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Samstag, April 20, 2024
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    RWE-Trading-Trick: Wie der Kohle-Konzern an der “Klimawende” noch Profit macht

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    Erst Profit auf Kosten der Umwelt, in Zukunft Profit mit der „Klimawende“ – RWE scheint dies mit einem tiefen Griff in die Trading-Trickkiste zu glücken. So hat sich der Konzern mit günstigen CO2-Zertifikaten schon früh eingedeckt und sitzt nun auf Reserven im Wert von 10 bis 13 Milliarden Euro.

    Wie das Handelsblatt berichtet, hat der Energiekonzern RWE in den letzten Jahren eine hohe Zahl an CO2-Zertifikaten eingekauft. „Wir haben schon vor Jahren angefangen, uns im großen Stil mit Zertifikaten einzudecken, als die Preise im Keller waren“, berichtet demnach ein Ex-RWE-Manager.

    Ein CO2-Zertifikat berechtigt zum Ausstoß einer Tonne des Treibhausgases CO2. Dies kostet derzeit rund 60 Euro. Im vergangenen Jahr waren es im Schnitt nur 25 Euro, in den Jahren 2013 bis 2018 lag der Preis sogar bei nur 10 Euro.

    Der Energiekonzern will zwar nicht beziffern, wie viele CO2-Zertifikate er sich bis 2030 gesichert hat und zu welchen Preisen. Doch Analysten der Bank JP Morgan schätzen laut Handelsblatt, dass RWE sich aktuell Zertifikate für 200 Millionen Tonnen CO2 gesichert hat. Andere gehen sogar von noch höheren Zahlen aus.

    10 bis 13 Milliarden stille Reserven

    Nach Schätzungen der Investorengruppe Enkraft Capital liegen die aus den CO2-Zertifikaten und Derivaten resultierenden stillen Reserven zwischen zehn und 13 Milliarden Euro. Und das sei noch konservativ kalkuliert. Bei stillen Reserven handelt es sich um Teile des Eigenkapitals, die nicht in der Bilanz auftauchen (“still” sind).

    RWE sieht zumindest entspannt auf den sich erhöhenden CO2-Preis und hält in einem Bericht gegenüber der Klimaschutzorganisation Carbon Disclosure Project fest: „Die finanziellen Auswirkungen steigender CO2-Preise sind bis 2030 vollständig abgesichert“.

    Doch „die detaillierten Informationen dazu werden gut gehütet“, sagt Analyst Peter Crampton von Barclays: „Das ist ja auch politisch eher sensibel.“

    Warum?

    Auch wenn der Vorgang legal ist – er dürfte sowohl Klimaschützer:innen als auch Autofahrer:innen nicht gefallen.

    Erstere dürften sich darin bestätigt sehen, dass die großen Energiekonzerne nicht nur nur mit dem jahrzehntelangen klimaschädlichen verbrennen fossiler Energieträger sondern nun auch mit dem Ausstieg daraus eine goldene Nase verdienen – und RWE trotzdem noch immer mit 2,6 Milliarden Euro für den Kohleausstieg entschädigt wird.

    Menschen die auf ihr Auto angewiesen sind, müssen sich zudem durch steigende CO2-Bepreisung darauf einstellen, dass sich dies in Zukunft massiv in der Erhöhung von Kosten für Benzin niederschlagen wird. Und damit werden nicht nur Autofahrer:innen tiefer in die Tasche für Benzin greifen müssen, sondern auch alle alle anderen Menschen, da sich Güter, die beispielsweise über Autobahnen transportiert werden müssen, verteuern werden.

    Doch im Gegensatz zu Konzernen wie RWE mit findigen Trading-Abteilungen hat die Mehrheit der Deutschen keine Gelegenheit gehabt sich dagegen mit milliardenschweren Käufen von CO2-Zertikfikaten abzusichern.

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