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Donnerstag, März 28, 2024
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    Der Preis der Zwei-Klassen-Medizin: Fast 1.000 tote GrippepatientInnen

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    Schwerste Grippewelle seit 10 Jahren

    Gliederschmerzen, Husten, Fieber – fast 300.000 Menschen haben sich in der diesjährigen Grippesaison bereits angesteckt. Davon sind mittlerweile 971 Menschen gestorben, die große Mehrheit (87 Prozent) war über 60 Jahre alt. Oft gab es Vorerkrankungen.

    Die Todesfallzahlen können in Wirklichkeit aber deutlich höher liegen, da sich Grippeerreger nicht bei allen Gestorbenen feststellen lassen. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung als Todesursache sind sie zum Beispiel oft nicht mehr nachzuweisen.

    Zwei-Klassen-Medizin kann tödlich sein.

    Möglicherweise hätten einige dieser Todesfälle verhindert werden können – wenn da nicht die Zwei-Klassen-Medizin wäre.

    70% der diesjährig positiven Influenzaproben enthielten laut dem „Nationalen Referenzzentrum für Influenza“ (NRZ) die Influenza B-Komponente des „Yamagata-Stamms“. Doch dagegen waren gesetzlich Versicherte nicht geschützt.

    So empfahl das „Roland-Koch-Institut“ (RKI) für dieses Jahr nur eine Dreifach-Impfung, die zwei Influenza A-Stämme und den Influenza B-Stamm vom Subtyp „Victoria“ abdeckt. Nur dieser trivalente Impfstoff wurde von der Mehrzahl der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) übernommen – diese Viren machten jedoch nur 30% der Grippefälle aus.

    „Das Grundproblem dabei ist, dass der derzeit gültige Rabattvertrag [mit der Pharmaindustrie] einen nicht so optimalen Impfstoff vorgibt,“ sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niederachsens (KVN), Detlef Haffke.

    Privatpatienten bekamen hingegen meist die Vierfach-Impfung (tetravalenter Impfstoff), mit der auch der Haupterreger abgedeckt ist.

    „Es ist tatsächlich so, dass die Komponente, die gegen die Yamagata-Linie schützt, in diesem Jahr nur im Vierfach-Impfstoff enthalten ist“, erklärt Marieke Degen vom RKI.

    Massive Auswirkungen

    Neben den Todesfällen hatte die heftige Grippewelle teils verheerende Auswirkungen auf das öffentliche Leben:

    Im Februar sind so viele Beschäftigte krank ausgefallen wie seit zehn Jahren nicht. Der Krankenstand, also der Anteil Erkrankter an allen ArbeitnehmerInnen, lag im vergangenen Monat noch bei 6,2 Prozent, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Statistik der Betriebskrankenkassen (BKK) ergibt. Jede/r Dritte davon blieb wegen einer Grippe oder anderer Atemwegsinfekte zuhause.

    Vielerorts mussten Busse und Züge ausfallen, die Wartezeiten in öffentlichen Einrichtungen verlängerten sich, teilweise mussten sie sogar ganz geschlossen bleiben. Mittlerweile soll der Höchstpunkt der Grippewelle jedoch überstanden sein.

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