Zahlreiche Fälle in ganz Deutschland bekannt geworden – Opfer trauen sich selten, zu sprechen
In der vergangenen Woche veröffentlichte der MDR eine erneute Recherche zum Thema Gewalt an Flüchtlingen. In zwei Unterkünften im Harz sollen die Betreuer in den Heimen die Täter sein. Sie sollen körperliche und psychische Gewalt ausgeübt haben.
Misshandlungen meist ohne Konsequenzen
Es wird die Geschichte von Lutz Drescher erzählt. Er war Heimmitarbeiter und meldete der Heimleitung, als ein anderer Betreuer wiederholt gewalttätig wurde. Seine Schilderungen sind dramatisch, ein Betreuer habe einen minderjährigen Geflüchteten angeschrien, geschubst, gewürgt. Die Konsequenz: Lutz Drescher verlor seinen Job. Dass er immer wieder Gewalttaten gemeldet hat und Verantwortung für die Heimbewohner übernehmen wollte, wurde ihm zum Verhängnis.
Was die Ermittlungen in solchen Fällen anbelange, sei das ein großes Problem: Heimleiter, MitarbeiterInnen und Verantwortliche geben sich Rückendeckung, Anzeigen gegeneinander gibt es praktisch nicht.
Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit, in der Geflüchtete sich befinden. Die Dunkelziffer der Angriffe, die von dem Personal ausgehen, ist hoch. Geflüchtete kennen ihre Rechte oft nicht, haben geringes Vertrauen in staatliche Einrichtungen, sind misstrauisch, ob nicht Konsequenzen auf sie zurückfallen.
Machtmissbrauch in einigen Einrichtungen an der Tagesordnung
Überall in Deutschland gibt es Unterkünfte, die wegen Machtmissbrauchs aufgefallen sind. Grund mag oft auch die heillose Überforderung des Personals sein, in einigen Einrichtungen war die Menge an Arbeiten ohne Ehrenamtliche nicht zu bewältigen.
Die taz recherchierte im vergangenen Jahr zu zwanzig Fällen von Machtmissbrauch gegenüber Flüchtlingen. Auch hier ist die Bilanz erschreckend: Nur in zwei Fällen kam es zu Verurteilungen. Die Anzeigen und Vorwürfe umfassten dabei Nötigungen, Körperverletzungen und auch Vergewaltigung.
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