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Zeitung für Solidarität und Widerstand

„Gemeinsam kämpfen und siegen! Wir müssen heute eine klassenkämpferische Arbeiter:innenbewegung aufbauen!“

Mitte April fand in Köln der Gründungskongress der Föderation klassenkämpferischer Organisationen statt. Rund 60 Mitglieder der Organisationen Betriebskampf, Frauenkollektiv, Internationale Jugend und Solidaritätsnetzwerk kamen aus zahlreichen Städten Deutschlands zusammen und diskutierten drei Tage lang über die politischen Grundlagen und die Struktur einer gemeinsamen Organisierung. Im folgenden Interview berichtet Nicole Freund aus dem neu gewählten Föderationsrat von den Plänen und Zielen der Föderation.

Warum habt ihr euch als verschiedene Organisationen zu einer Föderation zusammengeschlossen und was kann man sich überhaupt darunter vorstellen?

Bereits seit längerer Zeit haben die verschiedenen Organisationen, mit denen wir nun die Föderation klassenkämpferischer Organisationen gegründet haben, in verschiedenen Städten Deutschlands eng zusammen gearbeitet. Obwohl wir in der alltäglichen politischen Arbeit unterschiedliche Teile der Arbeiter:innenklasse als Zielgruppe haben, so kommen wir doch immer wieder auf der Straße zusammen, um für unsere gemeinsamen Interessen und gegen unsere gemeinsamen Probleme zu kämpfen.

Der Schritt hin zu einer gemeinsamen Organisierung durch die Gründung einer gemeinsamen Föderation ist dabei für uns die logische Folge, unsere bisherige Zusammenarbeit auf eine neue, höhere qualitative und quantitative Ebene zu heben. Mit der Föderation wollen wir unsere Kräfte vereinen und unsere Teilkämpfe verbinden zu einem Kampf für die Befreiung der Arbeiter:innenklasse als Ganzes. Dabei sehen wir eine Föderation für uns aktuell als die richtige Organisationsweise, in der die einzelnen Organisationen weiter selbstständig bestehen bleiben, aber unter einem gemeinsamen Dach zusammen kommen.

Welches konkrete Ziel verfolgt ihr mit diesem Zusammenschluss eurer Organisationen?

Mit der Gründung der Föderation klassenkämpferischer Organisationen wollen wir einen Beitrag leisten, die Zersplitterung und Unorganisiertheit unserer Klasse zu überwinden und einen Schritt hin zum Wiederaufbau einer vereinten klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung in Deutschland gehen.

Gründe das zu tun gibt es wohl mehr als genug: Die Folgen des Krieges in der Ukraine, ebenso wie der Corona-Pandemie, werden weltweit auf den Rücken der Arbeiter:innenklasse ausgetragen. Die seit Monaten anhaltenden Preissteigerungen erklettern bei immer mehr Waren seit Jahrzehnten ungekannte Höhen und führen international wie auch in Deutschland zu einer gigantischen Umverteilung von unten nach oben. Parallel häuft sich der Reichtum bei den Besitzer:innen großer Firmen und Monopole ins Unermessliche an.

Wir sehen, dass die politischen und ökonomischen Entwicklungen in Deutschland schon seit langem darauf drängen, dass mit aller Kraft am Wiederaufbau einer starken und vereinten klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung gearbeitet wird. Wir haben daher nun unsere Kräfte zusammengeschlossen, um an diesem Ziel zu arbeiten und unseren Beitrag zum Aufbau einer solchen Bewegung zu leisten. Dabei wissen wir natürlich, dass wir nicht die Einzigen sind, die daran arbeiten. Wir hoffen, dass die Gründung unserer Föderation auch bundesweit als Zeichen gegen Zersplitterung und Organisationslosigkeit verstanden wird und freuen uns über alle Menschen, die unser Ziel mit uns teilen und gemeinsam aktiv werden wollen.

Die vier Gründungsorganisationen haben ja sehr unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte. Wie kommt ihr da in eurer Arbeit konkret zusammen?

Ja das stimmt, die Arbeitsschwerpunkte der verschiedenen Mitgliedsorganisationen sind sehr unterschiedlich. Die Internationale Jugend richtet ihre Arbeit vor allem an Schüler:innen und Auszubildende, das Frauenkollektiv richtet sich ausschließlich an Frauen, das Solidaritätsnetzwerk arbeitet schwerpunktmäßig in Stadtteilen und Betriebskampf zu allen Themen rund um die Auseinandersetzungen in Betrieben und der Arbeitswelt. Diese Unterschiede sehen wir aber eben nicht als Problem, sondern das zahlt sich gerade in der gemeinsamen politischen Praxis aus.

Während wir uns also in unserer alltäglichen politischen Arbeit oft speziell auf eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe mit speziellen Problemen konzentrieren, wissen wir, dass die grundlegenden Probleme aus den herrschenden Produktions- und Eigentumsverhältnissen des Kapitalismus stammen. Diese können wir nur überwinden, wenn wir uns als Arbeiter:innenklasse gemeinsam organisieren. Um unsere verschiedenen Kämpfe und unsere Kräfte zu vereinigen, haben wir uns in der Föderation zusammengeschlossen. Durch unsere verschiedenen Arbeitsschwerpunkte können wir dann auch in unserer gemeinsamen Arbeit ganz konkret verschiedene Teile unserer Klasse gezielt ansprechen.

Als Arbeiterinnen und Arbeiter, als Frauen, Jugendliche, Rentner:innen, Migrant:innen, Menschen verschiedener Geschlechter und sexueller Identitäten, wollen wir dabei alles uns Trennende und Spaltende überwinden und als Klasse zusammen kommen, um für eine Zukunft zu kämpfen, in der wir selbst über unser Leben bestimmen können.

Uns eint dabei das gemeinsame Ziel, für eine Gesellschaft jenseits des kapitalistischen Ausbeutungssystems zu kämpfen. Und wir kämpfen für eine gesellschaftliche Zukunft, die nicht nach dem Profit großer Konzerne organisiert ist, sondern nach unseren Interessen und Bedürfnissen. Diese Gesellschaft ist der Sozialismus.

Wo werdet ihr als Föderation anzutreffen sein? Welche konkreten Kämpfe wollt ihr führen?

Unser Ziel ist es natürlich überall dort ansprechbar und organisiert zu sein, wo die Arbeiter:innenklasse anzutreffen ist. Das heißt, unsere Politik findet daher überall dort statt, wo wir Menschen aus unserer Klasse ansprechen können: In unseren Häusern, Vierteln, in den Betrieben, Unis und Schulen.

Aktuell gibt es Ortsgruppen der verschiedenen Mitgliedsorganisationen unserer Föderation in Berlin, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Köln, Leipzig, dem Ruhrgebiet und Wuppertal. Unser Ziel ist es natürlich in der kommenden Zeit weiter zu wachsen, in immer mehr Städten aktiv zu sein und so unseren Beitrag zur Schaffung einer starken bundesweiten Arbeiter:innenbewegung zu leisten.

Bei unserer politischen Arbeit setzen wir auf die Selbstorganisation von uns als Arbeiter:innenklasse und lehnen jedes Stellvertretertum ab. Für uns ist klar, dass wir unsere Probleme nur selbst lösen können, indem wir uns zusammenschließen und für unsere Rechte und Interessen einstehen.

Was seht ihr aktuell als eure drängendsten politischen Themen, die ihr als Föderation angehen wollt?

Im Mittelpunkt unserer politischen Arbeit wird in nächster Zeit sicher insbesondere der Kampf gegen die massiven Teuerungen und die durch den Krieg in der Ukraine befeuerte Militarisierung und steigende Weltkriegsgefahr stehen. Hier sehen wir es als unsere Aufgabe, der Stachel im Fleisch des deutschen Imperialismus zu sein und klar aufzuzeigen, dass unsere Interessen als Arbeiter:innenklasse denen der Bourgeoisie unversöhnlich gegenüber stehen. Unser Ziel ist es, eine Bewegung aufzubauen, die real die Angriffe auf unsere Klasse zurückschlagen und die Macht der Kapitalist:innen brechen kann.

In den Betrieben wird es darum gehen, die Teuerungen durch Lohnerhöhungen aufzufangen. Dazu müssen wir diese jedoch erst einmal erkämpfen. Dabei dürfen wir keine faulen Kompromisse bei den Tarifabschlüssen zulassen, wie dies in den vergangenen Jahren die DGB-Gewerkschaften immer wieder getan haben.

Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gesehen, wie aus der Arbeiter:innenklasse und kleinbürgerlichen Schichten spontane soziale Protestbewegungen entstanden sind, die sich weitgehend jenseits des typischen Milieus der politischen Widerstandsbewegung bewegten. Diese Bewegungen haben dabei oftmals dringende Bedürfnisse und Interessen unserer Klasse und kleiner Gewerbetreibenden ausgedrückt, waren jedoch meist ohne klare politische Führung. Dabei fallen unsere Interessen oft auch mit denen von kleinen Gewerbetreibenden oder etwa Soloselbständigen zusammen. Auch sie leiden aktuell zum Beispiel massiv unter den Preissteigerungen und werden dadurch an den Rande ihrer Existenz gedrängt. Hier gilt es für uns ebenso wie bei den Forderungen etwa von kleinen Ladenbesitzer:innen, kleinen Landwirtschafts- oder Handwerksunternehmen unsere gemeinsamen Interessen herauszuarbeiten und diese auf der Straße durchzusetzen.

Unsere Arbeit in der Arbeiter:innenklasse, in den Betrieben, Unis, Schulen, den Vierteln und Häusern wollen und müssen wir systematisch weiterentwickeln. Unsere Aufgabe wird es in der kommenden Zeit sein, dadurch unsere Verankerung in den verschiedenen Teilen der Arbeiter:innenklasse in Deutschland zu vertiefen und auszuweiten.

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