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Freitag, März 29, 2024
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    Hört auf eure Körper zu hassen! – von Lisa Alex

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    Fast jede Frau kennt es, sich nicht schön genug zu fühlen. Das Bild, das wir auf Plakaten, in Filmen oder in Magazinen finden, wie eine „schöne Frau“ auszusehen hat – jung, schlank, fit. Das stimmt in den seltensten Fällen mit unseren Körpern überein.

    Beim Blick in den Spiegel fallen uns immer wieder unsere Makel auf. Manchmal hassen wir unseren Körper geradezu. Durch Diäten und Fitness versuchen wir unseren Körper dem gesellschaftlichen Idealbild immer näher zu bringen. Oft spielt dabei die eigene Gesundheit keine große Rolle. Die Verbreitung des Schönheitsideals stellt somit eine Form von Gewalt dar. Denn es zermürbt uns tagtäglich, macht uns psychisch und körperlich krank. Essstörungen und Depressionen können Folgen sein.

    Ganze Industriezweige, von der Mode- über die Wellness- bis hin zur Pharmaindustrie, bringen immer neue Produkte hervor, die “speziell für Frauen” konzipiert und produziert werden. Von High Heels bis zu Diätpillen – all das sollen wir Frauen angeblich brauchen, um „schön“ zu sein. Durch die kommerzielle Verbreitung eines Schönheitsideals sorgen sie dafür, dass sie möglichst viele ihrer Produkte verkaufen können und damit möglichst hohe Profite einfahren.

    Wenn wir Frauen in unserer Freizeit mehr Zeit damit verbringen shoppen zu gehen, die neusten Videos auf „Bibis Beauty Palace“ zu verfolgen oder Ernährungspläne zu erstellen, führt das außerdem – mangels z.B. Zeit und Besinnung  – dazu, dass wir unsere Situation gar nicht mehr hinterfragen. Wenn wir uns mit anderen Frauen vergleichen und sie ständig als unsere Konkurrentinnen ansehen, verhindert das, dass wir uns austauschen und zusammentun. Einmal mehr vergessen wir den Frust durch Arbeit und Haushalt und stellen unsere eigene Unterdrückung schon gar nicht mehr fest.

    Dass das Schönheitsideal Probleme bereitet, können wir eigentlich tagtäglich feststellen. Aber was können wir dagegen tun? Zuallererst müssen wir aufhören, uns selbst und gegenseitig fertig zu machen. Wir können klein anfangen und sagen, dass wir schön sind! Egal ob wir dick oder dünn sind, lange Haare oder kurze Haare haben, ob wir uns schminken oder nicht, ob wir uns figurbetont anziehen oder lieber lange, weite Kleidung tragen.

    Wir können damit anfangen, andere Frauen nicht mehr als unsere Konkurrentinnen zu begreifen, sondern sie als unsere Schwestern zu sehen, die die gleiche Unterdrückung erfahren wie wir. Wenn wir in der Schule, im Betrieb oder auf der Straße mitbekommen, dass eine andere Frau aufgrund ihres Aussehens beschimpft wird, können wir einschreiten und ihr solidarisch beiseite stehen.

    Wir können uns gegen alles was uns angreift, was uns zerstört, verteidigen. Zum Beispiel, wenn wir sexistische Werbeplakate abreißen oder überkleben und damit dafür sorgen, dass so etwas keinen Platz mehr in unserem Viertel hat. Je mehr wir das Schönheitsideal in unseren Köpfen, von den Straßen und von den Bildschirmen verbannen, desto mehr Zeit, Energie und Räume erkämpfen wir uns. Und desto stärker und freier werden wir als Frauen.

    Das alles sind kleine Schritte, die wir schon jetzt tun können. Durch die wir jeden Tag dieses uns krank machende Schönheitsideal Stück für Stück zurückdrängen können. Solange wir aber in einer Gesellschaft leben, die davon profitiert, Frauen klein zu halten, und solange es den Interessen der Kapitalisten dient, wenn Frauen sich mehr mit Mode als mit ihrer Situation beschäftigen – solange werden wir auch nicht frei von Unterdrückung sein. Das heißt, wir müssen uns als Frauen nicht nur gegen die äußerlichen Kleinigkeiten wehren, wir müssen uns auch zusammentun, um für eine neue Gesellschaft zu kämpfen. In einer sozialistischen Gesellschaft werden wir Schönheit wirklich neu definieren können, ohne dass es ein kommerziell definiertes “Bild” gibt, das vor allem uns Frauen unterdrückt. Menschen werden aufgrund ihrer Menschlichkeit schön sein können.

    • Seit 2017 Autorin bei Perspektive Online. Setzt sich für die Belange der proletarischen Frauen ein.

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