Nachhaltige Anlagemöglichkeiten sind im Trend. Eine EU-Richtline ermöglicht, dass Fonds Pordukte ausschließen können, mit denen sie nichts zu tun haben, um sich nachhaltig nennen zu können. Ein Fonds für fossile Brennstoffe kann sich beispielsweise von der Waffenproduktion distanzieren und so Verbraucher:innen in die Irre führen.
ESG steht für “Environment, Social, Governance” und kennzeichnet Fonds, die angeblich “sozial und umwelttechnisch nachhaltig” angelegt sind. Was jedoch als gute Unternehmensführung oder klimaeffiziente Produktion gilt, ist Auslegungssache. Verschiedene Ratingagenturen haben eigene Standards und Kriterien, nach denen Investitionsmöglichkeiten bewertet werden.
Nach EU-Richtlinien darf sich ein Fonds dann nachhaltig nennen, wenn in den Anlegerinformationen definiert ist, was unter Nachhaltigkeit verstanden wird. Ein häufiges Ausschlusskriterium sind Investitionen in fossile Brennstoffe, aber auch in Rüstungsindustrien. Wenn also ein Fonds für Gas- und Kohleenergie angeboten wird, kann er als nachhaltig deklariert werden, wenn beispielsweise Investitionen in die Rüstungsindustrie ausgeschlossen werden.
Dass die Kennzeichnung wohl mehr dem Marketing als einer tatsächlichen Klassifizierung entspricht, hat eine gemeinsame Untersuchung der NGOs Facing Finance und Urgewald ergeben. Sie haben 2000 Fonds untersucht, die sich in der öffentlichen Kommunikation den ESG-Kriterien verschrieben haben.
Von 2.000 untersuchten Fonds beurteilen Facing Finance und Urgewald 104 als gänzlich unbelastet. 650 Angebote bezeichnen sich als nachhaltig, investieren jedoch auch in die klimaschädlichsten Industrien. Nachhaltigkeit im Titel zu tragen dürfte dabei lohnenswert sein, denn das junge Kriterium ist binnen kurzer Zeit sehr gefragt geworden.
Ein besonders erstaunliches Beispiel sei der Europe Energy ESG Screened ETF, ein Angebot der Deutsche Bank Tochter DWS. Der Fonds investiere ausschließlich in Öl und Gas, also fossile Energie. Es ist nicht unüblich, dass als nachhaltig gekennzeichnete Fonds zu geringen Teilen in fossile Brennstoffe investieren. Da der Fonds jedoch Nachhaltigkeit derart definiert, dass beispielsweise die Tabakindustrie nicht bedient wird, darf auch dieser Fonds sich nach EU-Richtlinie nachhaltig nennen.
Deswegen kritisieren die beiden NGOs nicht vor allen Dingen die Finanzdienstleister:innen, sondern die zuständige Gesetzgeberin, also die EU. Die EU-Offenlegungsverordnung ermöglicht, Fonds dadurch nachhaltig zu labeln, dass sie Industriezweige ausschließen, in die sie ohnehin nicht investieren.
Der Prozess, diese Regulierung zu präzisieren, läuft bereits. Doch die Mitlgiedsstaaten haben unterschiedliche Interessen in Bezug darauf, welche Energie als nachhaltig gelten darf.