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Montag, April 29, 2024
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    „Fassungslos und entsetzt über so viel Skrupellosigkeit“ – Lufthansa droht mit Massenentlassungen trotz Milliarden-Staatshilfe

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    Der Flugkonzern Lufthansa erhält bereits Staatshilfen von rund 1 Milliarde Euro. Doch mit einem Trick versucht der Konzern nun, die Corona-Krise zu nutzen, um seine Tochter Germanwings abzuwickeln – die Zukunft von 1.400 MitarbeiterInnen stehen auf dem Spiel – Ein Gastbeitrag vom Bündnis „Zukunft Erkämpfen“.

    Als sich abzeichnete, dass die Coronakrise auch in Deutschland erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben würde, war der Lufthansa-Konzern einer der ersten, der staatliche Unterstützung verlangte. Parallel dazu rief Unternehmenschef Carsten Spohr am 13.3. die MitarbeiterInnen „zu Solidarität und Verzicht“ auf. Letzte Woche wurde bekannt, dass der deutsche Staat mit 1 Milliarde Euro für den seit 1997 privatisierten Konzern einspringt.

    Und nun kommt der Hammer: Unter dem Deckmantel der Krise plant Lufthansa nun anscheinend, die 100%ige Tochter „Germanwings“ abzuwickeln und die 1.400 MitarbeiterInnen zu entlassen. Zu großer Kostenfaktor (d.h. zu gute Arbeitsbedingungen), zu kämpferisch – die Germanwings-Belegschaft ist dem Konzern schon seit langem ein Dorn im Auge. Der Plan des Unternehmens ist, die Fluglinie zu schließen und die Mitarbeiter*innen zuerst zu entlassen, um sie dann – teilweise – bei der neuen Marke „Eurowings“ zu deutlich schlechteren Konditionen wieder einzustellen.

    Die Abwicklung und Aufstellung eines Sozialplans (Voraussetzung für die Schließung von Konzernteilen bei Vorhandensein eines Betriebsrats) ist aber bisher an den Tricks und Finten der Konzernleitung gescheitert – und an der Weigerung der Gewerkschaften, sich auf schlechte Abschlüsse für die Beschäftigten einzulassen.

    Jobabbau durch die Hintertür

    Nun soll also die aktuelle Krise genutzt werden, Germanwings „durch die Hintertür“ loszuwerden. Und das, während gleichzeitig Staatshilfen kassiert werden, die ja angeblich Entlassungen verhindern sollen. Wie das geht? Auch hierfür hat die Konzernspitze einen Trick parat:

    Für den gesamten Konzern wurde Kurzarbeit angemeldet – außer für Germanwings. Die Gewerkschaften “UFO” und “Vereinigung Cockpit” hatten darauf bestanden, dass die konzernweite Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90% auch für die Beschäftigten bei Germanwings gelte.

    „Angesichts der kritischen wirtschaftlichen Situation bei der Tochter können die für Lufthansa vereinbarten Konditionen bei Germanwings nicht dargestellt werden“, teilte die Geschäftsführung mit, verweigerte daraufhin das Beantragen von Kurzarbeitergeld für Germanwings und schob das Scheitern der Verhandlungen dem Betriebsrat in die Schuhe. Gleichzeitig wurde eine mögliche Schließung des Betriebs angedroht. – Die Mitarbeiter*innen fühlen sich nun zum Abschuss freigegeben. Sowohl Betriebsrat als auch Beschäftigte erfuhren von der drohenden Schließung nur durch die Presse. Die endgültige Entscheidung aus der Lufthansa-Chefetage wird für Dienstag erwartet.

    Öffentlichkeit schaffen

    Die Beschäftigten versuchen nun mit aller Kraft, Öffentlichkeit für ihre Lage zu schaffen und ihren Protest sichtbar zu machen. Daher der Aufruf: “Teilt die Geschichte, schreibt Protest-Mails an Lufthansa, werdet kreativ!”.

    Spontan haben daraufhin heute in mehreren Städten Menschen ihre Solidarität mit den Beschäftigten von Germanwings ausgedrückt. Die Wut über den Lufthansa Konzern, der von der Coronakrise profitieren und so 1.400 “unliebsame” Mitarbeiter*innen loswerden will, ist groß.

    Schon heute könnte die Entscheidung fallen, dass der Mutterkonzern die gesamte Germanwings-Belegschaft (darunter viele langjährige Mitarbeiter*innen, Frauen, alleinerziehende Mütter) ohne jede Perspektive in der Krise auf die Straße setzt. Und wieder zeigt sich: “Konzerninteressen” sind nicht unsere Interessen! Wir müssen uns organisieren und gemeinsam als Beschäftigte für unsere Zukunft kämpfen!

    In Cottbus, Stuttgart, München und am LH-Hauptsitz in Köln haben deshalb Menschen Plakate an symbolischen Orten und Büros, an denen die Lufthansa beteiligt ist, aufgehängt und Soli-Fotos gemacht.

    Die Beschäftigten freuen sich über jede Unterstützung! Nervt Lufthansa, werdet kreativ, postet eure Solidaritätsbekundungen unter dem Hashtag #wirsindgermanwings!

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