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    Olympia: Auf Protest für Frauenrechte folgt Disqualifikation

    Einen Umhang mit der Aufschrift „Free Afghan Women“ trug eine Athletin beim Breakdance-Wettbewerb in Paris. Dafür wurde die geflüchtete Afghanin disqualifiziert. Das IOC begründet dies mit Vorschriften, nach denen politische Kundgaben bei Olympia verboten seien. Doch wie unpolitisch kann Sport sein? – Ein Kommentar von Quentin Klaas.

    Am 9. August wurde Manizha Talash, eine Sportlerin des olympischen Geflüchteten-Teams aus Afghanistan, von den Olympischen Spielen disqualifiziert. Begründet wurde der Ausschluss damit, dass sie einen Umhang mit der Aufschrift „Free Afghan Women“ trug. Damit wollte sie auf die Unterdrückung von Frauen unter der Regierung der islamistischen Taliban aufmerksam machen.

    Laut den Regeln des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sind politische Botschaften bei den Wettkämpfen streng untersagt. Obwohl das Komitee die Regeln bei den Spielen in Tokio verändert hatte und politische Slogans erlaubt sind, wenn sie den „Olympismus“ einhalten und „nicht direkt oder indirekt gegen Menschen, Länder, Organisationen und/oder ihre Würde richtet“, kam es in diesem Fall trotzdem zum kompletten Ausschluss.

    Repression gegen politischen Aktivismus im Sport

    Bei den Olympischen Spielen sowie anderen Sport-Events wie der Fußball Europa- und Weltmeisterschaft wird das Zeigen von politischen Botschaften seit Jahren bestraft. Dies passiert wie im aktuellen Fall manchmal durch direkte Disqualifizierung. Regelmäßig wird aber auch „indirekt“ Druck auf Spieler:innen und Athlet:innen ausgeübt.

    EM 2024: Warum man Fußball und Politik nicht trennen kann

    Beispielsweise wurde bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar Spielern der deutschen Nationalmannschaft verboten, eine Kapitäntsbinde mit den Farben der Regenbogenfahne zu tragen. Nach dem Beginn des Genozids in Gaza führte eine Solidaritätsbekundung der Fans des „Glasgower Celtic Football Clubs” mit dem palästinensischen Volk zu einem medialen Aufschrei und Stadionverboten.

    Es zeigt sich aber auch immer wieder deutlich, dass Sport nur dann unpolitisch sein soll, wenn es der herrschenden Politik widerspricht und Positionen bei den Regierenden unliebsam sind.

    Trennung von Sport und Politik?

    Sport ist nicht unpolitisch und wird es auch niemals sein. Gerade diejenigen, die nach der Trennung von Sport und Politik schreien, machen es immer wieder deutlich. So werden russische und belarussische Athlet:innen aufgrund geopolitischer Interessen von Sport-Events ausgeschlossen, während Israel weiter teilnehmen darf. Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine oder Israel in Stadien werden dann akzeptiert und nicht verfolgt, denn es nützt der eigenen Propaganda.

    Aber auch im Allgemeinen sind große Sportveranstaltungen nicht unpolitisch. Staat und Medien nutzen sie immer wieder, um einen Ausbau der Überwachung und die temporäre Aussetzung von Grundrechten zu legitimieren. In Paris kam es bei den Vorbereitungen der Olympischen Spiele zu Massenvertreibungen von obdachlosen Menschen aus der Innenstadt. Das sind politische Themen, die man nicht einfach verschweigen kann.

    Olympia 2024 – Welchen Zweck haben die Spiele tatsächlich?

    Unpolitische Räume gibt es an sich sowieso nicht. Überall, wo die Gesellschaft ist, prallen Interessen aufeinander und kapitalistische Verhältnisse werden sichtbar: Ob es Olympia, die Fußball-EM oder die deutsche Bundesliga ist – überall zeigen sich die Widersprüche des Systems. Wo sie sich zeigen, gilt es diese zu thematisieren. Wir brauchen keinen unpolitischen, sondern ganz im Gegenteil einen viel politischeren Sport als Verbände und Herrschende suggerieren.

    Proteste gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL): Ein Sieg, der Hoffnung macht

    • Auszubildender im öffentlichen Dienst aus Hessen. Schreibt über Klassenkämpfe und innenpolitische Entwicklungen in der BRD. Er wurde über den Umweltaktivismus politisiert und schreibt seit 2023 für Perspektive.

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