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    Marsch gegen Frauenrechte trifft auf Protest

    Für Samstag hat der Bundesverband Lebensrecht zum sogenannten „Marsch für das Leben“ aufgerufen. Sowohl in Berlin als auch in Köln werden wieder tausende Menschen erwartet, von Konservativen bis hin zu Faschist:innen. Dagegen formiert sich Widerstand.

    Seit 2002 marschieren – inzwischen jährlich – vor allem christliche Fundamentalist:innen in Berlin auf der Straße gegen Abtreibung und gegen das Recht auf Sterbehilfe. Seit 2023 findet der sogenannte Marsch „für“ das Leben parallel in Berlin und Köln statt. In den letzten zehn Jahren nahmen die Teilnehmer:innenzahlen dabei zu, unterbrochen nur von Corona.

    Der Höhepunkt war laut eigener Angaben im Jahr 2019, als 8.000 Abtreibungsgegner:innen an der Demonstration teilnahmen. Auch wenn diese Zahlen seitdem nicht mehr erreicht wurden, konnten 2023 bei beiden Märschen (Berlin und Köln) den Angaben des Bistums Regensburg zufolge rund 6.000 Personen gegen das Recht auf Selbstbestimmung mobilisiert werden, das sich besonders gegen Frauen richtet. Und Anfang September konnte das britische Äquivalent March for Life UK mit 7.000 Teilnehmer:innen einen neuen Rekord verbuchen.

    Der Bundesverband Lebensrecht

    Auf seiner Website gibt sich der Bundesverband Lebensrecht sachlich und versucht, seine teils kruden Standpunkte positiv zu formulieren: Aussagen wie „ab dem Moment der Zeugung“ sei ein Mensch bereits ein Mensch werden mit dem gleichzeitigen Verweis auf eine „familien- und kinderfreundliche Gesellschaft“ verbunden.

    Auch beim Thema Sterbehilfe wird mit der Menschenwürde argumentiert – selbst dann, wenn die Menschen nicht mehr in Würde leben können und wollen. Man stellt sich gegen Abtreibungen und Sterbehilfe sowie gegen alles, was dazu gehört – von der Beratung bis hin zur Forschung. Der Verband sieht sich dabei selbst frei von jeglicher Ideologie.

    Körperliche Selbstbestimmung verteidigen!

    Rassist:innen laufen neben Bischöfen

    Dies gilt aber mitunter nicht für die Teilnehmer:innen. Die 15 Mitgliederorganisationen und die vielen ideellen Unterstützervereinigungen des Bundesverbands Lebensrecht – darunter das Institut für Ethik & Werte, die Ärztevereinigung St. Lukas oder aber auch die Senioren-Union der CDU – rangieren von christlichem Fundamentalismus bis hin zum Erzkonservatismus. Einige der Beteiligten sind noch deutlich weiter rechts anzusiedeln.

    So kam es beispielsweise, dass ein Bischof neben einem Rechten läuft, der rassistische Gesten zeigt. Dass so etwas passieren konnte, war kein Zufall. Jährlich ruft die Alternative für Deutschland (AfD) zur Teilnahme an der Demo auf. Im Jahr 2014 trug Beatrix von Storch (AfD) sogar das Frontbanner des Marsches. In den letzten Jahren nahmen zudem auch rechte Gruppen außerhalb des Parteienspektrums, wie z.B. die Nazigruppierung Revolte Rheinland oder die Burschenschaft Germania, daran teil.

    Reaktionäre bis Faschist:innen

    Unter der Prämisse, Leben schützen zu wollen, bedroht das jedoch in der Realität die Lebensführung der betroffenen Frauen. Es entmündigt sie und beschränkt ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung ein. Dass der Paragraf 218 immer noch besteht und dadurch de facto Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert werden, ist ein Zeichen dafür, wie groß die Lobby der Abtreibungsgegner:innen ist.

    Doch damit nicht genug: Wenn christliche Fundamentalist:innen mit Faschist:innen zusammenkommen, stehen regelmäßig auch Themen wie Homophobie, Queer-Feindlichkeit und Holocaust-Verharmlosung auf dem Programm.

    Paragraf 218: Schwangerschaftsabbrüche sollen laut Ampel-Regierung illegal bleiben

    Verschiedene Gegenproteste

    Gegen den „Marsch für das Leben“ gibt es deshalb mehrere Gegendemonstrationen. Bereits für den Vortag ruft das Frauenkollektiv Berlin unter dem Motto „Selbstbestimmung heißt Antifaschismus!“ zur revolutionären Vorabend-Demo ä um 18 Uhr am Frankfurter Tor in Berlin auf. Des Weiteren wird es am Samstag sowohl in Köln als auch in Berlin Gegendemonstrationen unter dem Banner der Frauenrevolution geben.

    Das feministische Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung veranstaltet ab 12 Uhr am Pariser Platz in Berlin eine Auftaktkundgebung, die ab 13 Uhr in einem ca. einstündigen Demozug zum Bebelplatz führen wird. Das Ganze findet im Rahmen des „Aktionstags für sexuelle Selbstbestimmung“ statt und bildet den Beginn der „Woche für sichere Schwangerschaftsabbrüche“, die am 28.09. mit dem „Safe Abortion Day“ endet. Unterstützung erhält das Bündnis dabei von dem Deutschen Jurist*innen Bund, vom Pro Familia-Bundesverband, von Doctors for Choice Germany, von Amnesty International Deutschland und von Ni Una Menos.

    Ebenfalls für Samstag wirbt das „Pro Choice Bündnis Köln“, das versuchen will, den diesjährigen Marsch zu verhindern. Unter dem Slogan „my Body, my Choice – Köln gegen christlichen Fundamentalismus und rechte Ideologie“ wird ab 12 Uhr am Ottoplatz in Köln eine Gegendemo organisiert.

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