Börsenkenner sieht chinesische „Verschuldungsblase“ vor dem Platzen
Erst im September hatten die USA neue Sonderzölle auf chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar verhängt – jetzt dreht das Weiße Haus weiter an der Eskalationsschraube. John Bolton, der nationale Sicherheitsberater der USA, kündigte am Freitag in einem Radiointerview ein „noch härteres Vorgehen“ gegen Peking an. Das Verhalten der chinesischen Regierung in der Handelspolitik sowie im internationalen, militärischen und politischen Bereich müsse angepasst werden, so der als Hardliner bekannte Bolton.
Mit seinen Äußerungen liegt Bolton auf der Linie von US-Präsident Trump. Dieser hatte am Donnerstag in einem Gespräch mit dem rechten TV-Sender Fox News angekündigt: „Ich kann noch viel mehr machen.“ Die Chinesen hätten zu lange zu gut gelebt. Bolton zufolge sei für die USA jetzt die Zeit gekommen, sich gegen die Vorteile zu wehren, die China sich von der internationalen Weltordnung verschafft habe. Dabei gehe es um Marktabschottung, Beihilfen für die eigenen Unternehmen und Technologie-Diebstahl – Maßnahmen also, gegen die Trump schon im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Stimmung gemacht hatte.
Kommt die nächste Weltwirtschaftskrise aus China?
Der Kern des Konflikts dürfte jedoch tiefer liegen. Mit China wächst den USA ein Konkurrent heran, der die bisherige Weltmacht wirtschaftlich, politisch und militärisch auf Dauer einholen konnte. Dass es beim Handelskrieg der Trump-Regierung um Geostrategie geht, ist auch die Meinung von Dirk Müller, dem seit vielen Jahren medienpräsenten Börsenmakler und Buchautor. Im Podcast von „Steingarts Morning Briefing“ erklärte Müller am Samstag, die nächste Wirtschaftskrise werde aus China kommen – der Auslöser werde aber in den USA betätigt, zur Not um den Preis eigener kurzfristiger wirtschaftlicher Nachteile: „Die USA wollen China den Stecker ziehen.“ Es gehe um die geopolitische Konkurrenz, die Waffe sei der Handelskrieg. Durch Handelszölle und die Erhöhung der Leitzinsen würden die USA einen massiven Kapitalabzug aus China provozieren – und zwar genau in einer Situation, in der das in der Vergangenheit sehr hohe chinesische Wachstum ohnehin abnehmen würde. Die „größte Blase der Weltwirtschaftsgeschichte“, nämlich „die Verschuldung in China“, drohe zu platzen: „Wie in der Türkei haben sich auch in China viele Konzerne massiv in US-Dollar verschuldet. Durch die Zinsanhebungen in den USA und den steigenden Dollar wird es immer schwerer für die Unternehmen, ihre Schulden zu tilgen, und gleichzeitig ziehen Investoren ihre Gelder aus China ab. Diese Mischung hat schon die Türkei belastet und könnte nun auf einem viel höheren Level auch China ins Wanken bringen.“
Eine ähnliche Strategie hätten die USA schon einmal Ende der achtziger Jahre gegen Japan angewandt, so Müller. Japan habe sich davon bis heute nicht erholt.
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