Neben den Wohnungslosen steigt auch die Zahl der Menschen, die in Deutschland auf die Versorgung durch die Tafeln angewiesen sind. Seit Jahresbeginn ist deren Anzahl um 50 Prozent gewachsen.
Durch die Tafeln werden so viele Menschen wie noch nie versorgt: 2 Millionen Menschen sind auf deren Hilfe angewiesen – so viele wie nie zuvor. Preisexplosion und Wirtschaftskrise sind dafür ausschlaggebend.
Laut dem Bundesverband der Tafeln in Deutschland musste jede dritte Einrichtung einen Aufnahmestopp verhängen, da es an Lebensmittel und Mitarbeiter:innen fehlte. Aktuell verteilten demnach beinahe alle Tafeln gespendete Lebensmittel an mehr Personen: 60,71% der Tafeln verzeichnen einen Zuwachs von bis zu 50% bei ihrer Kundschaft; 22,6% der Tafeln unterstützen bis zu doppelt so viele Menschen wie noch vor einem halben Jahr. Bei 7,59% hat sich die Zahl der Kundinnen und Kunden verdoppelt und bei 8,94% sogar mehr als verdoppelt.
Kund:innen sind vor allem Arbeitslose, Geringverdienende, Geflüchtete und Rentner:innen. Rund ein Drittel dieser Menschen sind Kinder und Jugendliche. Die gemeinnützige Hilfsorganisation bemängelt, dass die Politik im Zuge der Preisexplosion nicht genügend finanzielle Mittel bereitstelle, um die Armut im Land zu bekämpfen. Stattdessen würden staatliche Stellen ohne Rücksprache an die Tafeln verweisen:
„Es ist verantwortungslos, wenn Behörden Menschen zu einer Tafel schicken, ohne sich überhaupt zu erkundigen, ob die Tafel neue Kundinnen und Kunden aufnehmen kann“, erklärt der Vorsitzende Jochen Brühl. „Wir helfen, so viel wir können, aber bleiben ein Zusatzangebot. Dass alle Menschen in Deutschland genug zu essen und zu trinken haben, muss der Staat gewährleisten, nicht das Ehrenamt.“
Jochen Brühl weiter: „Schluss mit der Gießkanne, die Regierung muss Soforthilfen beschließen, die Armutsbetroffene gezielt erreichen. Wir fordern zudem für das angekündigte Bürgergeld armutsfeste Regelsätze von mindestens 678 Euro.“ Derzeit liegt der Regelsatz bei 449 Euro für alleinstehende Personen.
Neben der Teuerungen sei bereits durch die Pandemie das Armutsrisiko in Deutschland gestiegen. 13,8 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Vor der Pandemie waren es rund 13,2 Millionen.
Ebenfalls sei die Zahl der Wohnungslosen angestiegen, obwohl deren genaue Anzahl nur geschätzt werden kann: Knapp 180.000 Menschen in Deutschland müssen in Notunterkünften bzw. Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Menschen, die auf der Straße leben, können nicht erfasst werden, Schätzungen gehen aber von ungefähr weiteren 230.000 Personen aus.