Im April 2020 sind nach vorläufigen Ergebnissen mindestens 82.246 Menschen in Deutschland gestorben. Das sind 8 % (+5.942 Fälle) mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre. Mehr als 80.000 Sterbefälle in einem April gab es in Deutschland zuletzt im Jahr 1977. In Frankreich lag die „Übersterblichkeit“ bei durchschnittleich 27%, in Italien sogar bei 49%.
Das geht aus Daten des statistischen Bundesamts hervor. Die erhöhten Sterbefallzahlen zeigten sich seit der 13. Kalenderwoche (23. bis 29. März). In der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) sei die Abweichung mit 2.316 Fällen beziehungsweise 13 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten gewesen. Die Sterbefallzahlen lägen von der 13. bis zur 18. Kalenderwoche insgesamt 7.486 Fälle über dem Durchschnitt der vier Vorjahre.
Regional ist diese Entwicklung maßgeblich von drei Bundesländern geprägt. Laut Bundesamt übertrafen die Sterbefallzahlen den Durchschnitt der vier Vorjahre in Bayern um 2.719 Fälle (+18 %), in Baden-Württemberg um 1.958 Fälle (+ 16 %) und in Nordrhein-Westfalen um 1.254 Fälle (+ 5 %).
„Zusammenhang mit Corona-Pandemie nahe liegend“
Diese Befunde zu einer sogenannten Übersterblichkeit würden sich laut statistischem Bundesamt mit den Daten zu bestätigten COVID-19-Todesfällen (7.083) decken, die beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet wurden.
Dies bedeutet aber nicht, dass alle zusätzlich gezählten Fälle in der Sterbefallstatistik an COVID-19 gestorben sind. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Die Grippewelle als ein möglicher Einflussfaktor gilt in diesem Jahr bereits seit Mitte März als beendet. Üblicherweise beeinflussen Grippewellen bis Mitte April die Sterblichkeit.
Ausmaß der Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering
Im europäischen Vergleich ist das Ausmaß der sogenannten Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering. Das Statistische Amt Frankreichs beispielsweise weist für den Zeitraum vom 1. März bis zum 20. April gegenüber 2019 eine um 27 % erhöhte Sterblichkeit aus. Das nationale Statistische Amt Italiens (Istat) berichtet sogar von einer um 49 % erhöhten Sterbefallzahl für den März 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019.
Die nationalen Statistischen Ämter Belgiens, Großbritanniens, der Niederlande, Österreichs, Portugals, Schwedens, der Schweiz und Spaniens stellen ebenso erhöhte Sterbefallzahlen fest. In vielen Ländern wurde der bisherige Höchststand bereits überschritten und das Ausmaß der Übersterblichkeit nimmt wie in Deutschland wieder ab. Keine auffälligen Veränderungen zu den Vorjahren wurden bislang in Norwegen und Tschechien beobachtet.
Die Angaben der hier genannten Staaten beruhen auf den jeweiligen nationalen Methoden und zeitlichen Abgrenzungen der Daten. Zum Teil beziehen sie sich auf das Meldedatum und nicht auf den tatsächlichen Todestag. Auch die Anteile fehlender Meldungen sind unterschiedlich und hängen stark von der Nähe zum aktuellen Datum ab.