Nicht das Wetter oder faule Menschen sind schuld am Massensterben in Afrika, sondern unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.
„Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.“ – Bertolt Brecht
Der Kapitalismus braucht weder einen US-Präsidenten Trump, noch Nordkoreas Kim Jong Un, Assad oder einen „Islamischen Staat“, um Millionen von Menschen zu ermorden. Er braucht nicht mal Kriege oder Krisen hierfür, sondern der Normalverlauf des kapitalistischen Systems tötet auf höchstem Niveau. Zur Zeit sind es die proletarisierten Massen in Ländern wie Nigeria, Somalia, Südsudan und Jemen, von denen laut Vereinten Nationen (UN) 20 Millionen vom Hungertod bedroht sind.
Vielen bürgerlichen Medien dient das Wetterphänomen „El Nino“ als Erklärung, welches Schuld an der langanhaltenden Dürre in der Region sei und damit am Steigen der Lebensmittelpreise. Das Problem an dieser Erklärung ist nicht nur, dass viel wesentlichere Gründe für das Steigen der Lebensmittelpreise wie etwa Landraub (Landgrabbing) und Spekulation verschwiegen werden. Das Problem dieser Begründung ist viel mehr, dass sie vor allem nicht erklären kann, warum Menschen sterben müssen, nur weil sie sich die Lebensmittel nicht leisten können.
Die sogenannte aktuelle „Hungerkrise“ ist eben sowenig eine Ausnahmeerscheinung, wie dass ein Wetterphänomen dafür die Schuld verdient hätte. So haben nämlich laut Welternährungsorganisation (FAO) 795.000.000 Menschen nicht genügend zu essen und das, obwohl die derzeitige Landwirtschaft genug Essen für sage und schreibe 14 Milliarden Menschen erwirtschaftet. Ein Großteil der Nahrung stammt übrigens auch aus den Ländern, in denen so viele Menschen hungern. Zur Erinnerung: Unser blauer Planet Namens Erde beherbergt gerade Mal 7,5 Milliarden Menschen. So viel zur Theorie der „knappen Güter“ oder zur „Überbevölkerungstheorie“. Der traurige Skandal bei der Sache ist doch, dass wir noch viel mehr Lebensmittel produzieren könnten, wenn es tatsächlich zu wenig geben würde.
Die Sache mit dem Kapitalismus ist nun aber leider, dass ihm die Bedürfnisse der Menschen egal sind. Die Bedürfnisbefriedigung ist nicht sein Sinn und Zweck. Ziel der kapitalistischen Produktion ist der Profit, und das nich,t weil Banker und UnternehmerInnen alle so gierig sind. Deshalb führt die Tatsache, dass es auf der Welt Menschen gibt, die hungern, nicht dazu, dass mehr Lebensmittel produziert werden und wenn sie produziert würden, nicht dazu, dass sie bei den Hungernden ankommen, solange sie sie sich nicht leisten können. Die Verwertungslogik des Kapitals lässt auf der einen Seite Millionen Menschen verhungern und auf der anderen Seite Touristen in den Weltall fliegen oder eine einzelne Bombe für über 14 Millionen Dollar produzieren.
Der Grund dafür, dass viele der Menschen sich die Lebensmittel heute nicht leisten können, liegt im Übrigen nicht an der Kultur oder der genetischen Natur von AfrikanerInnen, was man ja dank AfD und Co. traurigerweise auch noch im Jahr 2017 erwähnen muss. Die gewaltsame Verdrängung von Kleinbauern von ihren Ländern, der Verkauf dieser Ländereien an Staaten und private Investoren, sowie die Automatisierung der Landwirtschaft hat Millionen Menschen proletarisiert. Ohne Eigentum an Land und ohne Nutzen für die Profitmaximierung in der Produktion bilden sie die kapitalistische Überschussbevölkerung und damit eine der schändlichen Spielarten, mit denen – um mit Brecht zu sprechen – getötet werden kann.