Der Chemiekonzern BASF will weltweit 2.600 Arbeitsplätze streichen, davon gut zwei Drittel in Deutschland. Besonders betroffen ist das Stammwerk in Ludwigshafen. Grund dafür seien laut Vorstand angeblich die gestiegenen Energiepreise sowie zu hohe Produktionskosten in Europa. Zum Ausgleich soll ein großer Teil der Produktion nach China verlagert werden.
Das weltweit führende Chemiemonopol BASF plant nach eigenen Angaben den Abbau von 2.600 Stellen weltweit, davon rund 65% in Deutschland. Besonders betroffen ist das BASF Stammwerk in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Hier sollen 700 Arbeiter:innen entlassen werden. Geschlossen würden unter anderem eine Düngemittelanlage sowie eine erst vor wenigen Jahren gebaute Anlage zur Herstellung des Kunststoffvorprodukts TDI, in deren Bau damals eine Milliarde Euro investiert wurde. Auch in der Forschung, Verwaltung und im Service soll es Entlassungen und Kürzungen geben.
Verlagerung der Produktion nach China
Der Stellenabbau in Deutschland soll mit der Verlagerung der Arbeitsplätze nach China und dem dortigen Bau eines 10 Milliarden Euro teuren Großbetriebes ausgeglichen werden. Der Komplex soll nach den Standorten Antwerpen und Ludwigshafen der drittgrößte Betrieb des Konzerns und ein Modell für zukünftige Investitionen werden.
Angesichts des sich abzeichnenden zwischenimperialistischen Konflikts der NATO-Länder mit China sehen einige dies als äußerst riskant. So soll nach Angaben des Spiegel auch BASF-Vorstandsmitglied Saori Dubourg im Vorstand gegen den Bau des Werkes in China gestimmt haben. Sie verließ vergangene Woche überraschend den Konzern
Trotz Krise drei Milliarden Euro für Aktionär:innen
Als Ursache für die Massenentlassungen werden unter anderem der Ukraine-Krieg und der damit verbundene Wegfall des russischen Markts und die hohen Energiepreise angegeben. Doch dies ist, bestenfalls, nur ein Teil des Grunds.
Trotz des Krieges hat der Konzern nur rund ein Zehntel weniger Gewinn gemacht als erwartet und die geplante Gewinnbeteiligung von drei Milliarden Euro, die bald an Aktionär:innen ausgezahlt werden soll, lässt ebenfalls an den angeblich notwendigen Sparmaßnahmen zweifeln. Zudem sind die Gaspreise mittlerweile unter das Niveau vor dem Krieg gesunken.
Stattdessen wurde wahrscheinlich ein günstiger Zeitpunkt gewählt, den im Vergleich zu China teuren Industriestandort Deutschland zumindest teilweise hinter sich zu lassen. BASF-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller, der sich politisch im Wirtschaftsbeirat der Grünen beteiligt und in der Vergangenheit von der Partei hoch gelobt wurde, kritisierte die hohen Kosten an europäischen Standorten sowie Genehmigungsverfahren und Regulierungen insbesondere zum Umweltschutz, unter denen die “Wettbewerbsfähigkeit” des Konzerns leide.
Kritik von Gewerkschaft
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ist gegen die Entlassungen. Sie fordert mehr Investitionen in den Standort Ludwigshafen und sieht die jahrelangen Einsparungen des Konzerns insbesondere im Bereich der Aus- und Weiterbildung als hauptverantwortlich für die Probleme im Betrieb.
In ihrem Positionspapier spricht sie über eine “Große Zukunftsangst”, die derzeit am Standort in Ludwigshafen herrsche und betont, dass die “Standortsicherheit” und die Zukunft der dort tätigen Arbeiter:innen wichtiger sein sollte als eine „Profitmaximierung“.
Zudem befürchten sie, dass die Entlassungen zu einer noch höheren Arbeitsbelastung der verbleibenden Arbeiter:innen führen könnte, vor allem, da es dem Standort ohnehin schon an Fachkräften mangelt. Laut Betriebsratsvorsitzender Sinischa Horvat wird “Jeder und jede gebraucht.“
Auch könnte laut IG BCE die Verlagerung der Produktion nach China zu Lieferengpässen in Deutschland führen, wie es in der Vergangenheit schon in der Automobil- und Pharmaindustrie der Fall war.
Allgemein bleibt das Positionspapier jedoch wenig kämpferisch. Es wird hauptsächlich an die Konzernleitung appelliert. Konkrete Pläne oder Ideen, wie die Entlassungen von den Arbeiter:innen selbst verhindert werden können, sind in der Stellungnahmer nicht zu finden.
Von Seiten der bürgerlichen Parteien blieb die Kritik hingegen komplett aus.: Danielle Schmitt (FDP) unterstützt die Forderungen nach weniger Regulierung, während die CDU sogar staatliche Unterstützung für den immer noch immens profitablen Konzern fordert. Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und ihr Parteikollege Alexander Schweitzer beschränken sich derweil darauf, zu hoffen, dass die Entlassungen „sozialpartnerschaftlich“ abgewickelt werden können.