Irakische Regierungstruppen und schiitische Milizen rücken auf kurdische Städte im Nordirak vor. Kirkuk, Shengal Stadt und Maxmuhr weitestgehend kampflos erobert.
Noch bevor die islamistische Terrororganisation IS in allen Gebieten des Iraks und Syriens besiegt wurde, scheint ein neuer Krieg im Irak begonnen zu haben. Zuletzt haben die Spannungen zwischen der irakischen Zentralregierung und der Regierung der „Autonomen Region Kurdistan“ (KRG) im Nordirak sich massiv zugespitzt. Als Reaktion auf das Unabhängigkeitsreferendum im Nordirak vor drei Wochen geht die irakische Armee nun gemeinsam mit den – vom Iran aufgebauten – schiitischen „Al-Haschd al-Schaabî“ – Miliz (PMU – Volksmobilmachungseinheiten) militärisch gegen die kurdischen Gebiete im Nordirak vor.
Dem gestrigen Angriff war ein verstrichenes Ultimatum der irakischen Zentralregierung vorausgegangen, dass sich die militärischen Einheiten (Peschmerga) der KDP („Demokratische Partei Kurdistans“ unter Masud Barzani) und der PUK („Patriotische Union Kurdistans“ unter Dschalal Talabani, der am 3.10 in Berlin starb) von strategischen und ökonomischen Punkten in Kirkuk zurück ziehen sollten. Diese Punkte (Ölfelder, Flughafen und Militärbasis) waren vor der Eroberung durch den „Islamischen Staat“ in der Hand der irakischen Zentralregierung und wurden durch kurdische Einheiten befreit.
Gestern Nacht rückten dann die Einheiten der irakischen Regierung und der schiitischen Milizen auf Kirkuk vor und nahmen die Stadt ohne große Kämpfe fast vollständig ein. Lediglich die Einheiten der zur Verteidigung der Stadt angerückten „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) leisteten gemeinsam mit der Bevölkerung Kirkuks Widerstand. Nachdem zunächst die PUK-Peschmerga nach Verhandlungen mit Bagdad noch in der Nacht ihre Stellungen kampflos räumte, zogen später auch die KDP-Peschmerga ab, so dass die Stadt militärisch zu halten war. Auch aus den Städten Maxmuhr und Shengal, sowie aus dem Gebiet Germiyan bei Süleymaniya haben sich die Peschmerga-Kämpfer kampflos zurückgezogen.
Die Einheiten der KDP und der PUK ziehen sich damit nicht nur kampflos auf die Gebiete zurück, welche sie bis 2014 regierten, sondern darüber hinaus geben sie weitere große Gebiete auf. Gemeinsam mit den Kämpfern fliehen tausende kurdische Zivilisten aus den verlassenen Gebieten, da sie Massaker durch die schiitischen Milizen befürchten.
Lediglich die Guerilla-Einheiten der PKK und mit ihr verbündete militärische Einheiten befinden sich nun noch im außerhalb der Stadt Maxmuhr gelegenen gleichnamigen Flüchtlingslager und im Shengal-Gebirge. Auch wurden am Montag aus dem Inneren der Stadt Kirkuk noch einzelne Gefechte gemeldet.
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