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Mittwoch, April 24, 2024
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    Internationale Polizeioperation gegen Anonymisierungsdienst

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    Europol schaltete gemeinsam mit zehn anderen Ländern einen Internetdienstleister ab. “VPNLab” diente der Anonymisierung von Daten und war über vierzehn Jahre lange aktiv. Die Abschaltung des Projektes ist ein erneuter Schlag gegen die Möglichkeit, sich anonym im Internet zu bewegen.

    Am Montag schalteten die Polizeidirektion Hannover zusammen mit zehn anderen Ländern auf Initiative der Europol-Kampagne EMPACT („European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats“, dt. „europäische multidisziplinäre Plattform gegen kriminelle Bedrohungen“) das Projekt und den Internetdienstleister „VPNLab.net“ ab. Auf der Internetseite von VPNLab prangen nun mehrere Logos von internationalen Polizeistellen, eine Pressemitteilung und eine brennende Weltkugel.

    VPNLab diente dazu, sicher und anonym im Internet zu surfen. Mit dem dort stattgefundenen Angebot konnten nur die wenigstens Internetdienstleister mithalten, die die Anonymität von Daten im Internet wahren wollen. Das Projekt bot eine hohe Verschlüsselungsrate an und die Möglichkeit, sich von zu Hause im Internet so zu bewegen, dass der Betreiber der Website nicht mehr nachvollziehen kann, wo genau der Standort des Nutzers ist.

    Internetdienstleister bieten diesen Service für viel Geld im Internet an. Andere Dienstleister sind dabei beispielsweise nicht vertrauensvoll, wenn es um die Herausgabe von Daten geht. So gab beispielsweise der beliebte VPN-Dienstleister zur Nutzung von gesperrten youtube-Videos „hidemyass“ 2011 Nutzerdaten an das FBI weiter.

    Behörden gehen immer stärker gegen anonymes Internet vor

    Schon vor mehreren Jahren kündigte eine Reihe von Staaten an, vermehrt das Internet regulieren und kontrollieren zu wollen. Angela Merkels (CDU) berühmter Satz: „Das Internet ist für uns Neuland“ zeigte vor allem, dass der Staat nun auch dort mitmischen wollte.

    Es ist nicht zu verleugnen, dass über verschiedene Internetdienstleister auch kriminelle Machenschaften im Internet abgeschlossen werden können. Auch bei VPNLab waren die Nutzer:innen nicht immer nur „Internetfreiheitskämpfer:innen“. Einige Leute erpressten mit diesem Service tatsächlich wirtschaftliche Unternehmen oder Behörden.

    Ein Verbot bzw. Abschaltung müsste juristisch allerdings immer das letzte Mittel sein. Bei VPNLab zeigt das die Hilflosigkeit der Strafverfolgungsbehörden, die bis heute nur selten wissen, wer hinter den Angriffen stecken. Daher schalten die Behörden einen kompletten Dienstleister ab, um vermeintliche Erfolge präsentieren zu können. Immer wieder kommt dabei auch ein grundsätzliches Verbot von Verschlüsselungstechnologien in die Debatte. Doch das würde die Nutzer:innen sicher nicht davon abbringen. sich neue Wege zu suchen.

    Die immer weiter steigenden Zugriffszahlen bei Telegram, Tor oder anderen Projekten zur Verschleierung der eigenen Daten im Internet zeigen, dass sich immer mehr Menschen Gedanken über ihre Daten und deren Überwachung im Internet machen. Dabei dürften die meisten Menschen wahrscheinlich weniger Angst vor Hackerangriffen auf die eigenen Daten haben, als vor der Spionage und Überwachung durch große Technologiekonzerne und Behörden.

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