroautos in Europa anzubieten, lässt die einseitigen EU-Maßnahmen gegen chinesische Konzerne in einem anderen Licht erscheinen. Wahrscheinlich ist durchaus, dass die EU – ähnlich wie die USA – eine größere Abschottung des eigenen Wirtschaftsraums gegen chinesische Produkte vorbereitet und so den Druck auf China erhöhen möchte.

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