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Berlin: Frau in Bordell tot aufgefunden

In einem Bordell in einer Wohnung im Berliner Stadtteil Friedrichshain wurde eine Frau tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, politische Organisationen organisierten ein Gedenken.

In einem Bordell in einer Berliner Wohnung ist eine Frau vermutlich getötet worden. Die Leiche der bislang unbekannten Frau wurde am Montag in einem Wohnungsbordell im Erdgeschoss gefunden. Aufgrund der Umstände und da die Leiche der Frau Anzeichen körperlicher Gewalteinwirkung aufweist, wird von einem Tötungsdelikt ausgegangen. Die Polizei schaltete bereits die Mordkommission ein.

Der Vermieter der Wohnung hatte das Bordell deren Angaben zufolge am Montag zusammen mit einem Bekannten betreten und die Leiche der Frau gefunden. Sie sollte am Dienstag obduziert werden. Bei der toten Person handelt es sich um eine Frau asiatischer Herkunft. Wie alt sie war und ob sie dort als Prostituierte arbeitete, wurde von der Polizei bis jetzt nicht mitgeteilt.

Nachdem die Nachricht vom Tod der Frau bekannt wurde, führte die Frauenorganisation Zora am Dienstag spontan eine Gedenkundgebung durch, bei der der verstorbenen Frau mit Blumen gedacht wurde. Des Weiteren wurde auf der Kundgebung auf Gewalt an Frauen und auf Femizide, also Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, aufmerksam gemacht.

17 Femizide – Man(n) tötet nicht aus Liebe

Eine Anwohnerin berichtete, dass die Frau tatsächlich in der Prostitution gearbeitet haben soll und dass es ich bei dem mutmaßlichen Täter um einen ehemaligen Freier handele, der der Frau vorgeworfen habe, ihn bestohlen zu haben. Er soll der Anwohnerin zufolge schon mehrfach das Haus besucht haben, wobei es zu verbalen Ausschreitungen gekommen sei. Bisher sind diese Angaben noch nicht bestätigt.

Dass es sich um einen Femizid handelt, ist allerdings nicht unwahrscheinlich. In Deutschland kommt es etwa jeden dritten Tag zur Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Besonders Frauen in der Prostitution sind in Deutschland alltäglich starker Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. In diesem Gewerbe arbeiten zu einem überwiegenden Anteil Migrantinnen aus ärmeren Ländern, die der Prostitution aus ökonomischem oder teilweise auch direktem Zwang nachgehen.

78% der Frauen in der Prostitution geben an, Angst vor der Gewalt durch Freier zu haben, 95% erfuhren schon sexuelle Belästigung, 80-90% verbalen Missbrauch und soziale Geringschätzung. Und 60 bis 75% wurden Studien in mehreren Ländern zufolge in der Prostitution vergewaltigt. Auch die Gefahr, als Frau im Prostitutionsgewerbe getötet zu werden, liegt um das ungefähr Achtfache über dem allgemeinen bundesdeutschen Durchschnitt.

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