Zu wenig Investitionen, schlechtes Image und niedrige Dividenden
Nach wie vor ist die Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG, kurz RWE, laut der Forbes Global 2000-Liste auf Platz 315 der größten börsennotierten Unternehmen der Welt und der zweitgrößte Energieversorgungskonzern Deutschlands. Doch RWE befindet sich seit langem in einer strukturellen Krise.
Die an RWE beteiligten Kommunen und die langjährigen Chefetagen haben einen rechtzeitigen Wechsel der Unternehmensstrategie und Kapitalanlagen in neue und moderne Technologien lange verhindert. So lehnte der Konzern über viele Jahre Investitionen in erneuerbare Energien ab, bzw. hielt diese auf einem extrem niedrigen Niveau.
Der beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie, ebenso wie der Kohleausstieg, betreffen zwei zentrale Konzernsparten. Sollte beides tatsächlich in den nächsten Jahren politisch durchgezogen werden, erwarten RWE Kosten und Gewinnausfälle von dutzenden Milliarden Euro. Allein für den Rückbau der eigenen Atomkraftwerke sollen RWE 7,5-10 Milliarden Euro fehlen.
Die fehlenden Investitionen und Inovationen haben auch den Aktienkurs von RWE stark angeschlagen. Wurden die RWE-Aktien im Jahr 2007 noch mit einem Allzeithoch von 100 Euro pro Aktie gehandelt, so schwankte der Aktienkurs in den vergangenen 12 Monaten zwischen 14 und 23 Euro und liegt heute knapp über 21 Euro.
Der sinkende Aktienkurs und massive Sparmaßnahmen des Konzerns haben dazu geführt, dass etwa im Jahr 2016 keinerlei Dividende an die Aktionäre ausgezahlt wurde. Mit der Stadt Bochum hat nun die erste Kommune beschlossen, sich ganz von ihrem RWE-Aktienpaket zu trennen, um bei weiteren Verlusten des Unternehmens nicht noch mehr Millionen Euros zu verlieren. Der Bochumer Stadtrat beschloss Mitte September, alle 6,6 Millionen Aktien nach und nach zu verkaufen. Das Bochumer Aktienpaket war zu Höchstzeiten rund 720 Millionen Euro wert, jetzt soll es noch wenigstens 33 Millionen Euro bringen. Weitere Kommunen könnten dem Bochumer Vorbild folgen (Link).
Auch das Image von RWE ist schlecht wie nie. Als Umweltsünder und skrupelloses Unternehmen gebrandmarkt, hat es der Konzern schwer. Insbesondere durch das rigorose Vorgehen gegen UmweltaktivistInnen zieht der Konzern den Zorn vieler auf sich.
Erst am vergangenen Dienstag war die Internetseite des Konzerns zeitweise aufgrund eines Hackerangriffs der Gruppe „Anonymous“ nicht erreichbar. Die Gruppe drohte in einem Video damit, weiter die Server von RWE anzugreifen, wenn die Räumung und Rodung des Hambacher Forsts zum Abbau von Braunkohle nicht eingestellt würden (Link).
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