In Nordostsyrien/Westkurdistan mehren sich seit Anfang September die Fälle der tödlichen Cholera-Krankheit. Dies könnte zur schlimmsten Cholera-Epidemie in Syrien seit Langem führen und stürzt das Land damit in die nächste Krise. Grund dafür ist vor allem die antikurdische Kriegspolitik der Türkei.
Aktuell steigen die Fallzahlen der Cholera in Nordostsyrien/Westkurdistan wöchentlich um mehrere hundert, knapp 6.000 Menschen sind erkrankt, zahlreiche gestorben.
Cholera ist eine Durchfallerkrankung, die bei Nichtbehandlung zu einer Austrocknung des Körpers führt und vor allem für Kinder und ältere Menschen lebensbedrohlich ist. Betroffene Regionen in Syrien sind aktuell vor allem Deir ez-Zor, Raqqa, Aleppo und die Provinz Hasakah. Da sich die Bakterien über Wasser und Nahrungsmittel verbreiten, bahnt sich hier bei fehlender Hilfe eine Katastrophe in Form einer Cholera-Epidemie an.
Medizinische Behandlungen sind kaum möglich
Es fehlen der Autonomieregierung von Nordostsyrien die notwendigen Medikamente, um Erkrankte zu behandeln. Der Leiter des Gesundheitsamts der Autonomieregierung, Jiwan Mustafa, wandte sich daher in einer Pressekonferenz Mitte September an die WHO, die „internationale Gemeinschaft“ und Nichtregierungsorganisationen und bat um Unterstützung durch Lieferungen von Medikamenten und Trinkwasser. Dabei liegt die Ursache des Problems in der faschistischen Politik des Nachbarlandes Türkei.
Türkei nutzt Wasser als Kriegswaffe gegen Kurd:innen
Seit dem Angriff gegen Rojava im Herbst 2019 und der Besetzung des Grenzstreifens von Nordostsyrien kontrolliert die Türkei wichtige Wasserinfrastruktur der kurdischen Autonomieregierung. Das Absperren der Trinkwasserversorgung z.B. durch das wichtigste Wasserwerk in der Region Hasakah ist dabei eines von vielen Kriegsverbrechen, das die Türkei in Nordostsyrien gegen die kurdische Bevölkerung begeht.
Auch das Wasser aus dem Fluss Euphrat und aus dem Tigris wird durch die Türkei zurückgehalten, die beide Flüsse durch Staudämme abgeschnitten hat. Der Euphrat und Tigris sind für die Region lebensnotwendig, da sie für Stromversorgung, Bewässerung von Feldern und als Trinkwasserlieferanten unverzichtbar sind.
Die türkischen Staudämme haben dazu geführt, dass der Euphrat kaum noch Wasser führt und deutlich an Stromstärke verloren hat. Dadurch staut sich in dem Fluss verdrecktes Wasser. Vor Kurzem wurden im Euphrat Cholera-Bakterien nachgewiesen. Etwa 8 Millionen Menschen sind jedoch darauf angewiesen, das Wasser aus dem Euphrat zu trinken. Felder müssen ebenfalls damit bewässert werden, wodurch Lebensmittel kontaminiert werden. Damit wird sich die Krankheit in Syrien schnell verbreiten.
Wasser wird von der türkischen Regierung damit bewusst als Kriegswaffe gegen die Kurdische Autonomieregierung in Nordostsyrien eingesetzt. Denn die Austrocknung führt zu Hungersnot und zur massiven Ausbreitung von Krankheiten wie jetzt der Cholera oder der von Sandmücken übertragenen Leishmaniose.
Für die Menschen in Nordostsyrien/Westkurdistan ist es deshalb jetzt überlebenswichtig, dass die Türkei das Trinkwasser aus dem Wasserwerk in Hasakah freigibt und den Euphrat und Tigris wieder mit den Wasseranteilen aus den Staudämmen speist, auf die die syrische Bevölkerung ein Recht hat. Während Jiwan Mustafa als Gesundheitsamtsleiter der Autonomieregierung in Rojava darauf hofft, dass die „internationale Gemeinschaft“ Rojava mit Druck auf die Türkei unterstützen wird, ist es fraglich, ob die erhoffte Hilfe durch westliche imperialistische Länder kommen wird. Denn diese haben die Kriegspolitik des NATO-Mitglieds Türkei bisher stets mitverantwortet.