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Donnerstag, April 25, 2024
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    Fünf große Ölkonzerne verdoppeln ihre Gewinne auf rund 200.000.000.000 US-$

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    Im letzten Jahr sind die Preise für verschiedene Güter wie Gas, Strom, aber auch Öl und Benzin zum Teil massiv gestiegen. Nun zeigt sich: Während die Verbraucher:innen ärmer werden, erzielen die Größen der Ölindustrie wie Exxon, Shell, BP oder Total Rekordgewinne. Weil Öl so profitabel ist, werden sogar die eigenen Klimaschutz-Ziele kassiert.

    Erdöl gilt nach wie vor als wichtigster Rohstoff moderner kapitalistischer Produktion: Öl ist nicht nur höchst relevant für die Herstellung von Treibstoffen wie Benzin, das Millionen Menschen brauchen um jeden Morgen zur Arbeit zu kommen, ihre Familie zu besuchen oder mit LKW’s Produkte zu transportieren. Auch für viele Farben, Lacke, Kunststoffe, Reinigungsmittel, Medikamente, Kleidung oder Kosmetika bildet Erdöl die Basis. Eine Verteuerung des Erdöls führt dementsprechend auch zu einer Verteuerung dieser Produkte, was viele Menschen im letzten Jahr in ihrem Geldbeutel spüren konnten.

    Nun wird aber deutlich, dass die Preisexplosion im Erdölbereich nicht unbedingt nur auf die Teuerungen zurückzuführen ist, sondern vor allem auch darauf, dass große Ölunternehmen ihre Gewinne massiv erhöhen wollten.

    Total steigert Profit um fast 30 Prozent

    So konnte im vergangenen Jahr der französische Energiekonzern TotalEnergies einen Gewinnanstieg von 28% auf 20,5 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Und das, obwohl sich das Unternehmen im Schluss-Quartal aus einem russischen Gasunternehmen zurückzog und dafür milliardenschwere Abschreibungen tätigte. Das gab der Konzern selbst am Mittwoch bekannt.

    Das Unternehmen gibt einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn von 36,2 Milliarden US-Dollar an – das bedeutet, dass er sich im letzten Jahr verdoppelt hat. Als “Sondereffekte” werden in diesem Zusammenhang in der Regel bezeichnet: Zukäufe von anderen Unternehmen, Restrukturierungen oder externe Faktoren wie Naturkatastrophen oder steigende Rohstoffpreise. Vereinfacht formuliert bezeichnen sie alle einmaligen, außerordentlichen Aufwände und Erträge.

    Schlussdividende angehoben

    Dass trotz der Abschreibungen 28% Gewinnsteigerung erzielt werden konnte, zeigt noch einmal plastisch, in welchem Maße der Ölkonzern 2022 seine Gewinne steigern konnte. Auf Grundlage dessen hat der TotalEnergies Vorstand eine Schlussdividende von 0,74 Euro pro Aktie angekündigt.

    “Schlussdividenden” sind die Dividenden, die von einer Aktiengesellschaft am Ende des Jahres ausgeschüttet werden, wenn alle Zwischendividenden ausgezahlt wurden. “Dividenden” insgesamt bezeichnen den Anteil am Jahresgewinn einer Aktiengesellschaft, der auf die Aktionäre entsprechend der Anzahl ihrer Aktien entfällt.

    Durch diese Erhöhung der Schlussdividende stieg die reguläre Ausschüttung auf 2,81 Euro pro Aktie. Darüber hinaus plant der Konzern im ersten Quartal des Jahres 2023, Aktien im Wert von zwei Milliarden US-Dollar zurück zu kaufen.

    Shell und B.P (ehemals britisch Petroleum) ziehen nach

    Mit seinen Rekordgewinnen steht TotalEnergies unter den Ölkonzernen nicht alleine da: auch Shell und BP ziehen mit ähnlich hohen Profiten nach. Der britisch-niederländische Konzern Shell hat das bisher beste Geschäftsergebnis seiner Geschichte erreicht. Er hat seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr auf fast 40 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Auch der britische Konkurrent BP hat seinen Gewinn mit rund 28 Milliarden US-Dollar mehr als verzweifacht.

    US-Unternehmen hinken ihren europäischen Kollegen in nichts hinterher: Mit einem Nettogewinn von 56 Milliarden US-Dollar steigerte der US-Ölriese Exxon seinen Gewinn um rund 140% im Vergleich zum Vorjahr. Er erzielte das höchste Ergebnis seit dem über 140-jährigen Bestehen des Unternehmens. Und Chevron, ebenfalls ein US-amerikanischer Konzern, verdoppelte seine Gewinne auf 35,5 Milliarden US-Dollar.

    Woher kommen die Mega-Gewinne?

    Expert:innen schätzen, dass die fünf größten Ölkonzerne Exxon, Chevron, BP, Shell und Total im letzten Jahr zusammengenommen Profite im Wert von circa 200 Milliarden US-Dollar gemacht haben.

    Ein Grund dafür ist, dass die Ölkonzerne im letzten Jahr ihre Gewinnmargen erhöht haben: Zu Aprilbeginn letzten Jahres veröffentlichte die NGO “Greenpeace” eine Studie, in der sich zeigt: Die Ölpreise für Verbraucher:innen sind nicht nur durch erhöhte Einkaufspreise gestiegen, sondern auch deshalb, weil Ölkonzerne die Preise künstlich erhöhten, um Extraprofite zu erzielen.

    Einen weiterer Faktor stelle die momentan verringerte Produktion dar: So haben einige der Konzerne die Förderanlagen, die sie wegen des Nachfrage-Einbruchs in der Pandemie stilllegten, noch nicht wieder in Betrieb genommen.

    Profite statt Klimaschutz

    Als Reaktion auf die hohen Profite, die man im letzten Jahr mit Öl erwirtschaften konnte, hat der Konzern BP seine Klimaziele nach unten hin korrigiert. Der Konzern möchte seine Ölförderung bis 2030 nur noch um 25% im Vergleich zum Vorjahr kürzen. Ursprünglich war eine Kürzung von 40% angekündigt.

    International stoßen die hohen Gewinne der Ölkonzerne auf vielfältige Kritik. So warfen unter anderem französische Gewerkschaften und Umweltschützer dem Konzern TotalEnergies vor, sich auf dem Rücken der Umwelt zu bereichern. Zugleich würde die Belegschaft kaum etwas von den Gewinnen im Geldbeutel spüren.

    Auch in Deutschland hagelt es Kritik, unter anderem aus den Reihen der Linkspartei. Der Linken-Co-Parteivorsitzende Martin Schirdewan wirft der Bundesregierung vor, die Gewinne der Ölkonzerne durch Maßnahmen wie z.B. den Tankrabatt noch zusätzlich gesteigert zu haben. Im Rahmen des Tankrabatts ging ein Großteil als direkte Subvention an die Konzerne. Die endlich geplante Übergewinn-Abschöpfung hingegen sei zu niedrig und greife zu spät.

    Die Übergewinn-Steuer wurde von der EU im September letzten Jahres beschlossen. Der Konzern Exxon hat bereits angekündigt, die Steuer juristisch anzufechten.

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