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Donnerstag, März 28, 2024
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    Getreidekrise: Mehr Waffen gegen den Hunger?

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    Aufgrund kriegerischer Handlungen Russlands sind ukrainische Häfen blockiert. Das bedroht die Nahrungsmittelversorgung weltweit. Indischer Weizen sollte die Lücken füllen, nun verbietet Indien den Weizenexport. Oberst a.D. Kiesewetter (CDU) fordert mehr Rüstung gegen eine Hungerkatastrophe.

    Die Ukraine ist für die Getreideversorgung weltweit relevant. Im vergangenen Jahr war das Land laut UN fünftgrößter Weizenexporteur und drittgrößter Lieferant von Gerste und Mais. Rund 90% der nationalen Exporte werden über die Häfen am Schwarzen Meer abgewickelt.

    Diese Häfen sind jedoch seit Kriegsbeginn umkämpft und werden durch die russische Schwarzmeerflotte blockiert. Die Ringen um die Hafenstadt Odessa ist auch deswegen so hart, weil dort versorgungsrelevante Mengen Getreide lagern: “Im ukrainischen Hafen von Odessa sind derzeit 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert. Das bedeutet Nahrung für Millionen von Menschen in der Welt, die vor allem in afrikanischen Ländern und im Nahen Osten dringend benötigt wird.”, erklärt Außenministerin Baerbock.

    Diplomatische Verhandlungen erachtet der ukrainische Außenminister als aussichtslos, wie er auf dem G7-Außenminister:innentreffen erklärte: “Russland bevorzugt den Krieg vor Verhandlungen”. Damit stützt er die Forderungen des Oberst a.D. und CDU-Verteidigungspolitikers Roderich Kiesewetter: “Wir wissen, dass Russland keinerlei Interesse an diplomatischen Verhandlungen hat.”

    Er schließt den Transport von Getreide über den Landweg aus: Er sei zu gefährlich, und ohnehin sei es nicht möglich, ausreichend große Mengen auf der Schiene zu transportieren. International gibt es deshalb Vorschläge, ukrainische Handelsschiffe durch Luft- und See-Eskorten der NATO zu begleiten. Dazu müssten allerdings die Hafenblockaden der russischen Schwarzmeerflotte durchbrochen werden. Jonathan Bentham, Experte für Militäranalyse am “Internationalen Institut für Strategische Studien” (IISS) in London erklärte dies für eine theoretisch gute Idee, in der Praxis wären die Folgen wohl gleichbedeutend mit einer NATO-gestützten Flugverbotszone.

    Kiesewetter zeichnet zwei mögliche Handlungsoptionen: Entweder die NATO trete aktiv in den Krieg ein, oder die NATO-Staaten, allen voran Deutschland, rüsteten die Ukraine “massivst” mit Waffen auf. “Der Krieg wird leider mit Waffen entschieden, deshalb sehe ich aktuell lediglich diese Möglichkeit, wenn die NATO weiterhin verhindern möchte, aktiv in den Krieg einzutreten.”

    Alternative Getreideversorgung

    Die Lage wird auch deswegen so dringlich, weil Indien als internationaler Getreideversorger kurzfristig wegfällt. Aufgrund einer unsicheren Nahrungsmittelversorgung im Land hatte die Regierung die Ausfuhr von Weizen vollständig verboten. Indien ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Weizen, exportiert aber nur einen geringen Anteil. Eine Hitzewelle sowie die internationalen Weizenpreisschwankungen gefährdeten nun die Versorgungssicherheit im Land selbst.

    Geopolitisch ist das auch deswegen bedeutsam, weil China über große Getreidevorräte verfügt. Für den chinesischen Exporthandel könnte eine Neuaufteilung der Abhängigkeiten auch eine Chance bedeuten, für Kiesewetter hingegen stellt sie eine Bedrohung dar.

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