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    2023 wurden weltweit 196 Umweltschützer:innen ermordet

    Im vergangenen Jahr sind auf der ganzen Welt 196 Umweltschützer:innen getötet worden – die meisten von ihnen in Süd- und Mittelamerika. Aber auch in anderen Teilen der Welt wird die Repression gegen Umweltaktivist:innen schärfer.

    Mindestens 196 Umweltschützer:innen wurden im vergangenen Jahr ermordet, weil sie versucht haben, ihren Wohnort, die Natur oder den Planeten zu schützen – das berichtet ein neuer Report von Global Witness, der am 10. September veröffentlicht wurde.

    Global Witness ist eine Umweltschutz-NGO mit Büros in USA, London und Brüssel und gibt an, den Bericht gemeinsam mit Partnerorganisationen überall auf der Welt erstellt zu haben. Seit 2012 versucht sie, die Zahl der Morde an Umweltschützer:innen zu erfassen. Zwischen 2012 und 2023 wurden dabei insgesamt 2.106 Morde dokumentiert.

    Mit Abstand am meisten Todesopfer in Lateinamerika

    Sowohl im letzten Jahr als auch in den letzten elf Jahren war Kolumbien das tödlichste Land der Welt für Umweltaktivist:innen: 2023 wurden dort 76 Aktivist:innen ermordet. Nie zuvor hatte die NGO mehr getötete Umweltaktivist:innen in einem einzigen Land erfasst.

    Auch andere Länder in Lateinamerika stechen in der Statistik negativ hervor: So sind in Brasilien 25 Morde an Umweltaktivist:innen begangen worden und in Mexiko und Honduras jeweils 18. Danach folgen Nicaragua, Panama und Guatemala.

    Mit 49 Prozent ist dem Bericht zufolge ein hoher Anteil der Ermordeten als Angehörige eines indigenen Volkes oder Nachkommen von afrikanischen Sklaven einzustufen.

    Global Witness gibt einschränkend an, dass es nach wie vor schwer sei, einen direkten Zusammenhang zwischen der Ermordung von Umweltschützer:innen und bestimmten Unternehmensinteressen herzustellen, doch gibt die Organisation den Bergbau als den mit Abstand wichtigsten Konfliktherd an: Im Jahr 2023 wurden 25 Umweltaktivitst:innen getötet, nachdem sie sich gegen Bergbauaktivitäten gewehrt hatten. Insgesamt ereigneten sich 23 der 25 Tötungen wegen Bergbaus im vergangenen Jahr in Lateinamerika.

    Anhaltende Proteste in Peru gegen legalen und illegalen Bergbau

    Auf Lateinamerika entfallen also insgesamt weit über die Hälfte aller Morde an Umweltaktivist:innen. Dies bringt sowohl zum Ausdruck, dass solche Kämpfe auf dem Kontinent eine große Bedeutung haben, als auch, dass sie sehr direkt die Interessen von Staat, Konzernen oder kriminellen Organisationen berühren.

    Berichte über nicht-tödliche Repression

    Der Bericht von Global Witness beleuchtet jedoch nicht nur die Zahl der Tötungen weltweit, sondern zeigt auch die Trends bei nicht-tödlichen Angriffen und deren Auswirkungen auf ländliche Gemeinden weltweit auf: Hier hebt er Fälle von gewaltsamem Verschleppen und Entführungen hervor, die vor allem auf den Philippinen und in Mexiko zu beobachten sind. Auch die Methode von Kriminalisierung als Taktik, um Aktivist:innen auf der ganzen Welt zum Schweigen zu bringen wird, wird in dem Bericht angeführt.

    Dabei hält die Repression oftmals über lange Zeit an: Im September 2023 verschwanden mit Jonila Castro und Jhed Tamano z.B. zwei philippinische Aktivistinnen für etwa zwei Wochen. Beide waren in einer Provinz in der Nähe der Hauptstadt Manila aktiv. Sie waren vom philippinischen Militär entführt und gezwungen worden zu unterzeichnen, dass sie Mitglieder der maoistischen NPA (Neue Volksarmee) seien. Nur weil sie bei der so geplanten Pressekonferenz dieser Anweisung nicht folgten, sondern der Presse gegenüber offenbarten, dass sie entführt worden waren, konnten sie ihre Freilassung erzwingen.

    Im Bericht von Global Witness kommt die entführte Jonila Castro zu Wort und berichtet, dass die Repression gegen sie weiter anhalte: „Auch nach unserer Freilassung nach der Entführung sind wir weiterhin bedroht worden. Wir haben Schwierigkeiten, in unsere Häuser und Gemeinden zurückzukehren. Wir werden nach wie vor überwacht, als Kommunistinnen denunziert und eingeschüchtert.“

    München: “Letzte Generation” laut Landgericht nun eine “kriminelle Vereinigung”

    Auch in Europa und den USA registriert die NGO ein zunehmend repressives Vorgehen gegen Umweltaktivist:innen. So wurde und wird unter anderem die sogenannte Letzte Generation in Deutschland zum Teil als kriminelle Vereinigung nach Paragraph 129 StGB verfolgt.

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