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Donnerstag, April 25, 2024
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    Covid-Sterblichkeit für Indigene in Brasilien doppelt so hoch

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    Unter der indigenen Bevölkerung Brasiliens liegt die Sterblichkeit mit Covid-19 bei mehr als 12 Prozent. Das ist doppelt so hoch wie beim Rest der Bevölkerung. Nicht nur Indigene in traditionellen Dörfern, sondern auch in Städten sind betroffen – sie haben oft keinen Zugang zum nationalen Gesundheitssystem. Gleichzeitig nehmen illegale Rodungen während des Ausnahmezustands zu.

    Die Sonderabteilung für Indigene Gesundheit des Gesundheitsministeriums berichet 659 Fälle, von denen bisher 34 tödlich verlaufen sind. Dabei betrachtet das Ministerium jedoch nur einen kleinen Teil der indigenen Bevölkerung, nämlich den, der in traditionellen Dörfern lebt. Aber auch für indigene Menschen, die beispielsweise aus beruflichen Gründen oder für ein Studium zeitweise in Städte gezogen sind, sieht die Versorgung nicht besser aus: Von 980 bestätigten Infizierten sind mindestens 125 Menschen gestorben.

    “Das Coronavirus profitiert von Jahren der öffentlichen Vernachlässigung”

    Durch staatliche Auflagen und die zunehmende Rodung des brasilianischen Regenwalds können die Indigenen ihre Gebiete oft nicht mehr bewohnen und bewirtschaften. Sie müssen in behelfsmäßigen Siedlungen leben, in denen sie häufig keinen Anschluss an die Infrastruktur haben.

    Dinaman Tuxa, Teil der “Tuxa Community” im nordöstlichen Brasilien, macht staatliche Vernachlässigung für die Situation verantwortlich: “Das Coronavirus profitiert von Jahren der öffentlichen Vernachlässigung. Unsere Communities sind oft in abgelegenen Gegenden ohne Zugang zur Infrastruktur.” Für Dinamans Community, zu der 1.400 Menschen gehören, ist die nächste Intensivstation 4,5 Stunden mit dem Auto entfernt. Für 10 Prozent der indigenen Dörfer ist die nächste Intensivstation mehr als 700 Kilometer entfernt.

    Insgesamt 60 indigene Communities haben Covid-19-Fälle gemeldet. Viele leben im Amzonasgebiet und können Krankenhäuser nur mit dem Boot oder Flugzeug erreichen.

    Illegale Rodung als weitere Bedrohung

    Die schlechte Versorgungssituation im Hinblick auf das Virus ist nicht das einzige Risiko, das indigene AktivistInnen anprangern. Unter Präsident Bolsonaro hat die Rodung der Regenwälder stark zugenommen. Die Ausnahmesituation wegen der Pandemie hat das sogar verstärkt: Im April hat die Abholzung um 64 % zugenommen.

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