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Samstag, April 20, 2024
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    Abtreibung – ein Selbstbestimmungsrecht der Frau? – Kommentar von Lisa Alex

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    Abtreibung ist ein höchst emotional diskutiertes Thema. Für viele Frauen ist es ein unverzichtbares Recht. Andere fordern dagegen ein striktes Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Warum brechen so viele Frauen eine Schwangerschaft ab? Was würde ein Verbot daran ändern? 

    Es gibt viele Gründe, warum Frauen sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Häufig liegt es an ihrer ökonomisch unsicheren Situation. Im Vergleich zu Männern bekommen Frauen doppelt so häufig einen Niedriglohn. Allein ist damit ein Kind einfach nicht finanzierbar und bedeutet für die Frau, sich entweder von ihrem Partner oder vom Staat abhängig zu machen. Hinzu kommt nicht selten, dass Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind, psychisch oder körperlich von ihrem Partner oder Ehemann misshandelt werden. Oder gar durch eine Vergewaltigung schwanger wurden. In einer solchen Situation ein Kind zu bekommen – unvorstellbar. Ein Schwangerschaftsabbruch ist dann oftmals die einzige Lösung.

    Abtreibung ist – wie von vielen fälschlicherweise angenommen wird – keinesfalls legal in Deutschland. Der §218 des Strafgesetzbuchs verbietet nach wie vor den Abbruch einer Schwangerschaft. Die Schwangere kann dafür mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden. Allerdings wurde Anfang der 70er Jahre erkämpft, dass ein Abbruch innerhalb der ersten 12 Wochen straffrei bleibt. Hinzu kommt eine Straffreiheit bei einer „medizinischen Indikation“, also wenn die Gesundheit der Frau oder des entstehenden Kindes in Gefahr ist, und bei einer „kriminologischen Indikation“, also wenn die Frau beispielsweise durch eine Vergewaltigung schwanger wurde.

    In Deutschland gibt es eine Bewegung, die die Wiedereinführung eines strikteren Verbots von Abtreibung fordert. Sie nennt sich auch „Lebensschützer“ und bezeichnet den Abbruch einer Schwangerschaft als Mord. Ein striktes Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen würde aber nicht dazu führen, dass tatsächlich weniger Abbrüche vorgenommen würden. Vielmehr würden diese dann auf illegale Weise, in irgendwelchen Hinterzimmern durchgeführt. Das bedeutet für die Frauen ein enormes gesundheitliches Risiko und kann sogar zum Tod führen. So starben in Deutschland noch in den 1960ern jährlich etwa 250 Frauen in Folge von illegal durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen. Die „Lebensschützer“ stellen die Gesundheit und das Leben eines Embryos über das der Frau, wenn sie ein Verbot von Abtreibung fordern. Sie schützen also eigentlich kein Leben, sondern würden den Tod von etlichen Frauen in Kauf nehmen.

    Warum sind Abtreibungen heute dann nicht legal? Der kapitalistische Staat hat ein Interesse daran, dass genügend Kinder geboren werden. Denn es werden immer neue Generationen von ArbeiterInnen benötigt, um den Kapitalismus am Laufen zu halten. Frauen sollen deshalb (mal mehr, mal weniger) Kinder bekommen – je nachdem ob die Geburtenrate gerade hoch genug ist oder nicht. Damit diese möglichst hoch bleibt, werden verschiedene Mittel angewendet. Eines davon ist – die Begrenzung von Abtreibungen. Jedoch wird damit das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper untergraben und den ökonomischen Interessen untergeordnet.

    Ein Verbot von Abtreibungen ist ein tiefer Eingriff in die Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper. Das Recht, eine Schwangerschaft abbrechen zu können, muss ein fundamentales Recht werden. Frauen müssen darüber entscheiden dürfen, ob und wann sie schwanger werden wollen.

    Erst in einer Gesellschaft, in der die Wirtschaft nicht nach dem Profitstreben, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet ist, wird auch die Frage des Kinderkriegens nicht eine Frage nach neuen Arbeitskräften sein. Erst dann werden Frauen wirklich frei über ihren Körper entscheiden können.

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    • Seit 2017 Autorin bei Perspektive Online. Setzt sich für die Belange der proletarischen Frauen ein.

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