Die 850 Beschäftigten des Bio-Discounters Dennree wollen am oberbayerischen Standort Töpen einen Betriebsrat wählen. Dort befindet sich das „moderne und leistungsfähige“ Zentrallager des Konzerns. Die Belegschaft bekommt seither Gegenwind von der Geschäftsleitung unter Thomas Greim.
Nachdem Mitglieder der Gewerkschaft ver.di einen Wahlvorstand für eine Betriebsratswahl gründen wollten, hatte das Unternehmen selber plötzlich auch drei Arbeiter parat, welche unabhängig von der Gewerkschaft die gleiche Initiative ergriffen. Danach sei dem Wahlvorstand zudem kein Raum für seine Arbeit zur Verfügung gestellt worden und die Kosten für die gesetzlich notwendige Schulung des Wahlvorstands durch das Unternehmen seien mehrfach nicht bewilligt worden, so berichtet die Gewerkschaft ver.di in einer Erklärung des Gewerkschaftssekretärs Paul Lehmann. Uwe Zimmermann, Leiter der Personalabteilung von Dennree wies die Vorwürfe indes zurück: „Wir bei Dennree sehen keinen Konflikt im Hinblick auf die Gründung eines Betriebsrates.“ Das passende Seminar sei seiner Kenntnis nach inzwischen gefunden.
Gezielte Betriebsratsverhinderung?
„Wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass der Arbeitgeber die anstehende Betriebsratswahl behindern möchte“, kritisierte Lehmann. Ver.di behält sich nach eigener Auskunft rechtliche Schritte vor. „Eine Betriebsratswahl zu verhindern, ist eine Straftat. Wir erwarten, dass der Arbeitgeber unverzüglich seiner Verpflichtung nachkommt“, forderte Paul Lehmann. Paul F., Vorsitzender des Wahlvorstands kritisiert, dass Wahlvorstand und Gewerkschaft bei ihrer Arbeit immer wieder blockiert würden. So habe Dennree erst nach etlichen Wochen, am 8. März 2019, die dringend nötige Schulung des Wahlvorstands bewilligt. Ein Termin für die Betriebsratswahl steht bisher noch nicht fest.
Dennree zahlt keinen Tarif
Eines der ersten Themen, denen sich ein gewählter Betriebsrat sicher annehmen wird, ist die Bezahlung der Angestellten, denn Dennree bezahlt seine Mitarbeiter unterhalb des für die Branche geltenden Tarifvertrags. Dabei stiegen die Umsätze des Unternehmens im vergangenen Jahr um sechs Prozent. „Der Umsatz ist von den Kolleginnen und Kollegen erwirtschaftet worden und die Firma Dennree zahlt nach wie vor nicht nach Tarifvertrag – eine schreiende Ungerechtigkeit!“, kritisiert Gewerkschaftssekretär Lehmann.
300 Supermärkte ohne einen Betriebsrat
Dennree hat vor kurzem den 300. Denn’s Biomarkt eröffnet, in keinem einzigen existiert bisher jedoch ein Betriebsrat. Zudem beliefert das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 1.400 weitere Märkte in Deutschland und Österreich. Die Dennree-Gruppe beschäftigt zur Zeit rund 5.900 Mitarbeiter, 850 davon in Töpen, und kommt auf einen Jahresumsatz von 1,025 Milliarden Euro.
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