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Zeitung für Solidarität und Widerstand

„Ivana bringt noch heute hunderte Menschen zusammen, zum Lachen und Weinen!“

Interview mit Alex Berger vom „Freundeskreis Ivana Hoffmann“ über das Gedenken an die internationalistische Freiheitskämpferin.

Alex Berger war jahrelang mit Ivana Hoffmann befreundet und gemeinsam mit ihr in Duisburg politisch aktiv. Ivana starb im März 2015 in Rojava/Nordsyrien im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“. Alex und weitere FreundInnen organisieren als „Freundeskreis Ivana Hoffmann“ am 17. Juni in Duisburg ein Festival in Gedenken an ihre verstorbene Freundin. Wir sprachen mit ihm über das Festival und Ivana.

Erzähl uns doch mal, woher du Ivana kanntest und wie du sie erlebt hast.

Ich habe Ivana 2012 kennengelernt. Wir haben uns damals in der selben sozialistischen Jugendorganisation politisch betätigt. Ivana war noch sehr jung und voller Motivation die Welt zu verändern. Wir haben zusammen Demonstrationen organisiert, Nazi-Aufmärsche blockiert, Flugblätter verteilt und Plakate aufgehängt. 2012 sind wir zusammen nach Würzburg gefahren und haben uns an einem Hungerstreik von Geflüchteten beteiligt, die damit Widerstand gegen ihre Lagerunterbringung geleistet haben. Im selben Jahr haben wir auch mit unserer Gruppe eine Woche lang Tag und Nacht bei Minusgraden eine Mahnwache in einer Wohnsiedlung abgehalten, deren BewohnerInnen mit kriminellen Aktivitäten zum Auszug gezwungen werden sollten. Als sie uns 2014 von heute auf morgen verlassen hat, hatten viele schon eine Ahnung. Als wir dann erfuhren, dass sich Ivana aufgemacht hatte, um die Revolution in Rojava zu verteidigen, war ich unglaublich stolz auf meine Genossin.

Jetzt ist es 2017 und ihr organisiert nun schon zum dritten Mal das „Ivana Hoffmann- Festival“. Was bedeutet dir dieses Festival?

In der revolutionären Bewegung gibt es den Ausspruch: „Die Gefallenen sind unsterblich“. Für mich bedeutet dieser Satz, dass das Leben eines Mensch nicht mit dem Tod des Körpers zu Ende ist. Nicht im Sinne einer unsterblichen Seele, sondern dadurch, dass Andere an einen denken. Wenn Ivana noch heute hunderte Menschen zusammenführt, sie zum Lachen und Weinen bringt, Menschen motiviert, sich politisch zu betätigen oder ihnen Hoffnung gibt, wie kann man dann davon sprechen, dass sie tot ist? Es ist unsere Aufgabe, Ivana nicht in den Gedanken der Menschen sterben zu lassen und ihre Geschichte zu erzählen. Das „Ivana Hoffmann-Festival“ ist ein wichtiger Beitrag hierzu.

Das diesjährige Motto des Festivals lautet: „Ivana Hoffmann lebt in unserer Liebe! In allen Farben kämpfen wir!“. Was hat es damit auf sich?

Ivana war ein sehr vielseitiger und facettenreicher Mensch. Sie war reich an Interessen, Vorlieben und Gefühlen. Auf der anderen Seite war sie in unserer Gesellschaft vielseitiger Unterdrückung ausgesetzt. Als Frau erlebte sie Sexismus in all seinen Erscheinungsformen, als Mensch mit schwarzer Hautfarbe bekam sie alltäglichen und strukturellen Rassismus zu spüren, als ArbeiterInnenkind lernte sie die Bedürfnisfeindlichkeit des Kapitalismus kennen, und als lesbische Frau machte ihr die Homophobie zu schaffen, indem sie ihre Liebe nicht immer offen zum Ausdruck bringen konnte. Entsprechend universell waren auch ihr Protest und Widerstand gegen dieses System. Um diese Vielfalt auszudrücken, haben wir uns überlegt, in diesem Jahr den Regenbogen zu verwenden, der schon im 16. Jahrhundert eines der ersten Symbole sozialrevolutionären Widerstandes war und auch heute noch als Regenbogenfahne ein weltweites Zeichen der Anti-Kriegs- und der Schwulen- und Lesbenbewegung ist.

Was erwartet BesucherInnen des „Ivana Hoffmann-Festivals“ in diesem Jahr?

In diesem Jahr wird das Festival am 17. Juni in der Duisburger Innenstadt stattfinden. Zuvor jedoch wird es ab 12 Uhr einen Demonstrationszug vom Duisburger HBF zum Festivalplatz hin geben. Auf dem Festival selbst wird neben zahlreichen interessanten Infoständen, der „Ivana-Ausstellung“ und leckerem Essen vor allem ein sehr schönes Kulturprogramm geboten. Auf der Bühne wird es Deutsch-Rap, Latinrock, türkische und kurdische ArbeiterInnenlieder und vieles mehr zu hören geben. Wir werden von 13 bis 21 Uhr eine Menge Spaß haben und ich kann nur Jeder und Jedem empfehlen, sich dieses Festival nicht entgehen zu lassen. Am Sonntag, den 18. Juni findet übrigens noch eine Podiumsdiskussion über „Internationalismus“, „Widerstand in allen Farben“ und Freiheit statt.

Facebook: Freundeskreis Ivana Hoffmann

 

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