Papst Franziskus suchte im Namen der katholischen Kirche nach Vergebung für die Gewalt, die die Kirche den indigenen Völkern auf heute kanadischem Gebiet angetan hat. Viele Völker kämpfen noch heute um den Schutz für ihr Land und lehnen die Entschuldigung ab.
„Bewahrt eure Traditionen, bewahrt euer Land“, richtet der Papst Franziskus sich an die Jugend der Indigenen, die heute auf kanadischem Gebiet leben. Viele Indigene, die eben dieses Land aktuell gegen die Trans Mountain Pipeline verteidigen, kritisieren seinen Auftritt auf das Schärfste.
Vor allem Frauengruppen der Secwepemc verteidigen militant das Land, in dem ihre Familien schon lange gelebt haben, bevor es den kanadischen Staat überhaupt gab.
Eine prominente Bewegung sind die „Tiny House Warriors“, die ihr Land besetzen, um es vor der Umweltzerstörung zu schützen. Dazu errichten sie kleine Häuser an den bedrohten Gebieten, um die 518 Kilometer langen Grenzen sichern zu können. Gleichzeitig leisten sie Aufklärungsarbeit über die traditionsreiche und fortwährende Gewalt, die der kanadische Staat in Zusammenarbeit mit christlichen Kirchen an den Indigenen der Region ausübt.
Bis zu den 1970ern starben in den kirchlich getragenen Einrichtungen mindestens 4.120 indigene Kinder, immer wieder werden Massengräber aufgedeckt. Tausende weitere sind bis heute ohne eine Spur verschwunden. Derzeit äußert sich die Gewalt vor allem in Repressionen, deren immense Kosten die Bewegung zu zermürben drohen. Die Aktivistinnen kritisieren den Auftritt des Papstes, der eine Entschuldigung darstellen sollte, deshalb heftig.
Eine Delegation ehemaliger Schüler:innen der sogenannten „Residential Schools“ – gewaltvolle und rassistische christliche Erziehungslager – nahm hingegen seine Entschuldigung entgegen und ehrte ihn mit einem traditionellen Kopfschmuck. Chief Wilton Littlechild, der selbst eine solche Residential School überlebte, übergab den Schmuck sogar persönlich.
„Der kanadische Staat und die katholische Kirche arbeiten zusammen, um eine Lügengeschichte von Vergebung zu erzählen!“, fasst Russ Diabo, Mitglied der Kahnawake Mohawk Gesellschaft in Kanada, die Kritik zusammen.