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Sonntag, September 8, 2024
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    Trennung nach sieben Jahren Gewalt durch Videoproduzent Mois eskaliert

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    Anis, die Ex-Frau des bekannten Videoproduzenten Mois, machte kürzlich Vorwürfe gegen ihn wegen gewalttätiger, systematischer Unterdrückung öffentlich. Was ist in den sieben Jahren hinter verschlossenen Türen passiert?

    Durch Isolation von der Gesellschaft, psychische Manipulation und körperliche Gewalt bis zu Mordversuchen habe der YouTuber und Rapper Mois seine Ex-Frau Anis sieben Jahre lang ihrer Freiheit beraubt. Das wirft sie ihm in Sozialen Medien vor, wo sie detailliert ihre Geschichte in der Beziehung schildert.

    Gewaltvolle Ausbeutung in der Ehe

    Nach der Hochzeit 2018 soll Anis der Kontakt zu ihrer Familie verboten worden sein. Als sie schwanger wird, habe Mois Familie den Anspruch auf das Kind erhoben. Eine frühere Ehe von Mois soll nur ein Jahr angehalten haben. Anis vermutet, dass die Frau auch dort zum Zweck der Reproduktion für die Familie benutzt wurde, wie sie in ihren mehrteiligen Videos berichtet. Das Kind, das daraus hervorging, habe die Familie ihr anfangs als Mois Schwester vorgestellt, damit sie keinen Verdacht schöpfe.

    Ihr tägliches Leben soll kontrolliert und sie zur Hausarbeit gezwungen worden sein. Von der Mutter soll sie gedemütigt, beleidigt und geschlagen worden sein. In der Schwangerschaft habe ihr die Familie verboten zum Arzt zu gehen. Als die Gewalt durch Mois Mutter sich zugespitzt habe, seien Anis und Mois nach kurzem Aufenthalt bei Bekannten in ein Hotel geflüchtet. Dort habe Mois selbst die Gewalt weitergeführt. Anis berichtet, von ihm regelmäßig geschlagen und vergewaltigt worden zu sein.

    Auch grundlegende Dinge, wie Kleidung für sie und ihr Kind, sollen ihr nicht zugestanden worden sein. Aus Angst vor ihrem Partner gibt Anis an, weniger gegessen zu haben, weil Mois auf zu hohe Beträge mit Gewalt reagiert habe.

    Während Anis‘ zweiter Schwangerschaft habe er mit vielen Männern, mit denen er Videos machte und feierte, die Wohnung verwüstet, um sie daraufhin zu zwingen, diese wieder aufzuräumen. Ihr und ihren beiden Kindern soll der Kontakt mit der Außenwelt verboten worden sein. Dadurch konnte sie auch keine Hilfe von außen organisieren.

    Sie berichtet, wie sie versucht habe, sich die Situation schönzureden. Denn wenn sie Bedenken äußerte oder nicht den Anweisungen folgte, soll Mois sie angeschrien und geschlagen haben. Mit einem Zusammenspiel von psychischer Manipulation und körperlicher Gewalt habe Mois sie vollständig unterworfen. Anis sei „nicht mehr als Mensch“ behandelt worden.

    Lebensgefährliche Trennung für die Frau

    Als Anis äußert, sich trennen zu wollen, soll Mois angekündigt haben, nicht nur sie, sondern auch ihre gemeinsamen Kinder zu ermorden. Als er versucht, Anis mit einem Messer zu töten, rufen die Nachbarn die Polizei. Daraufhin wird ein Kontaktverbot gegen Mois erlassen. Dieses wird aber in der Regel nicht von staatlicher Seite aus gewährleistet. Anis fährt zu ihrer Mutter, mit der sie jahrelang nur vereinzelt und von ihrem Partner kontrollierten Kontakt halten konnte. Aus Angst erzählt sie vorerst niemandem die ganze Geschichte über ihre Ehe.

    Durch die mutmaßliche psychische Manipulation aus Mois‘ Umfeld zieht sie zu ihm zurück und ist wieder seiner Gewalt ausgeliefert. Nach vielen Trennungsversuchen schafft sie es, sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, woraufhin er ihr wieder gedroht haben soll, sie umzubringen. Bei einem Aufeinandertreffen versucht Mois dann tatsächlich erneut sie umzubringen. Die Polizei kann nicht verhindern, dass Mois sie erneut angreift, verhindert dann jedoch den Femizid vor Ort.

    Die Reaktionen sind gemischt

    Die Veröffentlichung des Falles ruft geteilte Reaktionen hervor. Im Fall von Mois wird er aber gerade für seine patriarchale Gewalt gefeiert. Er selbst gibt die Gewalt und den versuchten Mord in einem Video zu und rechtfertigt sein Verhalten. „Ich hab‘ sie geschlagen und bin Gott dankbar, dass ich sie nicht getötet hab.“ Auch antisemitische Äußerungen sind dabei zu hören. Auf YouTube hatte er über 1,8 Millionen Follower, bevor seine Accounts gesperrt wurden. Seine dortigen Videos sowie seine Musik sind von sexistischen Inhalten geprägt.

    Während die Mehrheit der Menschen, die sich zum Fall äußern, ihre Solidarität mit Anis bekunden und der Betroffenen Kraft wünschen, gibt es einige prominente Personen und User im Internet, die Mois schützen. Für die mutmaßliche patriarchale Unterwerfung seiner Ex-Frau bekommt er viel Zuspruch im Internet.

    Der YouTube-Rapper Zelemkhan Arsanov, bekannt als „Mois“, ist derzeit nicht nur im Fokus von Social Media wegen Frauen- und Judenhasses, sondern wird auch polizeilich gesucht. Gegen Mois soll ein Haftbefehl wegen Volksverhetzung vorliegen, dem er aber wohl im Ausland entgehen will. Er selbst teilt seine Flucht auf Instagram. Auf eine Anfrage von Perspektive zu den Vorwürfen reagierte Arsanov nicht.

    Dass Gewalt an oder Unterdrückung von Frauen von vielen Menschen und auch dem deutschen Justizsystem geschützt werden, die die Taten herunterspielen oder häufig aufgrund vermeintlich oder tatsächlich mangelnder Beweise leugnen, ist aus vergangenen Fällen, wie etwa den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann, bekannt.

    Jeden Tag versucht ein Mann eine Frau zu töten und jeden dritten Tag gelingt dies. Anis hat zwei versuchte Femizide überlebt und es geschafft, sich vom Täter Mois zu trennen.

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