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Dienstag, Oktober 8, 2024
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    Hitze zwingt Frankreich Atomkraftwerke abzuschalten

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    In Frankreich werden rund zwei Drittel des erzeugten Stroms aus Kernenergie gewonnen. Nun müssen 30 der 56 Atomkraftwerke des Landes heruntergefahren werden. Grund dafür ist der Klimawandel mit der daraus folgenden Erwärmung der wichtigen Kühlwasser-Flüsse.

    Seit Jahrzehnten ist Frankreichs Energiestrategie auf Kernenergie ausgerichtet. So baute das Land 56 Atomkraftwerke, die jährlich etwa 63 Gigawatt Strom erzeugen. Damit sind etwa 70% des Strombedarfs im Land gedeckt. Hinzu kommt, dass Frankreich der weltweit größte Netto-Exporteur von Strom ist. Jedes Jahr erzielt das Land Einnahmen von rund 3 Milliarden Euro durch den Export von Strom.

    Doch nun zeigen sich neben dem Atommüll vermehrt weitere Schattenseiten dieser Energiepolitik: Die aktuellen Hitzewellen, Waldbrände und generellen Temperatursteigerungen zwingen das Land, immer mehr Meiler abzuschalten. Hinzu kommen Sanierungsarbeiten und Reparaturen an einigen Meilern, die den Betrieb weiter einschränken. Die Situation hat sich bereits so zugespitzt, dass sich die Menge an Strom, den das Land aus Kernenergie bezieht, fast halbiert hat.

    Zu warme Flüsse

    Damit man die Atomkraftwerke betreiben kann, braucht es eine Menge Kühlwasser. Daher werden die großen Meiler immer an Flüssen oder nah an der Küste gebaut. In der Regel erwartet man eine Nutzungsdauer von einigen Jahrzehnten, das heißt einige der französischen AKW wurden in den 80er Jahren oder sogar noch früher gebaut. Da man damals die Wirkungen des Klimawandels noch nicht richtig abgeschätzt hat, wurde nicht mit solch einer Notsituation gerechnet wie jetzt gerechnet.

    Aktuell ist das Wasser von einem der wichtigsten Flüsse, der Rhône, zu heiß für das Kühlen der AKW geworden. Es ist nicht mehr möglich, die Reaktoren zu kühlen, ohne dass das Wasser so heiß wird, dass es das Leben in den Gewässern auslöscht. Die Flüsse haben sich bereits auf bis zu 29 Grad Celsius aufgeheizt. Ab dieser Temperatur sterben Tiere wie etwa der Lachs und werden dann von den Flüssen mitgetrieben. Deshalb hat die Betreibergesellschaft Électricité de France (EDF) vor einigen Wochen damit begonnen, einige Reaktoren entlang der Rhône und einem zweiten großen Fluss im Süden, der Garonne, abzuschalten.

    Was folgt in den kommenden Jahren?

    Zwar sind das nicht die ersten erzwungenen Abschaltungen der Meiler – ähnliche Situationen hatte es 2018 und 2019 gegeben. Jedoch ist nicht klar, wie Frankreich mittelfristig das Problem in den Griff bekommen soll. Schon in diesem Jahr stelle man sich auf einen langen Sommer ein. Durch zu erwartende längere und heißere Sommer dürfte sich das Problem noch weiter zuspitzen.

    Im Februar 2022 hatte die Regierung verkündet, 6 neue Reaktoren zu bauen und mit den Planungen von 8 weiteren zu beginnen. Die Hoffnung der Regierung ist, dass bei modernisierten Reaktoren ein verbesserter Umgang mit der Kühlwasserproblematik gefunden wird. Hierbei befürchten Klimaschützer:innen allerdings, dass lediglich die Richtlinien aufgeweicht werden könnten.

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