Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft vor der dritten Verhandlungsrunde mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) zu weiteren Streiks auf. In der kommenden Woche vom 9. Bis 13. Mai soll durch Warnstreiks Druck aufgebaut werden.
Nachdem in den vergangenen Wochen vereinzelte Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet stattgefunden hatten, möchte ver.di kurz vor der Verhandlungsrunde am 16. und 17. Mai noch einmal Druck auf die Arbeitgeberverbände machen. In einer Pressemitteilung spricht die Gewerkschaft von Streiks, kleineren und größeren Kundgebungen und Aktionen, die in dieser Woche bundesweit in kommunalen Kitas, der Schulbetreuung und in den Sozialdiensten stattfinden sollen. Am Tag der Verhandlung selbst, dem 16. Mai, soll ein weiterer Streiktag stattfinden, an welchem auch in Potsdam vor den Räumlichkeiten der Verhandlung demonstriert werden soll.
Laut Gewerkschaft waren die im Februar und März diesen Jahres vorangegangenen zwei Tarifrunden erfolglos ausgegangen, weshalb ver.di-Vize Christine Behle von einer Ausweitung der Streiks spricht, sollten keine Ergebnisse erzielt werden können. In der vergangenen Woche hatten sich über 26.000 Erzieher:innen an den Streiks beteiligt, mehrere hunderte Kita waren deshalb geschlossen.
Bessere Arbeitsbedingungen
Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und mehr Gehalt für Erzieher:innen. Konkret meint dies eine Ausdehnung der Vor- und Nachbereitungszeit, eine Qualifizierung von Praxisianleiter:innen und eine neue Eingruppierung von Erzieher:innen, wodurch eine Steigerung des Lohns erwirkt wird.
VKA zeigt wenig Verständnis
Laut Wilfried Kley, Verbandsgeschäftsführer der kommunalen Arbeitgeberverbände, würde das aktuelle Einkommen der „sicher anstrengenden Tätigkeit durchaus gerecht“ werden. Er zeigte wenig Verständnis für die Forderungen der Erzieher:innen und betont, dass andere Berufe im kommunalen Bereich deutlich schlechter bezahlt werden würden. Außerdem seien in den vergangenen Tarifrunden maßgebliche Verbesserungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst vereinbart worden, die nun nicht weiter angehoben werden müssten.
Kürzung des Reallohns durch vergangenen Tarifverhandlungen
Tatsächlich hatten die letzten Tarifverhandlungen dafür gesorgt, dass Erzieher:innen eine faktische Kürzung des Reallohns erleiden mussten. Unter Berücksichtigung der Inflation, reichten die 2020 erwirkten Verbesserungen durch die Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienst nicht aus und sorgten im Gegenteil für eine Kürzung des Lohns.
Zudem fehlen laut Berechnungen des Deutschen Jugendinstituts aktuell über 173.000 Fachkräfte, bis 2025 soll diese Zahl allein in den Kitas auf 300.000 ansteigen. Erzieher:innen in ganz Deutschland kritisieren immer wieder, dass sie unter den Folgen einer massiven Unterbesetzung leiden und der niedrige Gehalt den Beruf unattraktiv mache, sodass nur wenige Menschen ihn überhaupt lernen und darin arbeiten wollen. Ver.di kritisierte, in der jüngsten Verhandlungsrunde seien die Vorschläge und Verbesserungen von den Arbeitgeber:innen „vom Tisch gewischt“ worden, weshalb die geplanten Streiks nicht vermeidbar seien.
Kritiker:innen bemängelten dennoch, dass die Forderungen der Gewerkschaften deutlich zu niedrig seien, da sie nicht einmal für einen Inflationsausgleich sorgen würden. Bei Berufsanfänger:innen würden die geforderte neue Eingruppierung für 2,2 Prozent mehr Gehalt sorgen. Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland allerdings bei 7,3 Prozent, so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr.