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Freitag, April 26, 2024
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    Klimawandel, Coronavirus und Borkenkäfer

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    Das Coronavirus hat große Teile der Welt in einen vorübergehenen Stillstand versetzt. Viele Autos standen still und auf den sonst so vollen Bahnen fühlte man sich schon fast allein. Auch der Schiffs- und Flugzeugverkehr wurden soweit zurück gefahren, dass es nicht einmal mehr Kondensstreifen am Himmel gab. Hat das Virus unsere Umwelt gerettet? – Ein Kommentar von Stefan Pausitz

    Nein. Die Einschränkungen der Pandemie haben nur kurzfristig gezeigt, wie sehr der Mensch tagtäglich in die Umwelt eingreift. Theoretisch müsste der Ist-Zustand vom April/Mai ein Dauerzustand sein, sodass sich die Natur dauerhaft erholen kann. Der Klimawandel lässt sich auf keine Art und Weise aufhalten. Wir müssen versuchen, mit ihm zu leben und die Tragik des Wandels mindestens zu verringern.

    Nicht alles ist natürlich, was nach Natur aussieht

    Beweise, dass es nachhaltige Veränderungen in der Natur geben wird, erleben wir jeden Tag am eigenen Leib. Egal, ob wir an einer gelben statt grünen Wiese im Park vorbeischlendern, oder ob aufgrund der erhöhten Waldbrandgefahr kein romantisches Lagerfeuer oder Grillfest möglich ist. Doch nicht nur die sofort ersichtlichen Dinge sind es, die uns in Alarmbereitschaft versetzen sollten.

    Beispielsweise wird allein in Sachsen bis zum Jahresende der Borkenkäfer über 10.000 Hektar Wald vernichtet haben. Das liegt zum einen an den wunderbaren klimatischen Bedingungen für den Käfer, aber auch an der durch Menschenhand geschaffenen Monokultur in den Wäldern. Denn, auch wenn wir in den Wäldern Ruhe suchen, so ist ein Großteil von ihnen nur aus wirtschaftlichen Gründen entstanden – um ihn wieder zu roden und aufzuforsten. Natürlich kommt es da dem Borkenkäfer zugute, dass die Wirtschaft nur nach den einfachsten Kriterien, wie schneller und gerader Wachstum anpflanzt.

    Dramatische Auswirkung auf Holzwirtschaft

    Ist der Borkenkäfer einmal im Holz, so kann er großen Schaden anrichten. Der Wertverlust für das Holz ist immens. Nicht nur die Holzpreise auf den Holzmarkt fallen drastisch, sondern auch die durch den Borkenkäfer belasteten Hölzer sind viel anfälliger für extreme Wetterbedingungen. Dann knicken die Bäume einfach um. Aber auch gesunde Hölzer lassen sich aufgrund von Verfärbungen und dem damit einhergehenden Verschnitt nur noch zu 70% auf dem Markt verkaufen.

    Die sächsischen Gewerkschafter der IG BAU Nord-West-Sachsen fordern daher, mehr ArbeiterInnen einzustellen, um Waldschäden zu beheben und die Wälder klimagerecht umzugestalten. Ob die CDU-dominierte sächsische Landesregierung in Krisenzeiten auf diesen Vorschlag eingeht, ist nicht ersichtlich.

    • Perspektive-Autor seit 2019. Berichte von der ostdeutschen Provinz bis zur kritischen Infrastruktur. Lebt und arbeitet in Sachsen.

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