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    Die KPD im Kampf gegen den Faschismus

    Wo Unterdrückung ist, gibt es Menschen, die sich wehren. Der Widerstand gegen den Hitler-Faschismus hat viele von ihnen das Leben gekostet. Besonders Kommunist:innen wurden als politische Gegner:innen brutal verfolgt. Ihr Vermächtnis bleibt nur lebendig, wenn wir selbst aktiv werden. – Ein Kommentar von Ivan Barker.

    Am 18. August 1944 wird ein politischer Häftling von SS-Mitgliedern aus einem Gefängnis in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Er wird dort mit mehreren Schüssen ermordet, seine Leiche sofort verbrannt. Nach dem Mord fragt einer der Henker seinen Vorgesetzten, um wen es sich gehandelt hatte. Er antwortet: „Das war der Kommunistenführer Thälmann“.

    In den Zeitungen Hitler-Deutschlands erscheint hingegen die Randnotiz, dass der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei einem Bombenangriff auf das Lager ums Leben gekommen sei. Nach der Niederlage der Nazis fand sich später der direkte Befehl Hitlers an Himmler, Thälmann zu exekutieren.

    Genau einen Monat nach Thälmann, am 18. September 1944, wird auch die zuvor im Untergrund aktive, operative Leitung der KPD ermordet: Anton Saefkow, Franz Jacob und Bernhard Bästlein gehören heute zu den weniger bekannten Namen des antifaschistischen Widerstands. Werden sie im staatlichen Gedenken zwar erwähnt, fällt ihre Bedeutung für die KPD doch meist unter den Tisch.

    Kampf gegen die Kommunist:innen

    Es war kein Zufall, dass gerade 1944 viele Widerstandskämpfer:innen ermordet wurden: Die Wehrmacht wurde bereits an allen Kriegsfronten zurückgedrängt und das Attentat von Graf von Stauffenberg auf Hitler war nur knapp gescheitert. So stießen die Faschist:innen in ihrem Untergangskampf noch einmal eine Welle des Terrors gegen ihre politischen Feinde los.

    Ebenfalls kein Zufall war die Tatsache, dass ihre Opfer zahlreiche Kommunist:innen waren. So wie die Mitglieder der KPD vor dem Machtantritt der Faschist:innen am konsequentesten für die Interessen der Arbeiter:innen gekämpft hatten, so taten sie es auch danach.

    Wo die Faschist:innen zuvor gegen die „jüdisch-bolschewistischen Feinde“ hetzten, warfen sie mit ihrer neu gewonnenen Macht als erstes die Kommunist:innen in die frühen Konzentrationslager. Nur wenige konnten der Massenverhaftungswelle 1933, in der auch Thälmann gefasst wurde, entkommen.

    Den Faschismus an der Wurzel packen

    Die Faschist:innen hatten auch allen Grund, sich nicht nur vor der Roten Armee der Sowjetunion, sondern auch vor den Kommunist:innen in Deutschland zu fürchten. Dieser Grund fand sich weniger in all den antikommunistischen und antisemitischen Erzählungen, dass die Kommunist:innen Teil einer mystischen geheimen Weltverschwörung seien – an diese glaubten wohl die wenigsten Nazifunktionäre selbst.

    Stattdessen aber waren die Kommunist:innen in der Lage, den von Weltkrieg und Wirtschaftskrisen geplagten Arbeiter:innen eine wirkliche Alternative anzubieten und sie für den Kampf dafür zu mobilisieren. Es waren die KPD, ihre Massenorganisationen und ihre Sympathisant:innen, die als erstes die Gefahr des aufkommenden Faschismus in den 1920er Jahren erkannten und dementsprechend aktiv wurden.

    Dabei beschäftigte sich ihre Theorie vom Faschismus auch mit den gesellschaftlichen Ursprüngen und Bedingungen für seine Entstehung und nicht nur mit den braunen Schlägertruppen auf der Straße. Die sich verschärfenden Krisen des Kapitalismus und eine starke Arbeiter:innenbewegung machten die damaligen Herrschaftsformen der Kapitalist:innen so instabil, dass sie zur Rettung ihrer Macht zu drastischeren Mitteln greifen mussten.

    Zur Einschätzung der KPD gehört auch die Frage, welche Haltung die Sozialdemokratie dem Faschismus gegenüber zu dieser Zeit einnahm: Als mittelbare Vertretung der Interessen der Kapitalist:innen innerhalb der Arbeiter:innenbewegung stellte sie keinen verlässlichen Bündnispartner dar. So führte vor allem die SPD-Spitze lieber ihre Unterstützung im Kampf gegen die Kommunist:innen fort, zum Beispiel indem sie revolutionäre Arbeiter:innen aus den SPD-geführten Gewerkschaften ausschloss.

    Den Faschist:innen ließen sie hingegen weiträumig freie Fahrt. Die Dienste, die ihre Partei damit den Kapitalist:innen erwies, nützte vielen ihrer einfachen Mitglieder später dennoch nicht: Sie wurden ebenfalls von den Nazis verhaftet und ermordet.

    Konsequenter Antifaschismus heute

    80 Jahre später stellt sich für uns heute erneut die Frage, wie konsequenter Antifaschismus aussieht und mit welchen Kräften wir dem Rechtsruck Einhalt gebieten können. Dabei waren in der Geschichte stets die aktivsten Kämpfer:innen gegen den Faschismus diejenigen, die eine bessere Welt zu gewinnen hatten – und nicht solche, die in erster Linie den bürgerlich-demokratischen, kapitalistischen Status-Quo erhalten wollten. Ein entschlossener Kampf gegen die AfD, rechte Ideolog:innen und Terrornetzwerke benötigt also eine klassenkämpferische Politik, die neben Gegenprotesten auch ein positives Ziel zu bieten hat, für das es sich zu kämpfen lohnt.

    Wer so eine Vision nicht bieten kann, deren angebliche „Lehren aus dem Faschismus” bleiben Floskeln. Ein „Nie wieder“ von bürgerlichen Politiker:innen kann nichts wert sein, solange sie genau die gleiche Ordnung verwalten, die den Faschismus immer wieder hervorbringt. Worauf es ankommt, ist, ob wir uns als Arbeiter:innen für unsere gemeinsamen Interessen als Klasse in Bewegung setzen.

    Kämpfen wir konsequent gegen den Faschismus und seinen Ursprung, den Kapitalismus – dann sind es auch keine leeren Worte, sondern ist ein konkretes Versprechen. Berufen wir uns hierbei auf den Schwur von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

    Dieser Text ist in der Print-Ausgabe Nr. 89 vom August 2024 unserer Zeitung erschienen. In Gänze ist die Ausgabe hier zu finden.

    • Perspektive-Autor seit 2019 sowie Redakteur der Printausgabe. Auszubildender in der Metallindustrie in Berlin und Hobbykünstler.

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