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Samstag, Mai 11, 2024
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    Arbeitsbedingungen in der Pflege zu schlecht: nun sollen Arbeiter:innen aus Brasilien her

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    Deutschland hat ein Pflegefachkräfte-Problem. Um das zu lösen, wollen sich Hubertus Heil und Annalena Baerbock nach Brasilien aufmachen. Die Stiftung „Patientenschutz“ bemerkt kritisch, dass die Lösung des Problems auch in Deutschland liegen könnte. Dafür bräuchte es nämlich einfach nur bessere Arbeitsbedingungen.

    Arbeitsminister Hubertus Heil und Außenministerin Annalena Baerbock wollen gemeinsam im Juni nach Brasilien reisen. Ihr Ziel wird es sein, von dort junge und frisch ausgebildete Pflegekräfte nach Deutschland zu holen. Denn in Brasilien gäbe es „mehr junge und gut ausgebildete Menschen, als der dortige Arbeitsmarkt aufnehmen kann“, so der Arbeitsminister.

    Nicht nur Brasilien

    Derweil rührt Hubertus Heil auch in einigen anderen Ländern die Werbetrommel: Im März hatte er Ghana einen Besuch abgestattet. Zusammen mit der Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und  Entwicklung, Svenja Schulze, und EU-Botschafter Irchad Razaaly weihte er dort in Accra ein Migrationszentrum der EU ein.

    Weitere Länder sollen nun folgen, solche wie Tunesien, Marokko, Ägypten oder eben Brasilien. Mit Mexiko und Indonesien wurden bereits Absprachen getroffen. Dabei geht es den Minister:innen besonders um stark ausgebeutete und schwach entwickelte Länder.

    „Win-Win-Win“ meint Heil

    Mehrfach sprechen die Gesandten des deutschen Imperialismus deshalb von einer dreifachen Win-Situation, wenn es um Fachkräfte-Migration geht: Denn sowohl das Emigrationsland, das Immigrationsland als auch die Migrant:innen selbst würden dabei gewinnen, so Heil. Das Emigrationsland bekäme Unterstützung bei der Ausbildung, Deutschland erhielte die dringend benötigten Fachkräfte und die Migrant:innen gut bezahlte und sichere Jobs.

    Was hier beschrieben wird, ist auch als „Brain-Drain“ bekannt. Das ist eine Taktik von reichen, imperialistischen Staaten, bei der ausgebildete Fachkräfte, die „Brains“, aus ökonomisch schwächeren und abhängigen Ländern abgeworben werden. Daraus folgen schwere Probleme für die Emigrationsländer, denn die teuer ausgebildeten Arbeiter:innen wandern alle aus.

    Kritik von „Patientenschutz“

    Während sich Heil auf die Suche nach neuen Fachkräften ins Ausland begibt, kritisiert die „Deutsche Stiftung Patientenschutz“ das Vorhaben. „In den nächsten zehn bis zwölf Jahren werden über 500.000 Pflegefachkräfte in Rente gehen“ meinte der Vorstand Eugen Brysch. Und laut Bundesagentur für Arbeit wurden 2022 gerade einmal 656 Fachkräfte aus dem nicht-europäischen Ausland angeworben.

    Die Lösung, so die Stiftung, liege also nicht in der Anwerbung weit entfernter Fachkräfte, sondern in der Besserung der Arbeitsbedingungen vor Ort: Gerade die unsicheren und „flexiblen“ Arbeitszeiten demotivierten enorm.

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