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Amerikanische Wirtschaftsbosse warnen vor den Potentialen einer sozialen Revolution

Seit Jahrzehnten schrumpft das Einkommen der ärmeren Schichten, während die Vermögen der Reichen grenzenlos wachsen. Nun warnen Teile der Herrschenden, dass dies ihre Macht zum Wanken bringen könnte. – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

Sicher ist es nichts Neues, dass die Einkommen und Vermögen überall auf der Welt massiv ungleich verteilt sind und sich die Menschen in besetzende und besitzlose Klassen einteilen lassen. Neu scheint aber zu sein, dass sich Milliardäre nun scheinbar gegen diese Wirtschaftsordnung richten, der sie selbst ihren unermesslichen Reichtum zu verdanken haben.

Ray Dalio, David Rubenstein, Jeff Bezos, Warren Buffett und Jamie Dimon gehören zu den reichsten Menschen in den USA und sie alle eint die Angst davor, was passiert, wenn Löhne und Einkommen wie in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter auseinander gehen.

Armut als Potential für eine soziale Revolution

„Unterschiede in Reichtum, speziell wenn sie von unterschiedlichen Werten begleitet werden, führen zu vermehrten Konflikten, und in einer Regierung, die sich selbst als eine Form von Populismus von links und Populismus von rechts definiert, mündet das oftmals in Revolutionen der einen oder anderen Art“ so Ray Dalio, US-amerikanischer Hedgefonds-Manager.

Dalio bezeichnete kürzlich in einem Artikel die Einkommenssituation in den USA als nationalen Notstand, der entsprechend behandelt werden müsse.

Dass nun ausgerechnet die amerikanische Elite davor warnt, dass die ArbeiterInnenklasse und die mittleren Einkommensschichten zu wenig verdienen und um dies zu ändern, scheinbar dafür bereit sind, selbst in die eigene Tasche zu greifen, scheint auf den ersten Blick paradox.

Nimmt man Dalios Warnung vor den Potentialen einer sozialen Revolution durch die immer weiter zunehmende Armut großer Teile der Bevölkerung ernst, dann scheint dieser Schritt nur logisch und nichts anderes als ein egoistischer Selbsterhaltungstrieb zu sein.

Ähnliche Situation auch in Deutschland

Was Dalio für die USA beschreibt, stimmt sicher auch für Deutschland. Auch hier werden der ArbeiterInnenklasse immer größere Teile ihres Lohns weggenommen. Viele Menschen müssen Jahr für Jahr mit immer weniger auskommen. Einfache Grundbedürfnisse wie eine angemessene Wohnung, Anziehsachen, gesundes Essen und Bildung werden nach und nach zur Luxusware. Gleichzeitig steigen die Vermögen der Besitzenden in gigantischen Dimensionen.

So richtig Dalios Analyse auch ist, eine soziale Revolution wird es nicht ohne eine bewusste Organisierung der ausgebeuteten und unterdrückten ArbeiterInnenklasse geben. Eine soziale Revolution ist deshalb kein Selbstläufer. Genauso klar ist jedoch, das eine bewusste und organisierte ArbeiterInnenklasse sich auch nicht mit ein paar Zugeständnissen abspeisen lassen wird.

Kevin Hoffmann
Kevin Hoffmannhttps://kevinhoffmann.home.blog
Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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