Der Einmarsch Russlands in die Ukraine brachte noch am selben Tag tausende Menschen in Deutschland auf die Straße, um gegen den Krieg zu protestieren. Die Internationale Jugend ist eine der Organisationen, die anti-imperialistische Demonstrationen in verschiedenen Städten mitorganisierte und schon seit mehreren Jahren gegen Krieg, Krise und Kapitalismus aktiv ist. Wir haben sie zum Interview über den Krieg und ihre Einschätzung der Lage in Deutschland getroffen.
Wie ist eure Position in der aktuellen Lage?
Wir denken, dass die aktuelle Lage sehr dynamisch ist. In der Ukraine, aber auch in Deutschland ändert sie sich Tag für Tag. Grundlegend ist für uns aber klar, dass wir uns weder auf die Seite der NATO oder Russlands stellen, denn beide wollen die Ukraine ausbeuten. Dieser Krieg ist schließlich ein Interessenkonflikt zwischen Großmächten und nicht der Feldzug eines größenwahnsinnigen Putin.
Stattdessen sind wir solidarisch mit den Arbeiter:innen, die unter diesem Krieg am meisten leiden und fordern deshalb auch keine Sanktionen. Schon jetzt können wir nämlich sehen, dass diese nicht Putin und Lawrow treffen, sondern die einfachen Menschen in Russland.
In Deutschland beziehen wir außerdem antimilitaristisch Position und stellen uns gegen die Aufrüstung.
Was bedeutet Antimilitarismus für euch?
Wir verstehen unter Antimilitarismus den Kampf gegen die Aufrüstung kapitalistischer Länder nach innen und außen. Das bedeutet, sich gegen das Sondervermögen für die Bundeswehr zu stellen, genau wie es bedeutet hat, sich gegen die neuen Polizeigesetze und das neue Versammlungsgesetz in Nordrhein-Westfalen zu stellen. Diese Politik dient schlussendlich demselben Zweck: Der Aufrechterhaltung der Herrschaft einiger weniger Kapitalist:innen, in Deutschland sowie international. Gerade für die Arbeiter:innenjugend war der Kampf dagegen in der Geschichte immer wieder sehr wichtig. Denn letztendlich waren es immer wieder junge Arbeiter:innen, die für die Profite deutscher Monopole in den Krieg geschickt wurden, um auf ihre Klassengeschwister zu schießen.
Wie schätzt ihr die Situation der Jugend in der BRD ein?
Viele haben noch nicht verstanden, was hier gerade passiert. Die Bundesregierung hat ein 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr beschlossen, Deutschland hat sich gegen ein Bündnis mit Russland entschieden, liefert Waffen an die Ukraine und geht jetzt voll in die Offensive, um sich Osteuropa noch weiter unter den Nagel zu reißen. Dafür sind die geplanten EU-Beitritte von Georgien, Moldawien und der Ukraine die neuesten Beispiele. Zu guter Letzt diskutiert man jetzt auch noch über die Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Klar ist, dass der deutsche Kapitalismus seine Interessen wieder verstärkt militärisch und offensiv durchsetzen will – und das auf Kosten der Jugend. Uns wurde jahrelang erzählt, dass es kein Geld für unsere Schulen geben würde, für den Krieg hat man es aber. Und wir sind es, die als Teil der deutschen Kriegsarmee unser Leben für die Interessen von Deutscher Bank, BASF, VW und Co. hergeben sollen.
Worin seht ihr eure Aufgabe als Jugendorganisation?
Unsere Aufgabe muss es jetzt sein, eine klassenkämpferische Antikriegsbewegung aufzubauen, die sich weder auf die Seite Deutschlands oder der USA noch auf die Seite Russlands stellt. Das ist nicht nur Aufgabe der Jugend, sondern aller Arbeiter:innen und Revolutionär:innen überhaupt.
Als Jugendorganisation ist es uns vor allem wichtig, gegen die Aufrüstung und die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht zu kämpfen. Denn wir werden das Ganze später mit Steuergeldern oder unserem Einsatz und Leben in der Bundeswehr bezahlen.
Wir wollen nicht der Bundesrepublik dienen, sondern für ein anderes Deutschland kämpfen, das nicht mehr Europa und den Rest der Welt unterwirft. In diesem Kampf haben wir nichts zu verlieren, denn dieses System bietet uns nichts anderes als Armut, Perspektivlosigkeit und Krieg. Unser Ziel ist eine Welt der Völkerfreundschaft, ohne Ausbeutung und Unterdrückung.
Die Internationale Jugend ist eine antikapitalistische Jugendorganisation, die in verschiedenen Städten in Deutschland aktiv ist.