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Dienstag, März 19, 2024
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    „Wenn wir nicht sofort handeln, dann ist die gesamte Menschheit in ihrer Existenz bedroht.“

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    Im November 2017 findet in Bonn die UN-Klimakonferenz statt. Bereits jetzt formiert sich der Protest. AktivistInnen wollen der Untätigkeit der Staatenlenker nicht mehr tatenlos zu sehen. Ein Interview mit Katrin Gruber vom Bonner Klimacamp.

    Für November 2017 werden bis zu 20.000 Teilnehmer aus fast 200 Nationen erwartet. Sind das keine guten Voraussetzungen um dem Klimawandel wirklich etwas entgegenzusetzen?

    Um diese Frage zu beantworten lohnt es sich in die Vergangenheit zu schauen, seit 22 Jahren finden die Welt – Klimakonferenzen statt und in dieser Zeit hat sich der CO2 anstieg verdoppelt, jedes Jahr fliehen über 20 Millionen Menschen aufgrund der Folgen des Klimawandels. Die UN Klimakonferenzen sind nicht in der Lage, Lösungen zu liefern, die auch nur ansatzweise das Ausmaß der Bedrohung bekämpfen können. Kein Wunder: Die G20-Staaten sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht die einflussreichsten Teilnehmer der Konferenz. Ohne ihre Zustimmung sind die Ergebnisse wirkungslos, da allein aus diesen Staaten 75% des CO2 Ausstoßes kommt. Und diese Staaten haben beim G20 Gipfel in Hamburg beschlossen, den Klimawandel mit Hilfe von Atomkraft, Fracking und dem „verantwortungsvollen Gebrauch“ fossiler Energien zu stoppen. Das steht so in ihrer Abschlusserklärung zu den Klimazielen von Paris.

    Wie sehr seht ihr die Menschheit heute durch den Klimawandel bedroht?

    Wenn wir nicht sofort handeln, dann ist die gesamte Menschheit in ihrer Existenz bedroht. Der Meeresspiegel steigt jedes Jahr. Wenn es bei dem prognostizierten Anstieg der Temperatur (2,7°C, wenn sich alle Länder an ihre auf dem Paris-Gipfel beschlossenen Selbstverpflichtungen halten) bleibt, werden über 170 Millionen Menschen in Küstengebieten ihre Heimat verlieren. Gleichzeitig werden Milliarden von Menschen von Dürren und Trockenheit betroffen sein, was verheerende Auswirkungen auf die Ernten haben wird. Schon heute leiden die Menschen in Ländern wie beispielsweise dem Jemen unter den schlimmsten Hungersnöten in der Geschichte. Aber auch hier in Deutschland bekommen wir die Folgen der Umweltzerstörung zu spüren. So ist zum Beispiel die Insektenpopulation auf den Wiesen in NRW um 98% (!) zurückgegangen. Die so idyllisch scheinenden Felder am Autobahnrand, sind in Wirklichkeit längst grüne Wüsten geworden. Zusammengefasst muss man sagen, dass wir am Scheideweg stehen. Die globale Erderwärmung kann die Menschheit in die Barbarei stürzen, oder wir wählen den Widerstand und die Perspektive einer besseren Welt.

    Wie kann ein Ausweg aussehen?

    An den Klimakonferenzen kann die Bevölkerung nicht teilnehmen. Unsere Interessen werden dort nicht vertreten und werden dementsprechend auch nicht umgesetzt. Wirklich wirkungsvoll in der Umsetzung unserer Forderungen waren bisher immer nur große Protestbewegungen. Wir erinnern uns an die Anti-Atom-Bewegung, die Anti-TTIP Proteste oder das Protestcamp gegen die Dakota Access Pipeline. All diese Bewegungen wurden von Menschen aus allen Bevölkerungsschichten getragen, das zeigt, dass der Kampf um die Rettung unseres Planeten uns vereinen kann und muss. Doch es muss ebenso klar sein, dass Umweltschutz ohne Antikapitalismus wirkungslos bleiben wird. Unsere Bewegung hat die Aufgabe zu zeigen, dass die kapitalistische Produktionsweise nicht mit einem Leben im Einklang mit der Natur vereinbar ist.

    Welche Proteste sind für die zwei Gipfelwochen sowie im Vorfeld geplant?

    In Bonn gründet sich gerade ein Bündnis, dass genau diesen Anspruch stellt, breiten, möglichst internationalen Protest gegen die Klimakonferenz Protest auf die Straße zu bekommen. Die nächste offene Aktionskonferenz ist am 03.09. im DGB Haus in Bonn. Dafür mobilisieren wir schon jetzt. Zum Beispiel finden in diesem Sommer in vielen Städten Camps zum Thema Umweltschutz und Klimawandel statt. So auch in Bonn. Das Klimacamp in Bonn möchte einen Anstoß geben, den gesamten Herbst ins Zeichen der Klimaproteste zu setzen. Es wird viele Diskussionen, Vorträge, Workshops, Kunst und Konzerte geben. Das Ziel ist es, sechs Tage lang eine Art Basis-Klimagipfel zu organisieren, an dem von ArbeiterInnen, über Studierende bis zu Eltern mit ihren Kindern alle teilnehmen können. Und diese Leute und ihre Ideen dann natürlich mitzunehmen und einzubinden in die Arbeit bis zum 11.11., an dem die Großdemonstration zum Klimagipfel geplant ist. Eine Möglichkeit der Einbindung wird auch die gemeinsame Anreise zu den Aktionstagen gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst von „Ende Gelände“ sein. Wie man sieht, haben wir einen kämpferischen und aktivistischen Sommer und Herbst. Wir hoffen, wir sehen uns auf dem Camp oder auf der Straße.

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