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Samstag, April 27, 2024
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    Brandenburg: Müllhalde des Kapitals

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    In Brandenburg türmen sich gigantische Müllberge auf illegalen Mülldeponien auf. Ein Problem, dass Symptomatisch ist für die herrschende Produktionsweise. Ein Kommentar von Paul Gerber

    Die Menschen in Bernau bei Berlin leben umringt von Müllbergen. Nur eine von mehreren Deponien am Rand der Stadt ist die größte in Brandenburg: Gute 416.000 Tonnen wurden hier aufgetürmt. Heute sind sie größtenteils mit Gras überwuchert.

    Den Recherchen der Website muellparadies.de zufolge bestehen in Brandenburg noch heute 125 illegale Mülldeponien. Es könnten noch mehr dazu kommen, die jüngste Entdeckung ging erst am vergangenen Freitag durch die Presse: „Mehr als 50.000 Tonnen Klärschlamm-Kompost sind im vorigen Jahr auf einem Unternehmensgelände in Sedlitz im Kreis Oberspreewald-Lausitz-Kreis festgestellt worden , weitere 50.000 Tonnen Baumischabfälle auf einem Fuhrbetriebsgelände in Halenbeck/Rohlsdorf in der Prignitz sowie tonnenweise Schlacken und Asche in Demerthin“, so heißt es in einem Artikel des RBB.

    Man fragt sich unwillkürlich, wie das überhaupt möglich ist. Eine Doku von CORRECTIV und RTL stellt einige der Deponien beispielhaft vor. Parallelen ergeben sich schnell: Die Deponien waren nicht immer illegal. Die Betreiber haben fast immer von den Behörden die Erlaubnis erhalten, auf ihrem Gelände Abfälle zu recyceln. Nur haben sie das nicht getan. Stattdessen haben sie Tonnen von Müll aufgehäuft und dafür kassiert.

    Mit Insolvenzverfahren werden diese Firmen dann aufgelöst und der Müll wird zum Problem des Staatshaushalts. Die Kosten für die Räumung aller entdeckten Deponien schätzt muellparadies.de auf 437 Millionen Euro.

    Was dort auf Brandenburgs sandigem und für Gifte durchlässigem Boden modert besteht größtenteils aus Industrieabfällen. Im Kapitalismus drängt es jeden Unternehmer natürlich die Kosten für den Herstellungsprozess zu minimieren. Es ist nur logisch, dass die Müllentsorgung oder -wiederverwertung von ihnen am liebsten ausgelagert wird. Denn dieser Prozess verspricht im Verhältnis zu den Kosten verhältnismäßig wenig Profit.

    Die weit über hundert illegalen Müllager stehen nicht nur für den Wunsch von einzelnen sich zu bereichern. Sie sind Symbole für ein System, das unfähig ist, das dauerhafte und ressourcenschonende Überleben der Menschheit zu sichern.

    Die Funktion der Deponiebetreiber in diesem System ist nicht wirklich die Entsorgung des Mülls, das tun sie nur zum Teil. In Wirklichkeit werden sie von den großen Industrie- und Bauunternehmen dafür bezahlt, dass sie ihnen ein wenig Profit versprechendes Problem vom Hals schaffen. So dass sich das Kapital auf die Produktion von noch mehr Waren, und damit oftmals noch mehr Müll, konzentrieren kann, denn das lohnt sich nun mal am meisten.

    • Paul Gerber schreibt von Anfang bei Perspektive mit. Perspektive bietet ihm die Möglichkeit, dem Propagandafeuerwerk der herrschenden Klasse in diesem Land vom Standpunkt der Arbeiter:innenklasse aus etwas entgegenzusetzen. Lebensmotto: "Ich suche nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen." (Henry Ford)

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