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Freitag, April 19, 2024
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    Wirtschaftskrise und Digitalisierung – was tun?

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    Massenentlassungen, Kurzarbeit, höhere Massensteuern, steigende Mieten und Strompreise – positive Neuigkeiten scheint das Jahr 2020 für uns ArbeiterInnen nicht bereit zu halten. Doch warum ist das so, und wie können wir uns dagegen wehren?– Von Kevin Hoffmann 

    Die aktuellen Probleme in der deutschen Wirtschaft und die damit zusammenhängenden Folgen für uns ArbeiterInnen haben zwei grundlegende Ursachen:
    Zum einen sind sie Folge einer neuen kapitalistischen Überproduktionskrise.
    Zum anderen verändern technologische Umwälzungen die Produktion, wie wir bei Elektroautos und der Digitalisierung vieler Arbeiten sehen können.

    Wirtschaftskrisen im Kapitalismus

    Wirtschaftskrisen entstehen im Kapitalismus regelmäßig als Überproduktionskrisen: Der Gewinn von Unternehmen basiert – vereinfacht gesprochen – darauf, dass ArbeiterInnen an jedem Arbeitstag mehr Wert produzieren, als sie an Lohn erhalten. Das Ziel von Kapitaleignern ist es, möglichst viel von diesem Mehrwert produzieren zu lassen und einzustreichen, und zwar mehr als ihre Konkurrenten.

    Alle Unternehmen streben deshalb im Grundsatz danach, ihre Produktion von Waren möglichst auszudehnen. Das führt dazu, dass die Produktion im Kapitalismus immer schneller wächst als die zahlungsfähige Nachfrage – denn wie sollen die ArbeiterInnen auch all die Waren kaufen, die sie produzieren, wenn diese einen viel größeren Wert darstellen als ihr Arbeitslohn? Die Krise ist der Moment, in dem dieser Widerspruch alle paar Jahre hervorbricht. Es werden massenhaft Waren und Kapital vernichtet. Und die schwächeren Unternehmen gehen pleite.

    Die ArbeiterInnen zahlen die Krise mit Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, höheren Verbrauchersteuern und vielem mehr. Und mit jeder Krise geht der Zyklus von vorne los. Die Dauer eines Krisenzyklus’ hängt wiederum vom Niveau der technischen Entwicklung ab und hat sich seit dem Beginn des Kapitalismus deutlich verkürzt.

    Einführung neuer Technologien

    Gleichzeitig führen auch die Einführung neuer Verfahren und Techniken in der Produktion oftmals zur Entlassung von vielen ArbeiterInnen. Heute sehen wir das erneut bei der Einführung des Elektroantriebs im Automobilsektor, der Digitalisierung und Robotisierung in vielen Branchen oder dem geplanten Kohleausstieg.

    Dabei dürfen wir nicht in die Falle tappen, uns gegen tatsächlichen technischen Fortschritt zu stellen, sondern müssen die Methoden, mit denen die Herrschenden diese Entwicklung durchsetzen – nämlich auf unsere Kosten – anprangern. Ein Festhalten an veralteten Technologien und Produktionsweisen wird auf Dauer unsere Arbeitsplätze auch nicht sichern können.

    Widerstand und Solidarität

    Beiden Phänomenen und den Folgen für uns ArbeiterInnen – der Wirtschaftskrise und der Einführung neuer Technologien – müssen wir dabei vor allem mit unserem vereinten Widerstand und der Klassensolidarität untereinander begegnen. Solange wir uns gegeneinander ausspielen lassen, haben die KapitalistInnen leichtes Spiel und werden ihre Kosten auf uns alle abwälzen können. Für uns muss es jedoch darum gehen, nicht allein für unseren Arbeitsplatz, für unseren Produktionsstandort, sondern auch dafür zu kämpfen, dass diejenigen, die uns seit Jahren ausbeuten und gigantische Gewinne einfahren, jetzt zur Kasse gebeten werden.

    Lassen wir uns nichts von angeblichen „Sachzwängen“ und “alternativlosen” Schritten erzählen. Es liegt letztendlich an uns, ob wir uns entschlossen und vereint gegen diese Angriffe auf uns und unseren Lebensstandard wehren oder vereinzelt kapitulieren müssen.
    Der solidarische Zusammenschluss von uns ArbeiterInnen aufgrund unserer gemeinsamen Interessen ist unsere größte Waffe im Kampf für unsere alltäglichen Bedürfnisse und ebenso im Kampf um grundlegende Veränderungen.

    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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