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Jose Maria Sison, Gründungsmitglied der kommunistischen Partei der Philippinen, ist verstorben

Jose Maria Sison – genannt „Ka Joma“ – ist im Alter von 83 Jahren in den Niederlanden gestorben. Als Gründungsmitglied der kommunistischen Partei der Philippinen hatte er zentralen Anteil am Aufbau einer der größten kommunistischen Parteien weltweit. Noch heute kämpft diese mit Streiks in Städten und einer Guerilla auf dem Land.

Den Angaben des Zentralorgans der Kommunistischen Partei der Philippinen „Ang Bayan“ zufolge ist Jose Maria Sison am Abend des 16. Dezember in einem Krankenhaus in Utrecht (Niederlande) gestorben.

„Mit dem Tod von Ka Joma hat die Partei einen großen Führer verloren. Er gehört in der Tat zu den größten Filipinos des vergangenen Jahrhunderts, weil er den Marxismus-Leninismus-Maoismus meisterhaft und kreativ auf die Philippinen und die philippinische Revolution anwandte und dem philippinischen Volk die Kraft gab, die Zukunft des Landes zu gestalten und seine Bestrebungen nach nationaler Freiheit und Demokratie zu verwirklichen“, heißt es dazu in einer Erklärung des Zentralkomitees der Partei.

Weltweit sprachen kommunistische und revolutionäre Organisationen seinen Angehörigen ihr Beileid aus.

So schrieb die palästinensische Organisation Samidoun in ihrem Kondolenzschreiben: „Wir schließen uns dem philippinischen Volk, den Arbeitern und Bauern und Millionen von Genossen innerhalb und außerhalb der Philippinen an und betrauern den Verlust von Sison als Lehrer und Leitfigur.“

Auch erklärte die Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei Türkei/Kurdistan: „Seine internationalistischen Bemühungen und seine klaren Visionen darüber, wie man gegen einen faschistischen Staat kämpfen kann, indem man alle Mittel und Methoden des politischen Kampfes an verschiedenen Fronten einsetzt, werden in unserem Kampf immer in Erinnerung bleiben.“ Auch die linke türkische Partei HDP erklärte ihr Beileid.

Anführer der CPP

1968 war Jose Maria Sison Mitbegründer der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP). Er galt als Kritiker der sich an der damaligen Sowjetunion orientierten kommunistischen Parteien, die er als revisionistisch und korrupt ansah. Stattdessen orientierte sich die CPP an den Ideen des chinesischen Revolutionsführers Mao Tse-tung. Die Partei wurde schnell zu einer der führenden Kräfte im Kampf gegen den von den USA unterstützten Diktator Ferdinand Marcos und hatte Mitte der 1980er bereits über 16.000 Guerilleros, die bewaffnet für eine „neudemokratische Revolution“ kämpften.

1977 wurde er von der Marcos-Diktatur verhaftet. Während seiner Zeit im Gefängnis war er die meiste Zeit in Isolationshaft und zeitweise sogar an sein Bett gekettet. Nach dem Sturz von Marcos kam er 1986 frei. Friedensverhandlungen mit der neuen Regierung unter Corazon Aquino scheiterten jedoch, nachdem beim Mendiola-Massaker Regierungstruppen auf demonstrierende Bäuer:innen schossen und mindestens 12 Menschen töteten sowie weitere 51 verletzten.

Die CPP wuchs in dieser Zeit auf mehr als 25.000 kämpfende Guerilleros an. Ab 1987 wohnte Jose Maria Sison im Exil in den Niederlanden, da ihm auf den Philippinen eine weitere Verhaftung drohte.

Auch aus dem Exil heraus unterstützte er seine Partei weiter in einer beratenden Funktion. Nachdem die CPP im Jahr 2002 – auf Druck der USA – zur Terrororganisation erklärt worden war, wurde er 2007 zwar verhaftet, von einem niederländischen Gericht jedoch freigesprochen.

2019 erklärte der faschistische Präsident Rodrigo Duterte Friedensverhandlungen mit der CPP erneut für beendet. Sie bleibt mit laut eigener Angaben 150.000 Mitgliedern eine der größten kämpfenden kommunistische Parteien der Welt.

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